Fürstenfeldbruck:Ein Kunstpreis zur Erinnerung

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Zur Inspiration der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler haben die Organisatoren im Erdgeschoss der Hauesler-Villa eine Werkschau mit Arbeiten von Karl Trautmann aufgebaut. (Foto: Günther Reger)

Die Kester-Haeusler-Stiftung vergibt zum zweiten Mal eine Auszeichnung zu Ehren des malenden Ortschronisten Karl Trautmann

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Er ist ein wichtiger Chronist der Kreisstadt im 20. Jahrhundert. Und doch gehört Karl Trautmann zu den weniger bekannten Künstlern des Landkreises. Das mag auch daran liegen, dass er ein eher in sich gekehrter Mensch war, seine Motive und sein Stil nie spektakulär oder avantgardistisch. Und doch hat kaum ein zweiter das bürgerliche und künstlerische Fürstenfeldbruck seit den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts so aufmerksam begleitet und festgehalten wie der 1901 geborene Trautmann. Um an ihn zu erinnern und ihn bekannter zu machen, lobt die Kester-Haeusler-Stiftung, die seinen Nachlass verwaltet, nun zum zweiten Mal den Karl-Trautmann-Kunstpreis aus.

Eingeladen daran teilzunehmen, sind allerdings nur die Mitglieder der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck. Trautmann war von 1961 bis 1976 selbst Vorsitzender der Vereinigung, der er Jahrzehnte lang verbunden war. Das Thema des Wettbewerbs lautet "Grenzen in Raum und Zeit". Es soll an das Motto des ersten Trautmann-Preises 2011 erinnern, das damals "Lebensräume" lautete. Trautmann selbst hat sich in seiner Kunst weitgehend räumlich auf den Landkreis begrenzt und zeitlich auf das Jetzt. Den Teilnehmern des Wettbewerbs bietet sich also viel Raum, das Thema zu interpretieren und sich zu eigenen Arbeiten inspirieren zu lassen. Bis zum 17. Januar haben sie Zeit, ihre Ideen als Konzept an die Jury zu schicken. Zehn bis 15 davon werden ausgewählt und sollen umgesetzt werden. Gezeigt werden die Werke vom 29. April an im Haus 10. An jenem Abend findet auch die Preisverleihung statt.

Zur Inspiration der Künstler haben die Organisatoren in der Hauesler-Villa eine Werkschau mit Arbeiten von Trautmann zusammengestellt, die in der kommenden Woche am Dienstag und Mittwoch, 28. und 29. Dezember, jeweils von 11.30 bis 14.30 Uhr öffentlich zugänglich ist. Sie zeigt drei verschiedene Themen von Trautmann: Interieur- und Landschaftsgemälde und Grafiken. Die Interieurs, die wohl im Haus seiner Förderin Lady Ashton entstanden sind, zeigen seine ausgeprägte Leidenschaft für Details und Komposition. Die Exaktheit, mit der er etwa die Muster der großen Bodenteppiche wiedergibt, ist beeindruckend und zeugt von seinem großen handwerklichen Talent, das er unter anderem während seines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Franz von Stuck und Adolf Schinnerer entwickeln konnte. Zuvor hat er nach einer Malerlehre jeweils für ein Semester die Kunstgewerbeschulen in seiner Geburtsstadt Nürnberg und auch in München besucht.

Während diese Innendarstellungen stilistisch eher Impressionismus und Naturalismus zugeordnet werden können, neigt er in seinen Landschaftsaufnahmen eher Pointillismus. In ihnen geht es weniger um Exaktheit, als darum, die besondere Stimmung von Zeit und Ort einzufangen. Besonders heraus sticht dabei das Gemälde einer weis aufblühenden Strauchgruppe vor der Rückansicht der barocken Klosterkirche. Wer die Darstellungen betrachtet, wird schnell erkennen, welche zum Teil heute noch ähnlichen aussehenden Motive Trautmann gewählt hat. Zu finden ist auch ein Blick aus dem Garten auf die Hauesler-Villa. Trautmann war dort häufiger und gern gesehener Gast. Er war ein enger Freund der beiden Stifterinnen Gabriele und Mirjam Haeusler und hat ihnen seinen Nachlass vermacht. Diese wiederum haben der Stiftung den Auftrag erteilt, die Werke auszustellen und somit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Werkschau ist also eine gute Möglichkeit, sich mit dem selten gezeigten und doch so sehenswerten Maler Karl Trautmann vertraut zu machen.

Werkschau Karl Trautmann, Haeusler-Villa, Dachauer Straße 61, Fürstenfeldbruck. Zu sehen Dienstag und Mittwoch, 28. und 29. Dezember, jeweils von 11.30 bis 14.30 Uhr. Es gilt die 2 G-plus-Regel.

© SZ vom 27.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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