Fürstenfeldbruck:Die Fratzen des Winters

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Schrecklich beeindruckend: Die Perchten und Hexenmasken des Vereins "Amperperchten" sind noch eine Woche in der Sparkasse zu besichtigen. (Foto: Günther Reger)

In einer Ausstellung in der Sparkasse in Fürstenfeldbruck zeigt der Verein "Amperperchten" furchteinflößende Masken und Kostüme

Von Christoph Kaindl, Fürstenfeldbruck

Mit wildem Blick starren die Perchten die Besucher an. Die dämonischen Gesichter sind schwarz, die Zähne gefletscht, Hörner wachsen aus dem Kopf: Dieser Tage eröffnete der Verein "Amperperchten" offiziell eine Ausstellung mit zwölf Perchten- und Hexenkostümen in der Fürstenfeldbrucker Sparkasse. Der Maskenschnitzer des Vereins reiste dafür sogar aus Berchtesgaden an. Filialdirektor Werner Pfab begrüßte die Gäste.

"Eigentlich sind die Perchten die Guten, obwohl sie böse aussehen.", erklärt Klaus Trnka, der Vorsitzende und Gründer des Vereins. Denn die Perchten sollten früher die bösen Geister des vergangenen Jahres austreiben. Dabei halfen ihnen verschiedene Accessoires: Durch laute Glocken und die gruseligen Kostüme sollten die Geister eingeschüchtert werden. Wenn ein Perchte eine jungen Frau mit einem Rossschweif ins Gesicht fuhr, wurde die Frau dem Volksglauben nach besonders fruchtbar. Und falls die Perchten in Begleitung einer Frau im Hexenkostüm waren, konnte diese mit ihrem Besen das Böse wegkehren.

Zur Erledigung ihrer Aufgaben zogen die Perchten während den Rauhnächten zwischen Wintersonnenwende und Dreikönig von Hof zu Hof. In dieser Zeit waren laut Volksglauben die bösen Geister besonders aktiv. Das hing mit einer Besonderheit des bis 1582 verwendeten Mondkalenders zusammen: "Das Mondjahr ist elf Tage kürzer als das Sonnenjahr.", erzählt Klaus Trnka. Um beides in Einklang zu bringen, hängte man die fehlenden Tage an das Mondjahr an. "Diese Zeit zwischen den Jahren schien nicht natürlich und damit unheimlich zu sein.", meint Trnka.

Den alten Perchtenbrauch wollen die Amperperchten in den nächsten Wochen mit Auftritten in Bruck und Umgebung bekannt machen. "Die Besinnung auf unsere Wurzeln ist uns wichtig - auch, weil die Weihnachtszeit leider immer stressiger wird.", führt der Vorsitzende aus.

Wichtig für diese Darbietungen der Amperperchten sind die authentischen Kostüme. Noch bis Donnerstag, 19. November, können sie in der Sparkasse betrachtet werden. Handwerklich sind sie sehr aufwendig gefertigt: Jede Maske wird in Handarbeit vom Schnitzer Marius Brandner hergestellt. Bis zu 25 Stunden benötigt er für ein Stück. Dieser Aufwand macht ihm jedoch nichts aus: "Ich habe den Ehrgeiz, mich immer weiter zu verbessern.", meint der Schnitzer. Vervollständigt wird das Kostüm dann bei einer Gerberei. Jede Verkleidung birgt am Ende Hinweise auf ihren Träger: "Mein Kostüm zeigt mit seinen vielen weißen Haaren, dass ich der Älteste der Gruppe bin.", erklärt etwa Vereinsmitglied Gerd Merkel.

Vom 27. November an werden die Amperperchten mit Einbruch der Dunkelheit unter anderem in Fürstenfeld, Germering und am Jexhof auftreten. t. Das Programm umfasst dabei als erstes einen Auftritt der Hexen. Anschließend kommen die Perchten mit einer Nachstellung der sogenannten "Wilden Jagd". "Mancher Zuschauer wird da von uns am Arm gepackt und geschüttelt.", beschreibt Kassier Helmut Neumeyer schelmisch. Niemand würde dabei allerdings verletzt werden. "Und bei Angst lassen wir sofort ab." Den Schluss bildet ein stampfender Tanz um eine Feuerschale. So soll die Fruchtbarkeit des Bodens geweckt und das Böse eingekesselt werden. Am Ende nehmen die Vereinsmitglieder ihre Masken ab. Alle sollen erkennen, dass sich normale Menschen hinter den angstmachenden Larven verbergen. Interessierte Kinder dürfen auch selbst einmal eine Maske anprobieren. "Das freut viele immer besonders", erzählt Helmut Neumeyer schmunzelnd.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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