Fürstenfeldbruck:Die Schönheit des Zerfalls

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Das Thema "Verfall" im menschlichen Antlitz: Erika Duffek präsentiert ein Porträt von zwei alten Menschen als Teil einer Gemeinschaftsausstellung. (Foto: Johannes Simon)

Thematische Ausstellung des Kunstkreises Germering

Von katharina knaut, Fürstenfeldbruck

Zerfallene Hütten, verwelkte Blüten, abgetragene Säulen - Zeichnungen der unterschiedlichsten Gegenstände in verschiedenen Verfallsstadien säumen die Wände der Sparkasse Fürstenfeldbruck. Es handelt sich um die Ausstellung der "Zeichengruppe" des Kunstkreises Germering, deren Mitglieder ihre Werke rund um das Thema "Zerfall" der Öffentlichkeit präsentieren.

Das Thema hätte die Gruppe fasziniert, meint Hans Jais, der Leiter der Gruppe. Verfallene Dinge seien aufgrund der variierenden Formen und interessanten Strukturen schließlich sehr spannend zu zeichnen. Außerdem umfasse das Thema einen sehr weiten Bereich. "Da kann man sich austoben." Im ersten Schritt würde man nur das Objekt zeichnen. Danach könne man seine eigenen Intentionen hineinlegen und es nach eigenem Ermessen künstlerisch umsetzen.

Tatsächlich wird der Verfall sehr unterschiedlich dargestellt. Ein Teil der Ausstellung umfasst die zeichnerische Umsetzung des Fotos eines griechischen Tempels, das von Hans Jais stammt. In der Gestaltung des Bildes waren die Künstler jedoch frei, sodass aus einem einzigen Motiv sehr variierende Werke entstanden. In einigen Bildern ist der Tempel sehr realistisch wiedergegeben. In manchen Fällen wurden nur Teile des Fotos verwendet und neu zusammengesetzt, beispielsweise in einer zeichnerischen Collage, die in mehreren kleinen Bildern einzelne Ausschnitte zeigt, so einen Sockel und ein Ornament.

Neben dieser Aufgabe waren die Künstler in der Gestaltung ihrer Bilder frei. Viele wählten dabei architektonische Motive. Häufig vertreten sind verfallene Bauernhäuser und Hütten. Ein Beispiel dafür ist die stimmungsvolle Ansicht eines alten Stadels in Schwaben. Er stellt eine Seite des Gutes dar, deutlich ist die verwitterte Steinmauer zu erkennen, ebenso das verfallene Tor und der marode Schuppen. Trotz des Zerfalls versprüht das Haus einen gewissen Charme. Hans Jais, der Zeichner des Bildes, sagt, dass die Skizze des Bildes, die als Vorlage diente, noch aus seiner beruflich aktiven Zeit stammt. 20 Jahre lang ist er täglich an dem Haus vorbeigefahren, bis er es schließlich skizziert hätte.

Manche Künstler suchen den Verfall auch in der Natur. So zum Beispiel die Künstlerin Rosa Zschau. Sie zeichnete die in leichten Bleistiftschattierungen verwelkte Rosen und setzte mit der Lithografietechnik noch intakte Rosen dazwischen. Sie wählte das Thema aufgrund der Variationen. "Diese Formen sind einfach so vielseitig."

Auch menschliche Gesichter sind an den Wänden zu finden, jedoch handelt es sich dabei meist um brüchige Büsten und Statuen. Nur die Zeichnung eines Mannes und einer Frau im fortgeschrittenen Alter beschäftigt sich mit dem Verfall des Menschen. Die Porträts von Erika Duffek zeigen jedoch, dass der Prozess nicht unbedingt dem Äußeren des Menschen schaden muss. Besonders die Frau, eine Bäuerin, wirkt mit ihren von Falten durchzogenen Zügen mehr gütig als abstoßend.

Die meisten Bilder versprühen viel Charme und beweisen, dass selbst in etwas vermeintlich Hässlichem doch noch etwas Künstlerisches stecken kann.

Die Ausstellung findet von Freitag, 12. Februar, bis zum Freitag, 4. März, in der Sparkasse Fürstenfeldbruck, Hauptstraße8, statt.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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