Fürstenfeldbruck:Die Hochwasserlage entspannt sich

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Nach rund 650 Einsätzen wird nicht mehr damit gerechnet, dass die Amper über die Ufer tritt. Viele Feuerwehrleute aber werden weiter gebraucht: zum Kellerauspumpen.

Von Gerhard Eisenkolb

Rund 650 Einsätze innerhalb von 24 Stunden und 1000 Feuerwehrleute, die im Schichtdienst rund um die Uhr zuerst rund 35 000 Sandsäcke gefüllt und zum Bau von Wasserbarrieren verteilt haben oder helfen, vollgelaufene Keller auszupumpen: Das ist die erste Bilanz der Hochwassereinsätze seit dem frühen Sonntagnachmittag, die Kreisbrandrat Hubert Stefan und Landrat Thomas Karmasin (CSU) am Montagnachmittag bei einer Rundfahrt zu den Haupteinsatzorten gezogen haben. Obwohl sich die Lage mit dem Nachlassen der Regenschauer stabilisierte, blickten die Helfer voller Sorgen auf den weiter kontinuierlich steigenden Pegel der Amper. Am Tag eins nach dem Dauerregen steht aber auch fest, dass die Feuerwehren noch tagelang gebraucht werden. Nach dem Dauerregen laufen nun Keller voll, weil das Grundwasser angestiegen ist.

Einsatz in Olching: Feuerwehrleute schichten im Wohngebiet Waxensteinstraße Sandsäcke aufeinander. (Foto: Johannes Simon)

"Die Rinne ist voll", so lautet am Montag die Botschaft der Brucker Feuerwehr, als Landrat Thomas Karmasin (CSU) gemeinsam mit Führungskräften der Feuerwehr gegen 14 Uhr am Amperufer in der Bullachstraße 4 in Fürstenfeldbruck steht. Das ist exakt die Stelle, an der bei Hochwasser-Meldestufe 1 oder einem Pegelstand der Amper von 170 Zentimetern der Fluss zuerst ausufert und die Bullachstraße flutet. Damit die Feuerwehr rechtzeitig Sandsackbarrieren errichten kann, waren auf dem Gelände des Bauhofes mit einer Maschine bereits in der Nacht zum Montag 13 000 Sandsäcke gefüllt worden. Von diesen steht nun ein großer Teil auf Paletten in der Lederer- und in der Bullachstraße für einen solchen Einsatz bereit. Ob und wann dieser Alarm ausgelöst werden wird, darüber wagt niemand zu spekulieren.

Um 16.15 Uhr gibt der Fürstenfeldbrucker Feuerwehrsprecher Andreas Lohde jedoch Entwarnung. Er beruft sich dabei auf die jüngste Meldung vom Wasserwirtschaftsamt, nach der nicht mehr damit zu rechnen ist, dass die Amper die Meldestufe 1 erreicht. Deshalb wird beschlossen, die bereitstehenden Sandsäcke dem Landkreis zur Verfügung zu stellen. Der Brucker Kommandant kann übermüdete Einsatzkräfte heimschicken.

Noch benötigt werden Sandsäcke jedoch in Olching. Dort schichten am Nachmittag rund zwei Dutzende Feuerwehrleute in einem Kartoffelfeld bei der Sommer- und Zugspitzstraße einen Damm auf. Das sieht gespenstisch aus, ist aus Sicht der Helfer aber sinnvoll. In den Neubaugebiet versuchen Feuerwehrleute seit fast eineinhalb Tagen mit Hochleistungspumpen, den Grundwasserspiegel abzusenken. Das ist jedoch nur möglich, wenn in der Nähe der Siedlung kein neues Oberflächenwasser mehr versickert. Zudem wird ein Graben angelegt, um das Wasser abzuleiten.

Der südwestliche Ortsrand von Olching gehört mit den beiden Ufern des Starzelbaches in Eichenau, der Stadt Puchheim, Gröbenzell und Alling zu den Einsatzschwerpunkten. In Olching eskalierte die Lage am Sonntagabend, als der Starzelbach zuerst die Felder am Ortsrand überschwemmte und dann auch über die Sickerschächte in die Keller der Wohnhäuser lief. Angesichts der Neubauten will Karmasin am Montagnachmittag wissen, wie man in einer solchen exponierten Lage noch Häuser bauen kann, die über keinen besseren Hochwasserschutz verfügen. Beantwortet wird diese Frage nicht.

Ein Olchinger Feuerwehrmann hatte noch am Sonntag mit einer flapsigen Anmerkung die Bauabteilung des Landratsamtes in die Mitverantwortung gezogen. Diese soll angeblich verhindert haben, dass just in der Sommerstraße höher gebaut werden konnte. Auch ein anderes Grundsatzproblem wird nicht angesprochen. Das Baugrundstücke knapp und teuer sind, haben sich die Gemeinden an der Amper auch in Richtung der Überschwemmungsbereiche der Amper ausgedehnt.

In Eichenau ist der Starzelbach das Problem. Der Bach ist meist ein Rinnsaal, kann aber nach Starkregenfällen innerhalb kürzester zeit zu einem reißenden Gewässer anschwellen. Wie die Feuerwehren am Sonntagabend verzweifelt versuchten, die Überschwemmung von Wohngebieten zu verhindern, ist am Montag zu sehen. Neben Hochwasserschutzbarrieren als langen, mit Wasser gefüllten Schläuchen gehen in Sandsackwälle über, die zum Bach hin teilweise mit Betonsteinen gesichert wurden. Daneben wurden auf einfachen Plastikfolien Kies- und Sandhaufen aufgeschüttet. Während ein Feuerwehrmann ankündigt, dass Eichenau mehr Schlauchbarrieren benötigt und das beantragt werde, ist der Landrat stolz darauf, im Kreistag den Kauf eines Versorgungslastwagens durchgesetzt zu haben. Das Fahrzeug war am Wochenende pausenlos im Einsatz.

Überhaupt fühlt man sich bestätigt, richtig vorgesorgt zu haben. Kreisbrandrat Stefan betont mehrmals, wie wichtig das eingerichtete Feuerwehr-Notfalllager in Eichenau am Wochenende war. Und Landrat Thomas Karmasin fühlt sich in der Entscheidung bestätigt das Schulzentrum in Fürstenfeldbruck auf dem Tulpenfeld gebaut zu haben. Das wiederholt bei Starkregenfällen überschwemmte Gelände an der Münchner Straße war umstritten. Die neben der Schule errichteten Regenauffangbecken haben eine Katastrophe verhindert. Im Gegensatz zu früheren Jahren blieben der Feuerwehr auch in angrenzenden Wohngebieten diesmal Einsätze erspart.

© SZ vom 04.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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