Fürstenfeldbruck:Die Geburt

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Für Anton Hirschvogl bleibt seine Krippe bedeutsam

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Wenn der Brucker Anton Hirschvogl an Heiligabend zurückdenkt, sind es nicht Geschenke und Christbaum, die ihm als erstes in den Sinn kommen, sondern die Krippe. Da war zunächst jene kleine aus Papier, die dem Herrgottswinkel der Küche des bäuerlichen Anwesens in Eismerszell weihnachtliches Flair verlieh und die ihn "schon als Buben fasziniert hat". Sie mag für den Rentner damals in der Nachkriegszeit den Anstoß gegeben haben, dass er selbst eine Landschaft erschuf, die das biblische Geschehen in Miniaturform plastisch und naturalistisch darstellte. Auf einem Schwarz-Weiß-Foto von 1958 breitet sich auf einer Tischplatte ein Stück orientalisch anmutender Natur aus, mit Wegen, grün bewachsenen Flächen, einem kleinen Tempel in einem Eck, im anderen der Stall mit der Heiligen Familie, dazwischen Brunnen, Schafe, Hirten. Als Jugendlicher hatte der heute 79-Jährige begonnen, eine Krippe zu bauen: mit Sand, getrocknetem Moos, Wacholderzweigen als Bäumen und Gebäuden aus Holz. Er hatte Spaß am Handwerklichen und es war ihm ein Herzensanliegen, "die Geburt Jesu" in Szene zu setzen. Dabei gelang es ihm sogar, die anheimelnde Szenerie zu beleuchten - "mit Akku und Fahrradbirndl". Für die damalige Zeit durchaus ein Kunststück.

Eine besondere Rolle sollten Krippen auch später für den Bankangestellten spielen. Zusammen mit seiner Ehefrau entdeckte er deren Anfertigen und Sammeln gewissermaßen als Hobby. Und aus diesem entwickelte sich die Rettung und Betreuung der wertvollen und bedeutsamen Osterrieder-Krippe in der Fürstenfeldbrucker Klosterkirche. Was aber aus seinem kreativen Jugendwerk wurde, kann Hirschvogl nicht sagen. Sie blieb bei seinem Auszug Anfang der Sechzigerjahre im elterlichen Haus, danach verliert sich ihre Existenz im Dunkeln: "Teile von meiner Krippe sollen angeblich bei einer Nichte sein."

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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