Fürstenfeldbruck:Drama mit Überlänge

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Betrieb des von der Stadt erworbenen Lichtspielhauses verzögert sich erneut

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Zukunft des Lichtspielhauses an der Maisacher Straße ist wieder völlig offen. Hatte es zuletzt so ausgesehen, als müsse sich die Stadt nur noch zwischen den beiden Vereinen, die sich als Träger bewerben, auswählen, so sieht es nun nach einer erneuten Hängepartie aus. Am Rand der Haushaltsberatungen machte Zweiter Bürgermeister Erich Raff (CSU) am Dienstag deutlich, dass das durchhängende Dach zwar in den nächsten Monaten repariert wird. Einer der beiden potenziellen Betreiber ist nun aber zu dem Schluss gekommen, dass sich das 1930 von Adolf Voll errichtete und Anfang 2015, fast zwei Jahre nach Schließung, von der Stadt erworbene Haus wirtschaftlich nicht als Einraumkino betreiben lässt.

Die "Interessengemeinschaft Lichtspielhaus (IG), die sich vom "Förderverein Lichtspielhaus" abgespalten hatte und dem auch Wolfgang Leitner vom Münchner Eldorado-Kino angehört, galt als aussichtsreicher Kandidat. Sie hatte ein Grobkonzept vorgelegt, das an vier bis fünf Tagen einen Kinobetrieb vorsah. Der sollte kostendeckend sein, wie sich dies die Stadt ausbedungen hatte. Raff und Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) machte Leitner nun aber klar, dass ein einziger großer Kinosaal nicht praktikabel sei. Damit scheinen sich die Zweifel von Thomas Lutzeier zu bestätigen. Der Vorsitzende des Fördervereins hatte bezweifelt, dass sich der Betrieb des Lichtspielhauses rechnet.

Leitner schlug nun vor, den großen Saal in einen Kino- und Theaterbereich zu teilen. Dies aber widerspräche dem Konzept einer multifunktionalen Kulturbühne. Vor allem müsste wieder neu geplant werden. Dabei ist völlig offen, ob das Amt für Denkmalschutz mitspielt.

In seiner "etwas deprimierenden Zwischenbilanz" kam Wollenberg zu dem Schluss, dass "es sich für einen privaten Betreiber mit ehrenamtlicher Hilfe" offenbar nicht rechne. Das Projekt, in dem Wollenberg so etwas wie ein Vermächtnis des abtretenden Oberbürgermeisters Klaus Pleil sieht, will er aber nicht aufgeben. Klaus Quinten (BBV) sieht das ähnlich: Gerade in der Innenstadt brauche man eine solche Belebung und eine Ergänzung zu Fürstenfeld. Die Stadt muss laut Wollenberg nun entscheiden, ob ihr die seiner Ansicht nach sehr wünschenswerte kulturelle Nutzung an dieser Stelle höhere Zuschüsse wert ist.

Vor allem Teile der CSU um Beate Hollenbach sehen sich in ihren Vorbehalten gegen das ganze Projekt bestätigt. Nichts gehe voran und andere wichtige Projekte blieben deshalb liegen, monierte Hollenbach. Auch Walter Schwarz (SPD) kritisierte, dass doch schon vor zwei Jahren klar gewesen sei, dass sich der Betrieb eines Einraumkinos nicht rechnet. Im März wird sich der Kulturausschuss erneut mit dem Lichtspielhaus beschäftigen. Stadtbaurat Martin Kornacher machte klar, dass dann mitnichten bereits die Weichen für einen baldigen Betrieb gestellt werden können. Der Erwerb der Immobilie sei trotz aller Querelen und Meinungsverschiedenheiten aber aus wirtschaftlicher Sicht keinesfalls ein Fehler gewesen. Denn auch wenn das alte Kino immer noch leer steht, so hat es seit dem Zeitpunkt des Erwerbs doch bereits deutlich an Wert gewonnen und ließe sich notfalls jederzeit gewinnbringend verkaufen.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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