Fürstenfeldbruck:Ebenmäßige Klangvorstellung

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Der Philharmonische Chor Fürstenfeld erntet mit barockem Weihnachtskonzert freundlichen Applaus

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Das Motto des sehr gut besuchten Konzerts des Philharmonischen Chores Fürstenfeld am zweiten Weihnachtsfeiertag im Stadtsaal könnte man mit "Gloria" zusammenfassen. Ausgehend vom Bericht des Evangelisten Lukas über die Geburt Jesu in der Heiligen Nacht verfolgten alle Werke aus dem Barock das Ziel, dieses Geschehen musikalisch zu illustrieren und dadurch Gott zu loben. Mit dem Philharmonischen Chor Fürstenfeld musizierte gemeinsam das Seraphin Ensemble München. Als Vokalsolisten waren Maria Pitsch (Sopran), Luise Höcker (Alt), Andreas Hirtreiter (Tenor) und Andreas Burkhart (Bass) zu hören. Die Gesamtleitung hatte Andreas Obermayer.

Antonio Vivaldis "Gloria" ist sicher seine populärste Kirchenkomposition und weist stiltechnisch viele Verbindungslinien zu seinen Solokonzerten auf. Im Eingangssatz "Gloria in excelsis Deo" konnte der mit gut siebzig Sängern besetzte Chor seine Stärken gut ausspielen: Lange Töne, die in homogenem Legato aneinandergesetzt wurden, fügten sich so zu veritablen Bögen zusammen. Das Orchester lieferte dazu eine präzise Begleitung, die mit kürzeren Notenwerten in klanglicher Entsprechung zum Chor stand. In der nächsten Nummer, "Et in terra pax hominibus", setzte der Dirigent die gleichen Schwerpunkte. Da die Stimmen hier allerdings imitatorisch geführt wurden, entstand dennoch ein weitgehend homofoner Klangeindruck. Der dadurch fast choralartige Gestus wirkte sehr flächig und in seiner dynamischen Steigerung geschlossen. Es fehlte ihm aber eine vitale Komponente, die man im weitesten Sinn in Anlehnung an den Text mit "Freude" hätte assoziieren können, da eine differenzierte Arbeit am Text und damit an der Deklamation kaum auszumachen war. So wirkten kompositorische Kontraste hier, aber auch in der Schlussfuge "Cum Sancto Spiritu", nivelliert, was zu Lasten des strahlend-festlichen Gesamteindrucks ging.

Die konzertierenden Elemente in den solistischen Nummern waren solide musiziert und von den beiden Solistinnen ganz adäquat umgesetzt: So ergänzten sich beide Stimmen in "Laudamus te" sinnfällig zu weicher Streicherbegleitung. Klangschön gelang auch die Verzahnung zwischen der sonoren Linie der Altistin und den präzisen Choreinwürfen in "Domine Deus, Agnus Dei". Die Instrumente breiteten unter den Sängern dafür einen beständigen Klangteppich aus.

Georg Friedrich Händels Oratorium "Messiah" ist das populärste Werk des Komponisten in dieser Gattung. Der erste Teil, der die Geburt Jesu thematisiert, erklang nach der Pause. Wie aus entrückter Entfernung gestaltete Andreas Hirtreiter das einleitende Accompagnato "Comfort ye", und traf dabei den schmalen Grat zwischen sinnlicher Tonempfindung und absoluter rhythmischer Präzision. In Andreas Burkhart war später ein Bass zu hören, bei dem das Zusammenspiel aus schlank-flexibler Tongebung und strukturgebender Textgestaltung als geradezu ideal zu erleben war. Einen Höhepunkt hatte der Chor im Satz "And he shall purify", dessen anspruchsvolle Koloraturen gut bewältigt waren. Für "His yoke is easy" hätte man sich eine Orientierung im Hinblick auf klare Strukturen an den Solisten gewünscht.

Das Konzert war eröffnet worden mit dem Concerto grosso in g-Moll op. 6 Nr. 8 von Arcangelo Corelli, das aufgrund des wiegenden Schlusssatzes den Titel "fatto per la notte di natale" erhielt. Andreas Obermayer favorisierte eine sehr ebenmäßige Klangvorstellung, deren Dichte zu einem raumfüllenden Klangeindruck führte. Die Wahl organischer Tempi und die kammermusikalisch kleine Besetzung des Orchesters verstärkten den intimen Charakter. Leider fehlten oft dirigentische Impulse an musikalisch entscheidenden Stellen, so dass Phrasenanfänge und -enden nicht immer präzise abgestimmt waren.

Am Ende gab es freundlichen Applaus, der sich nach der Zugabe des "Halleluja" noch steigerte.

© SZ vom 29.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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