Fürstenfeldbruck:Drohung mit dem Bürgerentscheid

Lesezeit: 2 min

Der Streit um die Verlagerung der Brucker Stadtwerke spitzt sich zu. Kritiker wie die BBV sehen im Fliegerhorst die bessere Alternative

Stefan Salger

- Die Brucker Bürgervereinigung (BBV) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadtspitze und die Stadtratsmehrheit und droht unverhohlen mit einem erneuten Bürgerentscheid. Es geht um die Verlagerung der Stadtwerke an die Cerveteristraße im Brucker Westen. Die BBV will alle Hebel in Bewegung setzen, um dies doch noch zu verhindern. Konkret schlägt sie vor, die Stadtwerke lieber auf das Gebiet rund um das Dienstleistungszentrum der Bundeswehr im Norden der Zenettistraße zu verlegen. Diese Variante sei flächensparender, verkehrsgünstiger und billiger.

Die Stadträte Hardy Baumann, Klaus Pleil und Klaus Zieglmeier sowie BBV-Ortsvorsitzender Erich Löfflath gaben sich am Freitag zuversichtlich, den vor allem von CSU und SPD befürworteten Grundstückstausch mit der Wohnbaugesellschaft Igewo doch noch zu Fall bringen zu können. Möglichst noch am Wochenende sollen Flugblätter an die Haushalte in Fürstenfeldbruck verteilt werden sowie Postkarten, mit denen bei der Stadt Einwände gegen den dort noch bis zum kommenden Mittwoch ausliegenden Bebauungsplan "Cerveteristraße West" geltend gemacht werden können. Notfalls, so Pleil, müsse man die nötige Bürgerbeteiligung eben doch noch über ein Bürgerbegehren sicherstellen. Ein solches Vorhaben war im April wegen einer unzulässigen Formulierung vom Verwaltungsgericht kassiert worden.

Gegen eine Bebauung des heutigen Stadtwerkegeländes an der Lände mit Wohnungen habe man nichts, so Pleil bei dem kurzfristig anberaumten Pressegespräch. Auch gegen die Igewo, die als bislang einziger Investor im Gespräch ist. Dass OB Sepp Kellerer (CSU) und eine Stadtratsmehrheit vor allem aus CSU, SPD und Freien Wählern aber die Stadtwerke "auf der grünen Wiese" zwischen Bundesstraße 471, Rothschwaiger Straße und Cerveteristraße ansiedeln will, löst bei den BBV-Vertretern immer noch Empörung aus. Daran ändert auch der von Kellerer angebotene Kompromiss nichts, Teile der Lände wie die Aumühle auszugliedern und der Igewo quasi als Entschädigung in der Nachbarschaft der künftigen Stadtwerke an der Cerveteristraße den Bau von Wohnungen zu ermöglichen. Der Entwurf des entsprechenden Bebauungsplans war Anfang August bereits dem Fachausschuss vorgelegt worden. Er sieht an der Rothschwaiger Straße knapp 14 000 Quadratmeter für Lager-, Betriebs- und Verwaltungsräume der Stadtwerke vor und südlich anschließende auf fast 11 000 Quadratmetern Mehrfamilienhäuser sowie eine neue viergruppige Kinderkrippe. Die Wiese zwischen Bolzplatz und Sportgelände ist nach Ansicht der BBV aber ein denkbar ungeeigneter Standort und konterkariere zudem das viel beschworene Konzept des Grüngürtels. Wenn schon in dem Bereich, warum dann nicht beispielsweise auf dem freien Feld auf der gegenüberliegenden Seite der Cerveteristraße? Warum die Stadt sich so sehr auf die Fläche an der Bundesstraße festgelegt hat und damit auch den per Unterschrift dokumentierten Widerstand von rund 2000 Bürgern ignoriere, kann Pleil nicht nachvollziehen. Ebenso wenig wie den Umstand, dass die Anmietung freier Räume von National Semiconductor oder ein Neubau im Gewerbegebiet Hasenheide auf einem Grundstück der Industha schnell vom Tisch waren. Offenbar gebe es irgend welche Motive für diese "Hoppla-hopp-Planung", die der Öffentlichkeit aber vorenthalten würden, mutmaßt der BBV-Stadtrat. Und Baumann hat den Eindruck, dass da jemandem "etwas zugeschanzt" werden soll. Auch über den Stand der Vertragsverhandlungen mit der Igewo werde nicht informiert. "In Geheimzirkeln wird das ausbaldowert und wir wissen gar nichts."

Die Sternbauten an der Zenettistraße, nahe der heutigen Hauptwache, in denen zurzeit das Dienstleistungszentrum der Bundeswehr und das Geophysik-Institut untergebracht sind, seien in einem exzellenten baulichen Zustand und im Umfeld gebe es reichlich Platz für Hallen und Lager. Die BBV fordert die Stadtspitze auf, mit dem Bund als Grundeigentümer und der Bundeswehr zu verhandeln. Offen ist, ob die Gebäude früher als geplant und damit nicht erst 2016 bis 2019 geräumt und von der Stadt abgelöst werden könnten.

© SZ vom 13.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: