Fürstenfeldbruck:Die Zuhörer mitnehmen

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Spannender Nachmittag: Sophia Doll von der Realschule Unterpfaffenhofen beim Vorlesewettbewerb. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Vorlesewettbewerb zeigen 14 Schüler ihr Talent

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Dominik Töpfer ist als Erster dran. Prompt steht er auf und geht mit seinem Buch in der Hand zu dem Schreibtisch auf der kleinen Bühne im Veranstaltungssaal der Stadtbibliothek. Er werde nun aus dem Buch Emil und die Detektive von Erich Kästner vorlesen, wendet sich der Schüler an die rund sechzig Anwesenden beim Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels. Als er den Inhalt des Buches kurz zusammenfasst, damit die Zuhörer gleich auch verstehen, um was es geht, klingt noch ein bisschen Aufregung in seiner Stimme mit. Doch nachdem er die ersten Sätze gelesen hat, nimmt ihn der Stoff gleich gefangen und seine Stimme gewinnt an Sicherheit. Und die Gäste erfahren, wie der kleine Emil im Zug nach Berlin sitzt und plötzlich merkt, dass ihm sein Geld abhanden gekommen ist. Als Dominik seinen Vortrag beendet, spenden die Anwesenden Applaus.

14 Schüler, alle aus sechsten Klassen, nehmen an diesem Dienstagnachmittag an dem bundesweit ausgetragenen Wettbewerb teil. Wie die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler eingangs erklärt, gibt es diese Veranstaltung schon seit 1959. "Also so lange, dass ich vor über 40 Jahren auch schon einmal daran teilgenommen habe." Damals sei sie sicher genauso aufgeregt gewesen wie die Teilnehmer jetzt, wendet sie sich an die Schüler, die nun vor all den Leuten, darunter freilich viele Schüler, aber auch Eltern und ein paar Politiker, zunächst drei Minuten aus einem bekannten Text und in einer zweiten Runde zwei Minuten aus einem unbekannten vorlesen müssen. Wie die Landrätin noch betont, sind die 14 nun Vorlesenden die jeweils Besten ihrer Schule, die Besten also der 2082 Kinder aus den teilnehmenden Einrichtungen.

Bibliotheksleiterin Diana Rupprecht verweist zur Begrüßung auf den unlängst verabschiedeten US-Präsidenten Barack Obama. Der hatte zu seinem Abschied in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung beschrieben, wie sehr ihn das Lesen geprägt habe und wie es ihm in seinem Leben geholfen hat. "Aber Vorlesen ist viel mehr", unterstreicht sie, dass es darauf ankommt, deutlich und flüssig zu lesen. Nicht zu schnell und mit der richtigen Betonung. Der Vorlesende müsse den Text zunächst verstehen und den Inhalt an die Zuhörer transportieren. Er müsse es eben schaffen, seine Zuhörer mitzunehmen, sagt die Bibliothekarin.

Bei ihrem Auftritt sind die Vorlesenden verblüffend sicher und unaufgeregt. Sie setzen sich an den Tisch, klappen ihr Buch auf - die Auswahl reicht von Ronja Räubertochter bis Wie man seine voll peinlichen Eltern erträgt -, erzählen ein paar Sätze und lesen dann flüssig vor. Unterschiede gibt es zum Beispiel beim Tempo und bei der Aussprache, wie die fünfköpfige Jury in ihrer nicht öffentlichen Beratung herausarbeitet. Es zeigt sich, dass auch persönliche Vorlieben eine Rolle spielen. Einige finden die extreme Betonung eines Mädchens charmant, zwei anderen ist sie zuübertrieben. Ein Vortrag, den eine Frau wegen seiner Unaufgeregtheit schätzt, findet ein Mann etwas lahm.

Am Ende gewinnt Josephine Doll von der Realschule Puchheim. Die Kreiskulturreferentin Christina Claus und Bibliotheksreferent Jens Streifeneder überreichen ihr eine Urkunde. Nächstes Ziel ist für sie der Regionalentscheid Oberbayern Nord. Bei Erfolg folgen Landes- und Bundeswettbewerb.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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