Fürstenfeldbruck:Die Zukunft im Blick behalten

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Kreishandwerksmeister Harald Volkwein (stehend) beim Sommerempfang. Er will bei den Wahlen im Herbst nicht mehr antreten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kreishandwerksmeister Harald Volkwein mahnt Ressourcenschonung und bessere Rahmenbedingungen an, bevor er seinen Rückzug ankündigt

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Das Handwerk muss mit der Zeit gehen, den Nutzen der Digitalisierung für sich entdecken, sich in der Öffentlichkeit besser präsentieren und vor allem Fachkräfte ausbilden. Diesen Appell hat Kreishandwerksmeister Harald Volkwein auf dem traditionellen Sommerempfang der Kreishandwerkerschaft im historischen Churfürstensaal des ehemaligen Kloster Fürstenfeld an die Mitglieder der angehörenden Schreiner-, Metzger-, Bäcker-, Bau-, und Friseur-Innungen gerichtet. Zum Abschluss gab er seinen Abschied aus dem Amt bekannt.

Volkweins mahnende Worte an die Politik, in der Metropolregion München bessere Rahmenbedingungen zu schaffen und mit Blick auf die Nachwelt statt auf Wachstum auf ressourcenschonende Produktion zu setzen, fanden großen Anklang. "Betriebe, die sich den Herausforderungen nicht stellen, werden mit der Entwicklung nicht Schritt halten können", sagte Volkwein. Es sei schwierig Ausbildungsbetriebe zu finden, was auch an den hohen Anforderungen liege, die sich kleine Unternehmen nicht leisten könnten. Nur ein Fünftel aller Betriebe bilde noch aus, das sei zu wenig. "Allenthalben ist zu vernehmen, dass es uns gut geht", sagte Volkwein. Kaum jemand mache sich aber bewusst, dass Unternehmen stets in die Zukunft investieren müssten. Leider würden gut ausgebildete Handwerker häufig in die Bauhöfe der Kommunen abgeworben oder verdienten als Hausmeister ihr Geld.

Gastrednerin Katrin Staffler sprach sich dafür aus, die berufliche Ausbildung attraktiver zu machen. Bei einem Besuch in einer Abschlussklasse in Berlin habe sich nur ein Schüler dazu bekannt, eine Handwerkerlehre anzustreben, erzählte die CSU-Abgeordnete im Bundestag. "Die berufliche Ausbildung muss stärker als Alternative zum Studium herausgestellt werden", verlangte Staffler, in einer Novelle des Berufsbildungsgesetzes werde darauf Rücksicht genommen. Zum darin angestrebten "Mindestlohn" für Azubis in Höhe von 500 Euro monatlich sagte die Abgeordnete, in der Region bezahle ohnehin kaum ein Betrieb weniger. Es gelte aber die Ausbildung noch attraktiver zu gestalten und herauszustellen, dass man "auch als Handwerker gutes Geld verdienen" kann. Die Aufklärung sollte bei den Eltern ansetzen. Um Ausbildungskosten zu senken, regte Staffler an, Ausbildungsinhalte, die in allen Handwerken grundlegend sind, wie zum Beispiel der Themenbereich Digitalisierung, überbetrieblich zu vermitteln. Wichtig sei auch die ständige Fortbildung. Lebenslanges Lernen versteht Staffler eher als "Leben begleitendes Lernen", dem sich jeder stellen müsse. Sie forderte eine Weiterbildungskultur, die den immer schneller wechselnden Anforderungen gerecht werde.

Handwerkskammer und Stadt Fürstenfeldbruck verliehen Preise. "Kriterium war in diesem Jahr die Zahl ausgezeichneter Ausbildungserfolge", sagte Ehrenvorsitzender Franz Höfelsauer. Den Siegerpreis mit 500 Euro erhielt die Firma Modell-N von Manfred Nagel aus Moorenweis. In den vergangenen zehn Jahren wurden fünf seiner Azubis Jahrgangsbeste der Region, vier davon wurden als Landes- und Bundessieger ausgezeichnet. Der zweite und dritte Preis, je 250 Euro, gingen an Christine Hattensperger, die in der Metzgerei Eberl in Hattenhofen zwei Lehrlinge zum Kammersieg führte, sowie an die Spenglerei und Bedachungsfirma Leib aus Moorenweis, ebenfalls mit zwei Kammersiegen.

Mit dem Handwerkerpreis der Kreisstadt wurde die Bäckerei Max Wimmer ausgezeichnet. Musikalisch begleitet wurde der Empfang von der Blaskapelle Odelzhausen. Etwa 80 geladene Gäste aus Bereichen, die mit dem Handwerk zu tun haben, sowie Ministerialrat Peter Stein vom Wirtschaftsministerium, zahlreiche Kommunalpolitiker und Landrat Thomas Karmasin mit seinen drei Stellvertretern, Ulrich Schmetz, Martina Drechsler und Hans Wieser, waren gekommen.

Als Volkwein verkündete, nach 16 Jahren als Obermeister der Schreinerinnung, acht Jahren als stellvertretender und fünf Jahren als Kreishandwerksmeister bei den Wahlen im Herbst nicht mehr zur Verfügung zu stehen und einen Jüngeren ran zu lassen, standen die Besucher auf und applaudierten minutenlang. Als Nachfolger wird der Obermeister der Bau-Innung, Thomas Vilgertshofer, gehandelt.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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