Fürstenfeldbruck:Ehrenamt und Haftung

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190 Zuhörer informieren sich über Versicherungsschutz

Von Maren Jensen, Fürstenfeldbruck

Flüchtlingshilfe, Altenpflege oder Mitarbeit im Tierheim: Längst sind ehrenamtliche Helfer nicht mehr ausschließlich mit der klassischen Vereinsarbeit beschäftigt. Aus diesem Grund rücken zunehmend rechtliche Fragen in den Fokus: Wann haftet der Verein? Was passiert, wenn es zu einem Unfall auf dem Weg zur ehrenamtlichen Tätigkeit kommt? Und vor allen Dingen: Wann werde ich persönlich mit meinem Privatvermögen haftbar gemacht? Auf all diese Fragen gab am Dienstagabend der Jurist Christian Forster von der Versicherungskammer Bayern eine Antwort. Im Sitzungssaal des Landratsamtes erklärte er in einem einstündigen Vortrag den rund 190 Teilnehmern die Bedeutsamkeit eines Versicherungsschutzes im Ehrenamt.

Seit April 2007 ist in Bayern ein Sammel-Haftpflicht- und ein Sammel-Unfallversicherungsvertrag für ehrenamtlich Tätige in Kraft getreten. Mit den von der Staatsregierung und der Versicherungskammer Bayern abgeschlossenen Verträgen sollen die ehrenamtlich Tätigen in den überwiegend kleinen, rechtlich unselbstständigen Initiativen, Gruppen und Projekten geschützt werden. Sollte sich ein Mitarbeiter während seiner Tätigkeit beispielsweise ein Bein brechen, fällt dies unter den Versicherungsschutz und er müsste trotz Ehrenamt nicht selbst dafür aufkommen.

Trotzdem sei eine private Unfallversicherung weiterhin sinnvoll, unterstreicht Forster. Der gebotene Versicherungsschutz der bayerischen Haft- und Unfallversicherung sei nämlich nachrangig, was bedeute, dass eine zusätzlich bestehende Haftpflicht- oder Unfallversicherung, gesetzlich oder privat, im Schadensfalle vorgehe. Beispielsweise würde ein Sachschaden lediglich im Bereich von 20 bis 500 Euro übernommen werden. Versichert sind alle Ehrenamtlichen, die in Bayern tätig sind oder dessen Tätigkeit von Bayern ausgeht. Trotzdem seien Vereine weiterhin in der Pflicht, den Helfern einen Versicherungsschutz zu bieten.

Unterstützt wurde Forster am Abend von seinem Kollegen Manfred Koch. Seit zwei Jahren informiert er über das Thema.

Die Organisation des Abends übernahm die Verwaltungsfachwirtin Andreja Schmid. "Ich kümmere mich unter anderem um den Bereich Bürgerschaftliches Engagement. Deshalb habe ich mich gefragt, was die Bürger besonders interessieren könnte", sagt sie. Speziell in den letzten Wochen seien zum Ehrenamt vermehrt Fragen zur Haftung und zum Versicherungsschutz im Landratsamt eingegangen. "Das Interesse dafür war wirklich enorm, aus diesem Grund wollten wir Unklarheiten aus dem Weg räumen", bestätigt Pressesprecherin Ines Roellecke.

Mit der Veranstaltung sollte das ehenamtliche Engagement nicht nur gewürdigt, sondern auch unterstützt werden. "Was würden wir ohne Ehrenamt machen", fragt Schmid.

Unter den Teilnehmern befanden sich sowohl schon ehrenamtlich tätige, als auch solche, die sich erst in Zukunft verstärkt dafür einsetzten wollen. "Ich arbeite seit Jahren als freiwillige Helferin. Es macht mir einfach Spaß, da ich sehr viel von den Menschen, denen ich helfe, zurück bekomme", erzählt Birgit Retsch von der Arbeiterwohlfahrt. "Wenn man einmal damit angefangen hat, dann hört man auch nicht mehr auf damit". Mit weiteren Ehrenamtlichen organisiert sie Vorträge, Tanzabende für Senioren und unterstützt dabei die Bewirtung. "Nun möchte ich mich informieren, wie ich geschützt bin, falls etwas passieren sollte", sagt sie.

Ein weiterer Gast war zudem die Dritte Bürgermeisterin aus der Gemeinde Oberschweinbach, Claudia Steber. Die CSU-Aktivistin möchte sich in Zukunft vermehrt ehrenamtlich betätigen. "Ich plane mittlerweile schon viele Geburtstagsfeiern und bin auch schon lange Mitglied in Vereinen. Es macht mir großen Spaß und ich möchte mich in Zukunft mehr sozial engagieren", sagt sie. Am Ende der Veranstaltung wirkten alle Teilnehmer sichtlich zufrieden. "Ich glaube, dass wir durch diese Veranstaltungen mehr Klarheit schaffen", so Roellecke.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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