Fürstenfeldbruck:Die reiche Ernte der Gartenkundler

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Ein Jahr "Arche unter Glas": Richard Bartels und Karin Wolfrum von der Kester-Haeusler-Stiftung mit Schülern der Schule Nord. (Foto: Günther Reger)

Mittelschüler nutzen Gewächshäuser des Kester-Haeusler-Parks zum Anpflanzen alter Gemüsesorten

Von Julius Nindl, Fürstenfeldbruck

Als die Kinder der Brucker Ganztagsschule Nord vor gut einem Jahr die ersten Samen in die Erde setzen, können sie die Wachstumsgeschwindigkeit der Pflanzen nur schwer abschätzen. Und nun ragen die grünen Stängel und Blätter bis zu zwei Meter hoch in die Glaskuppel der Gewächshäuser des Kester-Haeusler-Parks. Die historischen Beete auf dem Grund der gleichnamigen Stiftung dienten ursprünglich der Selbstversorgung zweier älterer Damen, die hier in der Villa wohnten. Im Laufe der letzten Jahre wurden sie aber von Unkraut überwuchert und gerieten fast in Vergessenheit. Mitte Juli haben nun zwölf Schüler der fünften bis einschließlich siebten Klassen die einjährige Wiederbelebung der Beete und den Abschluss ihres Projektes gefeiert.

Unter dem Motto "Arche unter Glas", pflanzen und säen die Schüler zumeist vergessene Gemüsesorten in den Gewächshäusern und Außenbeeten an. Richard Bartels, der zusammen mit dem Bürgerpavillon und dem Landratsamt das Projekt initiiert hat, hebt die besondere Bedeutung der Begrifflichkeit "Arche" hervor. Arche stehe sinnbildlich für alte Gemüsesorten wie etwa die Kesselheimer Zuckererbse, so Bartels. Doch nicht nur um Anbau von Kohlrabi und Tomaten kümmern sich die Kinder. Auf Plakaten dokumentieren sie Besuche bei örtlichen Imkern oder die Teilnahme an einer Wald-Rallye.

"Keiner wollte sich die Hände schmutzig machen und in die Erde greifen", erzählt Bartels von den Anfängen. Der Brucker Tierarzt leitet das Convivium Fünfseenland von Slow Food und verfügt über ein umfangreiches Fachwissen.

Auch die Mittelschüler sind vom ökologischen Aspekt des Projekts begeistert, das Anpflanzen und Ernten habe viel Spaß gemacht, so eine junge Teilnehmerin. Der sozio-ökologische Aspekt ist auch Barbara Schiele von der Brucker Mittelschule sehr wichtig. Auf anschauliche Weise werde den Kindern vermittelt, wie sich die Vielfalt mit Hilfe alter Kulturpflanzen wiederherstellen lasse.

Die Schüler können mit dabei sein und die einzelnen Wachstumsstadien einer Pflanze mitverfolgen - und letztlich die Ernte einfahren: Zwei Mädchen tragen denn auch stolz einen soeben geernteten großen Kohlrabi aus dem Gewächshaus. Aufgeschnitten in kleine Scheiben, wird er verkostet. Die kritischen Blicke mancher Kinder, die darauf hindeuten, dass dieses Gemüse eher selten auf ihrem Speiseplan stehen dürfte, verflüchtigen sich schnell. Dem Zweifel folgt der Genuss.

Eine Fortsetzung des Projekts soll bereits im nächsten Jahr stattfinden, unter dem Motto "Uni unter Glas" ist dann sogar die Kooperation mit einer Hochschule geplant.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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