Fürstenfeldbruck:Die Weichen sind gestellt

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Der Modelleisenbahnclub stimmt mit seiner Ausstellung nahe dem S-Bahnhof auf Weihnachten ein. Der große Andrang kleiner Besucher legt die Vermutung nahe, dass sich Loks, Loren und Schienen bald unter dem einen oder anderen Christbaum finden könnten

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Es ist das ganze Jahr über etwas zu tun, um die Modelleisenbahnanlagen mit ihren faszinierenden Miniaturwelten für die traditionelle Weihnachtsausstellung fit zu machen. Das erklärt Michael Ebert, Vorsitzender des Modelleisenbahnclubs Fürstenfeldbruck. Seit 34 Jahren öffnet der Verein an den drei ersten Adventssonntagen das Gelände des Feldbahnmuseums am westlichen Ende des Brucker Bahnhofsgeländes, und die Mitglieder freuen sich immer wieder über das große Interesse.

Kleine Waggons im großen Waggon: Viele "Fahrgäste" drängeln sich am Wochenende im Ausstellungswagen des Feldbahnmuseums. (Foto: Matthias Döring)

"Angesichts des Regenwetters hätte ich nicht mit so einem Zulauf gerechnet", verrät der Vorsitzende am ersten Advent. Seiner Ansicht nach haben Modelleisenbahnen "ungebrochen eine anziehende Wirkung auf Jung und Alt" und die vorweihnachtliche Ausstellung des Klubs mit Vorführungen habe sich mittlerweile etabliert. Im Waggon mit der 40 Quadratmeter großen Anlage mit etwa 200 Metern Schienenstrecke drängeln sich die Menschen unentwegt, um zu sehen, wie der Vater des Vorsitzenden, Heinz-Dietmar Ebert, Züge per Kopfdruck durch Landschaft und Siedlungen, vorbei an Kuhweiden, Häuserzeilen, Berghängen oder Industrieanlagen, fahren lässt, wie sich Schranken öffnen und schließen oder Loks mit Pfeifton die Einfahrt in den Bahnhof ankündigen. "Ich bekomm' den Benji gar nicht mehr weg, so begeistert ist er", sagt eine Frau aus Olching. "Dabei will ich ihm doch nur die Jacke ausziehen, damit er nicht ins Schwitzen kommt und nachher im Freien nicht friert".

Es werden ganze Güterzüge entladen. (Foto: Matthias Döring)

Die acht Jahre alte Veronika aus Bruck hat einen Autounfall entdeckt und zieht den Opa heran. Ihr Bruder Sven beobachtet indes aufmerksam, wie per Knopfdruck eine Bergwerksanlage ihren Betrieb aufnimmt. Auch im Freien ist einiges los. Der dreieinhalb Jahre alte Raffael müht sich gemeinsam mit dem drei Jahre älteren Fabian Radice aus Germering ab, eine Weiche der Schmalspur-Feldbahngleise zu stellen. Die "Rasselbande" sei schon seit längerem ganz begeistert von der Eisenbahn, erzählt ihr Großvater Siegfried Merk. Daher nehme er Möglichkeiten wie die Weihnachtsausstellung des Klubs gerne wahr, um mit den Enkeln die "Bahnwelt" im Großen und im Kleinen zu erleben. Das Leuchten in den Augen der Kinder sei so was wie der Lohn für die Vorbereitung, findet Michael Ebert. Ein Vater freut sich da besonders, dass seine zwei Jungs (neun und elf Jahre alt) "nicht nur wie andere auf dem Smartphone rumwischen, sondern die Eisenbahn als Hobby entdeckt haben".

Und mittendrin: Vereinschef Heinz Dietmar Ebert. (Foto: Matthias Döring)

Ähnlich denkt Klaus Wenske aus Maisach. Er besichtigt mit seinem Enkel die kleinere, der Jugend zugedachte Anlage, um sich Anregungen für eine eigene zu holen. Die Jung-Eisenbahnfreunde David Hawpe und Bastian Reisinger führen vor, wie sie den Zugverkehr auf den drei Fahrkreisen mit Bergbahn anlog steuern. Wieso das alles nicht auf Digitaltechnik umgestellt sei? Analoge Bahnen seien robuster, erklärt Hawpe. Angesichts der Temperaturschwankungen im Waggon zwischen tiefen Minusgraden und großer Sommerhitze sei man mit analogen Steuerungen auf der sicheren Seite. Weil die Temperaturunterschiede der 20 Jahre alten Jugendanlage arg zugesetzt haben, wird diese nun ersetzt. "Sollten sich Jugendliche dafür interessieren, sie sind herzlich willkommen", so Michael Ebert. Laut Hawp wird die neue Anlage eine "besondere Herausforderung". Es sei nämlich geplant, das im Waggon installierte Original-Stellwerk vom Bahnhof Türkheim als Steuerungselement für die Modelleisenbahn zu verwenden. Die abgebauten Gleise, Schaltanlagen und Panoramen werden dann auf dem Flohmarkt verkauft. "Momentan haben wir nicht viel im Angebot, aber mit dem Abbau der Jugendanlage wird sich das ändern", so Helmut Paland, der im dritten Waggon den Flohmarkt sowie die Ausstellung zur Geschichte des Fürstenfeldbrucker Bahnhofs betreut und dort auch Kinderpunsch und Glühwein anbietet. "Bei so einem Wetter geht was", schmunzelt er, während er aus dem Glühweintopf schöpft. Denn auch abgehärtete Modellbahnfreunde sind vor kalten Fingern nicht gefeit.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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