Fürstenfeldbruck:Der Wunsch nach mehr Kontroverse bleibt unerfüllt

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Gut 60 Interessierte verfolgen im "Pier 80" am Pucher Meer das TV-Duell zwischen Merkel und Schulz. Die SPD hat dazu eingeladen. (Foto: Günther Reger)

Beim Public Viewing des TV-Duells zwischen Merkel und Schulz kommt bei den SPD-Mitgliedern nur wenig gute Stimmung auf

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Margit Henkel brachte die Meinung vor allem der Nicht-SPD-Mitglieder nach der als Fernsehduell avisierten Debatte zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Martin Schulz sicherlich auf den Punkt. "Es war fast zu kuschelig", meinte die Grafratherin. "Das hätte kontroverser sein können." Die SPD hatte zum "Public Viewing" ins "Pier 80" ans Pucher Meer eingeladen. Etwa 50 Besucher - vornehmlich SPD-Mitglieder - kamen, um natürlich Schulz siegen zu sehen. Sie warteten darauf, dass der SPD-Kanzlerkandidat Merkel argumentativ in die Enge treibt und so vielleicht eine Trendwende in den Umfragen einleiten könnte.

"Ich erwarte eine Richtungsentscheidung, weil die Gemeinsamkeiten in der Großen Koalition aufgebraucht sind", hatte sich SPD-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau, Michael Schrodi, vor der Sendung erhofft. Die noch amtierende Kanzlerin hätte sich bisher durchmogeln können. Doch diese Hoffnung war spätestens dahin, als kurz darauf bei "Anne Will" die Umfragezahlen zum "Duell" auf dem Bildschirm erschienen und Merkel als Siegerin auswiesen.

Bei Alfred Münch, dem ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten und heutigen Olchinger Stadtrat, löste das Kopfschütteln aus. "Ich fand Schulz in der zweiten Hälfte besser, aber Merkel versteht es wohl, das Volk einzulullen, jedenfalls die 80 Prozent, denen es gut geht." Während der Fernsehsendung spürte man die Bereitschaft der Zuschauer im Raum, auf jeden noch so kleinen Vorteil von Schulz zustimmend zu reagieren. Doch befreites Klatschen gab es nur selten.

Attacken von Schulz gegen die CSU ("Die schwärzeste Landesregierung, die es überhaupt gibt, die in Bayern") gefielen den Anwesenden, auch die gegen Trump und Erdogan. Dreimal Applaus für Schulz notierte der Reporter in der ersten Hälfe der Sendung. Mehr wurde es auch später nicht. Vor allem ein befreites Klatschen mit dem Tenor "Jetzt packt er es" kam nie auf. Nur einmal, als Schulz in der Pkw-Mautfrage die Kanzlerin stellen wollte und sie darauf festnagelte, dass die Rente mit 70 nicht kommen werde, spürte man so etwas wie Begeisterung im Saal. Doch Schulz legte nicht nach und kam auch nicht dazu, das Thema soziale Gerechtigkeit ausführlich in die Diskussion einzubringen. "Auch die Energiewende tauchte nicht auf", merkte der ehemalige Brucker SPD-Oberbürgermeisterkandidat Philipp Heimerl an und kritisierte damit auch die Moderatoren der Sendung. Gelassen nahmen die SPD-Anhänger es hin, dass ein Besucher immer wieder für Merkel klatschte.

Für Hatice Sadi-Hökerek stand die Siegerin fest: "Merkel kommt mir glaubwürdiger vor." Ihr Ehemann Hakan Hökerek sah das anders: "Schulz hat gut argumentiert, für mich ist er der Sieger." Für Rolf Henkel war kein Gewinner erkennbar gewesen. Er hatte "zwei Typen Menschen" gesehen, die "eher sachlich und nicht emotional" aufgestellt sind. Schrodi hatte eingangs noch gesagt, dass zu viele Attacken von Schulz auf Merkel eher schädlich wären. Vor allem müsse er aber die Unterschiede deutlich machen. "Das ist ihm gelungen", meinte der Bundestagskandidat hinterher. "Er hat nicht mit Säbel, aber mit dem Florett gefochten", bemühte der Olchinger Lehrer einen Vergleich aus dem Fechtsport. Die Besucher verabschiedete er schließlich mit der Aufforderung, noch drei Wochen lang doch intensiv für den Wahlsieg zu kämpfen.

© SZ vom 05.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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