Fürstenfeldbruck:Die persönliche Note

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Max Freundorfer hat sich auf den Verkauf von Whisky spezialisiert. Nach 20 Jahren gibt er sein Geschäft auf

Von Jakob Mandel, Fürstenfeldbruck

Welcher Whisky am besten zum Geschmack des Kunden passt, ist oft nicht leicht herauszufinden, vor allem, wenn der Kunde mit dem Thema nicht so vertraut ist. "Man muss die richtigen Fragen stellen", sagt Whiskykenner Max Freundorfer, 52. Wo der Whisky herkommen solle, ob er zum Verschenken sei und ob man Raucharomen haben wolle, zählt er auf. In seinem Brucker Spirituosen- und Spezialitätengeschäft "Destille" finde er für jeden Geschmack etwas. 200 bis 300 offene Flaschen Whisky aus aller Welt kann er zum Probieren anbieten. Nach 20 Jahren verkauft er seinen Laden, den er von null an aufgebaut hat.

1999 wollte Freundorfer, eigentlich gelernter KFZ-Mechaniker, mit etwas, was ihm Spaß macht, neu anfangen. In Augsburg sei er öfter in einem Spirituosenladen gewesen, der ihn zu seiner Destille inspiriert habe, erzählt er. "Ich bin komplett neu eingestiegen damals." Überall habe er Wissen über Spirituosen sammeln müssen, auf Messen, in Büchern, bei Herstellern und Importeuren. Freundorfer besuchte Weingüter, Destillerien und das Château des Cognac-Herstellers Hennessy in Frankreich. Dorthin sei er erst voriges Jahr eingeladen worden, was "ein absolutes Highlight" gewesen sei. Die Bewirtung samt Cognacverkostung und die Übernachtung im Château seien beeindruckend gewesen. "Aber auch Schottland ist immer eine Reise wert", sagt er. In mindestens 20 Destillerien der High- und Lowlands, an einigen schottischen Schlössern und am Loch Ness sei er gewesen.

Von dort kommt auch sein Lieblingsgetränk: Scotch Whisky sei unter allen Spirituosen sein absoluter Favorit. Freundorfer kann jeder Spirituose etwas abgewinnen, doch am Ende nehme er den Whisky am liebsten. "Das klingt jetzt so, als würde ich alle Nase lang saufen", scherzt er. Doch in Wahrheit vertrage er Alkohol schlecht und möge den Zustand des Betrunkenseins auch nicht. "Am liebsten wäre mir, wenn ich eine Flasche Whisky ohne Alkohol hätte", sagt er. Wenn er trinke, dann nur mit Maß und mit dem Fokus komplett auf die Qualität. "Einen Lieblingswhisky habe ich Gott sei dank nicht", sagt Freundorfer. Man dürfe sich nicht festlegen und müsse den Whisky je nach Stimmung auswählen. Er persönlich tendiert zu den Whiskys der Destillerien Ardbeg, Glenrothes oder Auchroisk.

Einen hohen Anspruch hat er auch an seinen Laden. In der Destille bietet er vor allem Single Cask Abfüllungen, Whiskys, die unverschnitten aus einem bestimmten Fass kommen und deshalb keinem anderen Whisky auf der Welt gleichen. Wer zu ihm kommt, kann einige außergewöhnliche Whiskys finden und exzellente Beratung erwarten. Das müsse man in einem Fachgeschäft erwarten können, und außerdem könne er so seinen Preisnachteil im Gegensatz zum Internet ausgleichen. "Und ich quatsche gern mit meinen Kunden", sagt Freundorfer.

Wehmut komme schon auf, wenn er den Laden abgebe. Er sei zwar nicht reich, aber glücklich mit dem Laden gewesen: "Wenn man alles erreicht, was man wollte, ist man auch reich." Aber er wolle Abwechslung haben, im Leben wie beim Whisky. Führen werden den Laden von kommendem Dienstag an Kurt und Maximilian Mayr. Der Laden mit nun 20 Jahren und alt genug, um ohne Freundorfer klarzukommen. Dafür habe er beim Verkauf Sorge getragen: "Destille bleibt Destille, es kommt nur eine neue persönliche Note rein."

© SZ vom 28.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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