Fürstenfeldbruck:Die Kuh im Kloster

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Spontane Schlachtung: Kathi Holzhey, Lena Samüller, Lea Frey und Vanessa Reichel (von links) spielen auf Zuruf des Publikums eine Metzgerei-Szene. (Foto: Günther Reger)

Beim Jubiläumsabend der Theatergruppe "Impro Macchiato" zeigen die Schauspieler, was das Genre ausmacht. Beim Auftritt der ehemaligen Mitglieder wird es emotional

Von Sabrina Küspert, Fürstenfeldbruck

Ein Metzger schlachtet Tiere in einem Kloster, kurz darauf sitzen ein Hamster und ein Flusspferd in der Paartherapie. Solche ungewöhnlichen Kombinationen gab es am Donnerstagabend auf der Bühne des Zirkuszelts auf dem Brucker Volksfest zu sehen. Die jungen Schauspieler von "Impro Macchiato", dem Theaterwahlkurs des Viscardi-Gymnasiums, waren es, die die unterschiedlichsten Rollen angenommen haben. So feierten sie ihr zehnjähriges Bestehen gemeinsam mit den 250 Zuschauern.

Dabei war das Publikum des Improvisationstheaters jederzeit zum Mitmachen aufgefordert. Orte, Berufe und Stimmungen wurden aus der Menge gerufen. Die Impro-Gruppe setzte sie anschließend auf der Bühne um - auf Aufforderung des Moderators Claus Hilgers. Er ist Gründer und Leiter der Gruppe und führte durch das abwechslungsreiche Programm des Abends. Zwischen den Spielszenen von "Impro Macchiato" zeigten Videos, wie Proben und Showvorbereitungen ablaufen. Bilder aus den vergangenen zehn Jahren illustrierten die Anekdoten über gemeinsame Erlebnisse der Gruppe.

Auf der Bühne zeigten die Schüler der aktuellen Besetzung, wie spontan und kreativ Improvisation sein kann. Erst sitzen da zwei im Iglu und wollen Walfisch essen. Die nächste Szene plötzlich ist ein Date mit einem Wutbürger. Und auch Lehrer spielten an diesem Abend Impro-Szenen und sorgten damit für viele Lacher im vollen Zirkuszelt.

Solche gemeinsamen Auftritte machen für Hilgers die Besonderheit des Improvisationstheaters am Viscardi-Gymnasium aus: "Wir sind eine große Impro-Familie. Die Rangordnung der Schule ist auf der Bühne für ein oder zwei Minuten aufgehoben." Der Respekt leide keinesfalls darunter. Schon den jüngsten Schülern sei klar, dass bei einem Auftritt andere Regeln gelten als im Unterricht.

Tatsächlich zeigte die Gruppe "Spaghetti Impronese" der sechsten Klasse, dass ein guter Auftritt nicht vom Alter abhängt, sondern von der Begeisterung. Ihr Talent hatten sie bereits als Gewinner des schulinternen "Impro-Cup" bewiesen.

Lena Böhme ist ein Teil der Nachwuchsgruppe. Sie trainiert einmal wöchentlich im Wahlkurs von Claus Hilgers, hat aber schon bevor sie auf das Gymnasium kam, Auftritte von "Impro Macchiato" gesehen: "Da dachte ich mir, da will ich auch hin." Dass sie an diesem Abend an der Seite der älteren Schülern und Lehrern spielen darf, freut sie sehr. "Und aus Leidenschaft fürs Impro schläft man in so einer Nacht auch gern mal ein bisschen weniger."

Für den emotionalsten Moment der dreistündigen Jubiläumsshow sorgte die Dankesrede, die einige Ehemalige zusammen geschrieben hatten. Sie richtete sich an ihren früheren "Lehrer, Mentor, Coach und Freund" Claus Hilgers, wie es in der Rede heißt. Wegen dieser Überraschung lief die zweite Hälfte der Aufführung dann nicht mehr so ruhig und geordnet ab wie geplant. Szenen wurden vorgezogen, andere übersprungen. "Aber man muss eben auch hier improvisieren", erklärte Hilgers nach der Show. Man plane im Voraus eben nur den groben Ablauf, die Vorstellung entwickle sich dann von selbst.

Nach dem Ende der Jubiläumsshow entschlossen sich zwei ehemalige Mitglieder noch spontan dazu, mit Live-Musik den Abend ausklingen zu lassen. Doch schon bald gibt es das nächste Wiedersehen. Beim traditionellen Impro-Match gegen das Graf-Rasso-Gymnasium am 16. Mai werden wieder viele Zuschauer die beiden Impro-Gruppen anfeuern.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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