Fürstenfeldbruck:Ein Getränk für den guten Zweck

Lesezeit: 3 min

Klosterstüberlbesitzer Martin Peter und seine Frau Birgit Bartels-Peter haben die Spendenaktion organisiert. (Foto: Günther Reger)

Mit Hilfe einer Spendenaktion sammelt das Brucker Klosterstüberl für einen schwerkranken Buben

Von Lisa Severin, Fürstenfeldbruck

Das Getränk "Vincent Spritz" war Teil der Karte des Klosterstüberls in Fürstenfeldbruck - aber nur für kurze Zeit. Denn hinter dem fruchtigen Holunder-Drink, der auch vorzüglich schmeckt, steckt mehr als nur ein Genussmittel: Es geht hier um eine große Spendenaktion, die von den Besitzern des Restaurants, Martin Peter und Birgit Bartels-Peter, ins Leben gerufen wurde. Der Erlös der verkauften Getränke wird an einen kranken Jungen namens Vincent gespendet.

Vincent Stübinger ist gerade einmal zehn Jahre alt und musste schon sehr viel ertragen. Seine Diagnose: Kraniopharyngeom - es ist der medizinische Begriff für eine gutartige Form eines Gehirntumors. Seit seiner Geburt trägt der Junge den Tumor in sich. Diese Zellansammlung stirbt in den meisten Fällen ab, in wenigen aber auch nicht. Das kann lebensbedrohliche Konsequenzen haben. So war es auch bei Vincent. "Er hatte immer wieder üble Kopfschmerzen, musste sich übergeben und hatte einen außergewöhnlichen Tag-Nacht-Rhythmus", sagt seine Mutter Gritt Stübinger. Voriges Jahr im Juli kam es dann zur traurigen Erkenntnis: Nachdem der Junge im Garten zusammenbrach, wurde er sofort ins Krankenhaus eingeliefert und musste notoperiert werden. Erst dabei haben die Ärzte den Tumor gefunden. Nach einer Zeit des Hoffens und Bangens erfolgte vier Wochen später die zweite große Operation. "Anfangs hat unser Sohn die Welt nicht mehr verstanden", sagt die Mutter. "Großes Drumherum-Reden half dann nicht und wir haben erkannt, dass wir ihm die Tatsachen offen und ehrlich erklären müssen. Er nahm es besser auf als erwartet und reagierte eigentlich ganz cool." Nach zwei langen Monaten im Krankenhaus durfte Vincent endlich wieder nach Hause und war außer Lebensgefahr - für ihn hat sich seitdem dennoch viel verändert: Sein Alltag ist bestimmt von der Einnahme starker Medikamente, die kleinste körperliche Anstrengung wird zur großen Hürde und die Folgen der Operation hemmen nach wie vor seine geistige Entwicklung. "Obwohl er zehn Jahre alt ist, fiel er auf den Stand eines sieben Jährigen.

Aber Vincent gibt nicht auf. Er ist wirklich tapfer." Erst über die Hilfsorganisation "Stunde des Herzens" kam Birgit Bartels-Peter auf die Idee, dem kleinen Jungen zu helfen. "Stunde des Herzens" hat sich zum Ziel gesetzt armen, kranken oder behinderten Kindern zu helfen: zu 100 Prozent ehrenamtlich und zu 100 Prozent transparent. Ein Botschafter der Organisation ist Jumbo Schreiner, auch bekannt als "XXL-Tester" bei ProSieben. "Wir sind schon seit langer Zeit mit ihm befreundet. Im Februar kam Jumbo zu Besuch und erzählte uns vom Schicksal des Jungen", berichtet Birgit Bartels-Peter. "Er hat uns mit seinem Tatendrang so mitgezogen, dass wir ihm auch unbedingt helfen wollten." Und das tate das Ehepaar dann auch. Die Grundüberlegung: Wie kann man überhaupt spenden? Und was kann man dafür verkaufen? Das Paar einigte sich auf ein Getränk. Zweiter Gedanke: Welches soll es sein? "Wir haben uns gedacht, dass es alkoholfrei sein soll, da es ja einem Kind gewidmet ist", so Bartels-Peter. "Zudem muss es bei den Kunden gut ankommen." Nach viel Grübelei entschieden sie sich für einen erfrischenden Drink, der auf Alkohol verzichtet und an den Sommertrend "Hugo" erinnert. Der passende Name: "Vincent Spritz". Seit etwa drei Wochen wird fließig verkauft. "Wir sind gespannt, was für ein Betrag zusammenkommt", sagt Bartels-Peter. Dabei sei es jetzt schon mehr, als sie erwartet hatten. Denn es wurde nicht nur "Vincent Spritz" verkauft, auch unfassbar viele spontane Spenden hätte es bisher gegeben. Die Resonanz sei überwältigend, die Menschen vollkommen begeistert. In dieser Woche soll die Übergabe der Spenden stattfinden, zu der Vincent mit seiner Familie nach Fürstenfeldbruck kommen wird. "Das Geld brauchen wir für Medizin und Klamotten, da Vincent innerhalb kurzer Zeit von den Medikamenten extrem zugenommen hat", erklärt Stübinger. Denn die Krankenkassen zahlen nur das Notwendigste und das reicht für den Jungen nicht aus. "Und wenn wir schon mal im Klosterstüberl sind, gönnen wir uns vielleicht ein gutes Essen. Das konnten wir schon sehr lange nicht mehr leisten." Auch Jumbo Schreiner wird mit von der Partie sein. Und es wird spannend werden, denn was Jumbo nicht weiß: Vincent ist ein riesen Fan. Es wird also ein einmaliger Moment für alle werden.

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: