Fürstenfeldbruck:Die Puppen tanzen

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Furchteinflößend sieht sie aus, die böse Hexe aus Hänsel und Gretel vor ihrem Pfefferkuchenhaus. (Foto: Tanja Maatz)

Marionettentheater in Fürstenfeldbruck

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist eine selten gewordene Kunst, die in den kommenden Tagen auf dem Volksfestplatz zu sehen sein wird. Fünf Tage lang zeigt das Marionettentheater Maatz dort Märchen der Gebrüder Grimm. Für Puppenspielerin Tanja Maatz ist dabei vor allem eines wichtig: "Gutes Marionettentheater schafft es, Kinder und Eltern gleichermaßen zu begeistern. Bei den Kleinen ist das natürlich einfacher. Aber wenn die Eltern sagen, das war toll, ich komme wieder, dann kann man auf jeden Fall zufrieden sein."

Bei den Eltern erreiche man das vor allem dadurch, dass man Erinnerungen an früher weckt. "Wir spielen ja die Märchen der Gebrüder Grimm. Die Erwachsenen kennen diese Geschichten noch aus ihrer Kindheit, weil es damals ja selbstverständlich war, dass Märchen vorgelesen werden. Wenn sie diese Geschichten dann bei uns sehen, weckt das Erinnerungen", so Maatz. Zudem gibt es nach jeder Märchen-Aufführung eine "Magic-Marionettenshow", die sich auch an die Erwachsenen richtet. "Das ist eine Tradition, die schon der Großvater eingeführt hat, aber wir modernisieren das laufend, beispielsweise mit zeitgerechter Kleidung für die Marionetten", sagt Maatz. In der Show gibt es Verwandlungstricks, die Marionetten tanzen und führen Kunststücke vor, es gibt Jongleure und Clowns.

Das Marionettenspiel wurde Maatz quasi in die Wiege gelegt. Denn sie kommt aus einer alten Puppenspieler-Familie. Bei einem Branchentreffen hat sie dann ihren Mann kennen gelernt. Seitdem spielt sie im Theater von dessen Familie. 1798 wurde es von Alois Maatz im Riesengebirge gegründet, bis heute befindet es sich durchgehend in Familienbesitz. "Mich fasziniert, dass man durch sein Spiel ein Stück tote Materie zum Leben erwecken kann, einfach dadurch, dass man an ein paar Fäden zieht", sagt Maatz. Viele frei umher ziehende Marionettentheater gebe es nicht mehr. Im Gegensatz zum Handpuppentheater. "Kasperltheater gibt es auch heute noch viele. Die sind immer noch sehr populär."

Nach Fürstenfeldbruck wird Maatz etwas 60 Marionetten mitbringen. Die älteste eine ein Kasper, der seit mehr als 100 Jahren im Familienbesitz ist. Restauriert werden die Figuren regelmäßig in den spielfreien Monaten zwischen Dezember und Anfang März. Den Rest des Jahres ist die Familie mit Zelt und Wohnwagen in ganz Deutschland unterwegs, jede Woche macht sie in einer anderen Stadt halt.

Ob sich so ein Theater rentiere? "Es kommt immer darauf an, womit man zufrieden ist. Wir können davon leben und das Wichtigste ist für mich sowieso, glückliche Gäste zu sehen", lautet die Antwort von Tanja Maatz.

"Festival der Marionetten", 22. bis 26. September, Volksfestplatz Fürstenfeldbruck. Gespielt wird: Rotkäppchen, am Donnerstag, 22. September, Rumpelstilzchen, am Freitag, 23. September, Hänsel und Gretel, am Samstag, 24. September, Der gestiefelte Kater, am Sonntag, 25. September, und Kasperle und der Riese, am Montag, 26. September. Beginn ist jeweils um 16 Uhr, Karten gibt es ab neun Euro.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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