Brucker Wohnungslosenunterkunft:Ein Dach über dem Kopf

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Tanja Fees (mitte) führt die Gäste durch die Einrichtung. (Foto: Günther Reger)

Die Wohnungslosenunterkunft in Fürstenfeldbruck feiert ihr 20-jähriges Bestehen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Susanne Meier nippt langsam an einem großen Becher mit Eiskaffee. Das kühle Getränk passt genau zu dem heißen Tag. Die 67-Jährige sitzt ruhig auf einer der Bänke im Innenhof der Wohnungslosenunterkunft in der Kapuzinerstraße von Fürstenfeldbruck. Eigentlich gibt es was zu feiern: Seit 20 Jahren gibt es die Kap, wie die Einrichtung der Caritas, die sich um obdachlos gewordene Menschen kümmert, von allen genannt wird. Doch der Frau, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist nicht allzu sehr nach feiern zumute. Seit einem Monat beansprucht sie eines der acht Betten, die die Kap als Notunterkunft bereit hält. Sie ist derzeit dort die einzige Frau. Ihr innigster Wunsch: "So schnell wie möglich wieder selbständig sein", sagt sie.

Die Mitarbeiter im Kap helfen ihr nach Kräften dabei. Tanja Fees, die Leiterin der Wohnungslosenhilfe, und die beiden Sozialpädagoginnen Juliane Rother und Lidiya Grubmüller beraten ihre Klienten, wie Fees die Frauen und Männer nennt, die in ihre Einrichtung kommen, bei der Suche nach einer Wohnung und einer Arbeitsstelle, aber auch bei persönlichen Schwierigkeiten, bei Gesundheits- und Suchtproblemen, bei der Kontaktaufnahme mit Angehörigen und Ämtern, bei der Beschaffung von Ausweispapieren oder auch bei der Einrichtung einer Postadresse. Dabei "zeigt sich ein immer höherer Bedarf an tagesstrukturierenden Maßnahmen", schreibt Fees im Jahresbericht für 2014.

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(Foto: Günther Reger)

Leiterin Tanja Fees begrüßt am Donnerstagnachmittag die Gäste bei bestem Sommerwetter zum Fest.

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(Foto: Günther Reger)

20 Jahre Wohnungslosenunterkunft in der Kapuzinerstraße in Fürstenfeldbruck: Zum Fest ist drinnen in der Teestube ein Kuchenbuffet aufgebaut.

Neben der Beratungsstelle und der Notunterkunft sowie einer Übergangswohnung, in der ein Wohnungsloser bis zu sechs Monate bleiben kann, bietet die Obdachlosenstelle auch die Möglichkeit, sich dort tagsüber aufzuhalten. Fees und ihre Kolleginnen führen die Besucher an diesem Donnerstag, an dem das alljährliche Sommerfest und das 20-jährige Bestehen gefeiert werden, durch die Räume, zeigen die vier Zimmer mit den acht Schlafplätzen, die Dusch- und Waschgelegenheiten, die Teestube mit Selbstversorgerküche und den Hinterhof, den Joschi Borchart, Nicole Schuster und Sabrina Burk jüngst in liebevoller Kleinarbeit in einen gemütlichen Freisitz verwandelt haben. Schon kommt die nächste Besuchergruppe und Tanja Fees ist überrascht und begeistert zugleich: "So ein Ansturm." Es schauen Mitarbeiter der Städte und Gemeinden vorbei wie Peter Söllinger von der Sozialverwaltung der Stadt Olching oder Stephan Zenk, der Sachgebietsleiter im Bürgerbüro der Stadt Fürstenfeldbruck. Er wollte die Gelegenheit nutzen, sich die Örtlichkeit mal anzusehen, "ohne groß zu stören", sagt Zenk.

Beim Rundgang durch die Zimmer erzählt Fees, wie sehr die Einrichtung auf Spenden angewiesen ist. Sie zeigt die alten von der Bundeswehr überlassenen Feldbetten und Spinde. Dank der Kolpingfamilie würde es neue Matrazen und Schränke geben, der Christentreff spendete im Vorjahr neue Radiatoren. "Wir wollen es ein bisschen gemütlicher machen. Die Leute wissen das zu schätzen", sagt Fees. Draußen im Hof an der Kapuzinerstraße sitzen die Besucher derweil unter Sonnenschirmen bei Eiskaffee und Kuchen zusammen, später wird gegrillt. Auch ehrenamtliche Helfer wie Peter Hoffmann sind gekommen. Hoffmann, der immer wieder als Nachtdienst einspringt, hatte sich vor allem darum gekümmert, Spender zu finden, die das Sommerfest-Buffet bestücken.

Ehrenamtliche wie Hoffmann braucht die Kap dringend. Deshalb liegt auch ein Zettel aus, mit dem um neue Helfer geworben werden soll. Man brauche Menschen, die Gespräche mit den Teestubenbesuchern führen, die Essen und Getränke ausgeben, die bisweilen gemeinsam mit den Wohnungslosen kochen oder bei Bedarf auch die Kap-Hausordnung durchsetzen. "Akzeptanz und Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen in besonderen Lebenslagen" werde erwartet, heißt es weiter.

Die mussten auch die Nachbarn aufbringen. In der Anfangszeit habe es schon Vorbehalte gegeben gegen eine solche Einrichtung inmitten der Stadt, weiß Fees. Inzwischen aber sei die Kap "anerkannt und von den Nachbarn akzeptiert". Das gehe soweit, dass beispielsweise an Weihnachten Nachbarn auch mit Stollen vorbei kämen.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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