Fürstenfeldbruck:Ein bisschen zum Fürchten

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Gleich schnappt er zu - oder auch nicht. Manche Kinder schwanken angesichts der Größe der Dino-Figuren in der Ausstellung auf dem Brucker Volksfestplatz zwischen Ehrfurcht und Heiterkeit. (Foto: Günther Reger)

Auf dem Volksfestplatz macht eine Ausstellung mit Dinosaurier-Figuren Station. Die Schau wirbt mit Superlativen und bietet für Erwachsene ein wenig Auffrischung des Allgemeinwissens. Richtig gruseln tun sich nur die Vorschulkinder

Von Isolde Ruhdorfer, Fürstenfeldbruck

Sie sind Giganten der Urzeit, sie sind eigentlich ausgestorben, doch jetzt kommen sie nach 65 Millionen Jahren zurück. Die Dinosaurier. Das zumindest versprechen die Werbeplakate rund um den Brucker Volksfestplatz. "Umwerfend realistisch", steht da zu lesen. Damit sind die etwa 50 Figuren gemeint, die auf dem Volksfestplatz ausgestellt sind. Einige sollen "lebensgroß" sein, der Größte ist immerhin etwa 30 Meter lang.

Zwei Zelte gibt es, in denen die ältesten der Figuren stehen. Sie stammen aus dem Filmpark Babelsberg und wurden 1954 aus Styropor gefertigt. Die übrigen Dinos sind aus Polyester und über ein umzäuntes Areal verteilt. Es gibt Schautafeln, die Fakten zu den verschiedenen Arten liefern oder erklären, wie die Dinosaurier vermutlich ausgestorben sind. Eine Ausstellung der Superlative soll es sein. Das merkt man schon an den Infotafeln: "Größter Angeber" steht da zum Beispiel, oder "Größtes Nest". "Der Berühmteste" ist natürlich der Tyrannosaurus rex, den man gleich sechs Mal auf dem Gelände findet. Wirklich spektakulär ist die Ausstellung nicht.

Aber es reicht, dass sich die Kinder, meistens zwischen zwei und acht Jahren alt, ein bisschen gruseln. Einige klammern sich an die Hände ihrer Eltern und bestaunen die Dinos. Die fletschen die Zähne, haben manchmal eine abgerissene Klaue im Maul, sind ansonsten aber harmlos und bleiben brav an ihrem Platz. Nur zwei Figuren bewegen sich. Genauer gesagt, wackeln sie hin und her. Einschüchternd ist da eher das raubtierhafte Brüllen und Knurren, das aus den Lautsprechern dröhnt. "Ich hab Angst", sagt ein etwa fünfjähriger Bub gleich am Eingang. Währenddessen stürmt eine Gruppe Gleichaltriger an ihm vorbei und betastet begeistert den "Fleischklumpen", der einem Tyrannosaurus aus dem Maul hängt.

Ein bisschen fürchten soll man sich auch. Deshalb dominieren auf den Infotafeln Wörter wie "schrecklich", "furchteinflößend" oder "blutrünstig". "Das gehört dazu", sagt Mario Sperlich, der mit seinen drei Kindern die Ausstellung betreibt. "Dinosaurier waren gefährlich. Die müssen furchteinflößend ausschauen." Schließlich soll man etwas dazulernen. "Die Kinder sollen sehen, was früher da war", so Sperlich. Deshalb gibt es neben den Dinosaurierfiguren auch kleine Modellskelette und einen Dokumentarfilm zu sehen. Weil Kinder oft lieber anfassen, als schauen, gibt es kleine Dinos, auf denen man reiten und klettern kann. Das ist auf den regulären Ausstellungsstücken nämlich nicht erlaubt. Drückt man auf die Tasten eines besonderen Keyboards, ertönt ein Grollen, Grunzen, Zischen oder Fauchen - die Soundeffekte aus dem Film "Jurassic Park". Außerdem gibt es noch eine "Ausgrabungsstätte", in der man wie ein echter Archäologe mit Pinseln eine "Knochenplatte" freilegen kann.

Wie genau die Dinosaurier aussahen, also Farbe und Musterung der Haut, weiß man nicht. Fossile Überreste geben lediglich Informationen über Größe und Knochenbau. Man kann nur vermuten, mit welchen Farben sich die Dinosaurier ihrer Umgebung angepasst haben. Auch, welche Geräusche sie von sich gaben, weiß heute niemand. Das Keyboard mit den Dinosauriergeräuschen ist also mehr Spielerei als Wissenschaft. Auf den Infotafeln steht oft "vielleicht" und "möglicherweise". Man weiß eben nicht alles von den Echsen, die heute so faszinieren. Vieles ist eine Vermutung. Darum gehört vielleicht ein bisschen Fantasie dazu, um sich vorstellen zu können, wie die steif herumstehenden Figuren vor mehr als 65 Millionen Jahren wohl ausgesehen haben könnten. "Kommen Sie mit auf diese Zeitreise", sagt der Sprecher des Dokumentarfilms am Anfang. Erwachsene tun sich bei dieser Ausstellung ein bisschen schwer, auf Zeitreise zu gehen. Aber es geht ja um die Kinder. Und denen reicht schon eine große Figur, zusammen mit bedrohlichem Grollen aus dem Lautsprecher, um hinter den Eltern in Deckung zu gehen. Für sie sind an diesem Wochenende die Giganten wirklich zum Leben erwacht.

© SZ vom 03.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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