Fürstenfeldbruck:Die Rückkehr des Verlorenen

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Der Hazi-Altar aus dem 18. Jahrhundert ist nach mehr als 80 Jahren wieder in Fürstenfeld zu sehen. Für die Dauerausstellung im Museum ein großer Gewinn

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Ein wahres Schmuckstück zieht dieser Tage in das Museum Fürstenfeldbruck ein: Der Hazi-Altar ist endlich vom Diözesanmuseum in Freising zurück auf das Klostergelände gebracht worden. Dorthin also, wo ihn der damalige Abt Martin Hazi 1776 errichten lies. Noch allerdings erstrahlt er nicht in seiner vollen Pracht, sondern steht in seine Einzelteile zerlegt, die teils noch in Luftpolsterfolie verpackt sind, im letzten Raum der Dauerausstellung. An diesem Nachmittag sind die einzelnen Teile gerade erst aus dem Transporter geräumt worden. Nun machen sich Ernst Bielefeld und Susanne Dinkelacker daran, den Altar wieder aufzubauen. Die beiden Restauratoren arbeiten immer wieder für das Museum. "Man kennt und vertraut sich", sagt Eva von Seckendorff, die stellvertretende Museumsleiterin.

Auf den ersten Blick wirkt das Fundament des Altars allerdings eher wie eine alte Sperrholzkiste - zumindest von hinten. "Das ist typisch Barock", erklärt Restauratorin Dinkelacker lachend. "Die Handwerker hießen damals auch nicht Schreiner, sondern Kistler. Nicht zu unrecht." Die prachtvollen Verzierungen seien eine teure Angelegenheit gewesen, deshalb wurde bei allem, was man nicht sieht, gespart. Insgesamt besteht der Altar aus elf großen und einigen kleinen Teilen. "Das funktioniert wie ein Baukasten, die Teile werden ineinander gesteckt oder zusammengenagelt", sagt Dinkelacker und ihr Kollege Bielefeld ergänzt: "Das ist quasi das Ikea des 18. Jahrhunderts."

Trotz des einfachen Systems haben viele Handwerker und Künstler am Bau des Altars gearbeitet: Schmied, Maler, Künstler, Fassmaler, Kistler, Bildbauer und ein Planer, möglicherweise der Abt selbst, seien an dem Projekt beteiligt gewesen, zählt Bielefeld auf. Beim Aufbau im Museum orientieren sich die Restauratoren an dem Aufstellungsort in Freising und zwei alten Fotografien, eine davon aus dem Jahr 1903 aus dem alten Brucker Museum. "Wobei die Unterschiede da nur im Detail liegen, etwa im Verlauf der Girlanden", sagt Dinkelacker. Zwei Tage werden sie brauchen, um den Altar zu errichten.

Von Gründonnerstag an steht er dann dort, wo bisher die Modelle zur Herstellung von Stuck zu sehen waren. Damit befindet er sich in direkter Nachbarschaft der Relikte, die wahrscheinlich zum gotischen Altar der Klosterkirche gehört haben. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass es die Originale sind, aber ganz sicher lässt sich das nicht mehr sagen, weil es keine Unterlagen gibt", sagt Eva von Seckendorff. Sicher sei nur, dass die Ausstellungsstücke aus dem Besitz von August Aumiller stammen. "Außerdem wissen wir, welche Heiligen zu dem Altar gehört haben und das passt auch."

August Aumiller ist die zentrale Figur in der Geschichte des Hazi-Altars. Aumiller war Anfang des 20. Jahrhunderts Hofkaplan des Königs von Bayern. Er lebte damals im ehemaligen Kloster Fürstenfeld und sammelte gezielt alles, was zu dessen Ausstattung gehörte, unter anderem den Altar, der seit der Klosterauflösung 1803 in Privatbesitz war. Diesen überließ er dem damals neu gegründeten Brucker Museum. Allerdings verfügte Aumiller 1929 in seinem Testament, dass der Altar an das Diözesanmuseum geht. Zu schlecht waren seiner Meinung nach die Lager- und Ausstellungsbedingungen in Bruck. Dass der Altar nun zurück auf das Klostergelände kommt, liegt auch daran, dass das Freisinger Museum wegen Umbau- und Brandschutzmaßnahmen geschlossen ist. Der Altar wurde dem Museum zwar nicht geschenkt, sondern ist nur eine Dauerleihgabe, aber von Seckendorff ist optimistisch, dass er nun länger in Bruck bleiben wird.

Der Hazi-Altar ist übrigens nicht der einzige neue Schatz, der künftig im Museum zu sehen sein wird. Auch eine barocke Holzfigur von Ludwig dem Strengen aus dem Jahr 1516 wird fortan in der Dauerausstellung präsentiert. Sie ist eine Leihgabe des Bayerischen Nationalmuseums.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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