Fürstenfeldbruck:Ein Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung

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Gerhard Kohlfürst, Inhaber des Fürstenfelder, ist froh, in der Krise nicht alleine gelassen zu werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Restaurantbetreiber Gerhard Kohlfürst gibt übriges Mittagessen in einer "Wunderbox" billig ab

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Es ist unvermeidbar, dass in Gastronomiebetrieben aufgrund unkalkulierbarer Nachfrage und strenger Hygiene- und Produktvorschriften am ende des Tages viele Speiseabfälle anfallen. Gerhard Kohlfürst, unter anderem Geschäftsführer des bio-zertifizierten Restaurants "Fürstenfelder" auf dem ehemaligen Klostergelände in Fürstenfeldbruck, ist diese Verschwendung von Lebensmitteln schon immer ein Dorn im Auge. Um möglichst wenig der zubereiteten Speisen in die Abfalltonne werfen zu müssen, bietet Fürstenfelder nun seit kurzem alles, was vom täglichen Mittags-Lunch-Buffet übrig bleibt und zum späteren Verzehr noch geeignet ist, günstig daher zur Abholung an.

Dazu nutzt Fürstenfelder eine Idee von "Too good to go", was in etwa bedeutet: "Zu gut zum Wegwerfen". Wer sich die App "Too good to go" auf den Computer oder auf sein Smartphone herunterlädt, trifft auf eine "Wunderbox", in der mehrere Gastronomiebetriebe ihre unvermeidbaren "Überproduktionen" an Speisen anbieten, Man kann dann dort seine Bestellung aufgeben. "Dieses wunderbare, aber eben unverkaufte Essen wandert dann in eine Box, die wir für 4,50 Euro abholbereit schonend verpacken", so Kohlfürst. Es sei nicht abschätzbar, ob und wie viel täglich von Fisch, Fleisch oder von warmen oder kalten Beilegen wie Salaten übrig bleibt, daher seien die "Wunderboxen" täglich anders gefüllt.

Laut Kohlfürst werden sie von den Köchen die Gerichte aber so "menüartig" zusammengestellt, dass sie auch zusammenpassen. "So entsteht eine Win-Win-Win-Situation: Leckeres Essen zum deutlich reduzierten Preis für die Kundschaft, weniger Verschwendung für den Betrieb und Ressourcenschonung für die Umwelt", heißt es in der Projektbeschreibung. "Wir wollen der Lebensmittelverschwendung vorbeugen", erklärt Kohlfürst. Ein weiterer Grund sei es, den Produzenten der überwiegend ökologisch erzeugten oder der Bio-Lebensmittel sowie denen, die daraus köstliche Speisen zaubern, eine gewisse Wertschätzung für ihre Arbeit erkennen zu lassen. "Beim täglich frischen Lunch-Buffet für den großen oder kleinen Hunger bleibt immer etwas übrig, denn etwas ausgehen zu lassen, würden die Gäste nicht verzeihen", so der Geschäftsführer.

Fürstenfelder habe sich zum nachhaltigem Wirtschaften verpflichtet, "worunter wir einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wie Lebensmitteln und Energie verstehen". "Um unser umweltverträgliches Handeln zu optimieren, probieren wir immer wieder Neues aus und stellen Altes in Frage", so Kohlfürst. Jede Möglichkeit, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, helfe der Umwelt und sei gut gegen den Klimawandel. Laut Welthungerhilfe, die die Verschwendung von Lebensmitteln als "Dekadenz des Überflusses" geißelt, werden alleine in der Bundesrepublik jedes Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Davon seien etwa 21 Prozent auf "zu große Bereitstellungen und Portionen in der Gastronomie" zurückzuführen. Das sind ungefähr 55 Kilogramm pro Kopf im Jahr.

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, werden weltweit 1,3 Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet, wobei gleichzeitig 821,6 Millionen Menschen nicht genug zu essen haben und hungern. "Essen retten" vor der Abfalltonne sei zwar nur ein kleiner Beitrag, aber einer, der zur Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung beitragen kann" glaubt Kohlfürst. Seit Juli seien schon etwa 200 Wunderboxen bestellt und abgeholt worden. " Die Resonanz ist sehr positiv, das Angebot wird gut angenommen", freut sich Geschäftsführer Kohlfürst.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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