Fürstenfeldbruck:Der Tod auf der Bühne

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Durch die Bewohner des Seniorenheims werden die jungen Pflegerinnen täglich mit dem Tod konfrontiert. Ihre Lösung: Mord. (Foto: Neue Bühne / oh)

Die Neue Bühne Bruck beschäftigt sich in zwei Inszenierungen mit dem Abschiednehmen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Der Umgang mit dem Sterben steht im Zentrum der beiden Inszenierungen, die am Wochenende an der neuen Bühne Bruck Premiere haben. Im Kindertheater "Nur ein Tag" geht es dabei lustig, aber auch tiefgründig zu. Das Erwachsenenstück "King Kongs Töchter" zeigt den Sterbeprozess in einem Altersheim aus der Perspektive der jüngeren Pflegekräfte und der Bewohner gleichermaßen.

"Es hat mich fasziniert, mich mit diesem Stück zu beschäftigen. Denn es ist doch die große Wahrheit, dass wir alle älter werden, dass wir Angst davor haben, uns langsam vom Leben trennen zu müssen. Es geht um Fragen, die Menschen in jedem Alter beschäftigen können", sagt Philipp Jescheck, der bei beiden Inszenierungen Regie führt. "King Kongs Töchter" basiert dabei auf der wahren Geschichte von drei Altenpflegerinnen, die sich durch die Bewohner tagtäglich mit dem Tod konfrontiert sehen. Ihre persönliche Lösung ist es, die alten Menschen umzubringen - und ihnen dabei aufsehenerregende Abgänge zu verschaffen. "Mir war es wichtig, die kühle Atmosphäre, das Funktionale und Gefängnisartige, das in so einer Einrichtung herrscht, herauszuarbeiten und dabei immer wieder die Momente der Wärme und des kleinen Glücks zu zeigen, die es eben auch gibt", sagt Jescheck.

Während der Arbeiten habe er auch anfangen, sich selbst zu fragen, was denn ein würdiger Tod sei. "Wann hört das Leben auf, würdig zu sein? Kann man das überhaupt beantworten? Diese Fragen haben mich sehr beschäftigt. Ich möchte mit der Inszenierung keine Antworten liefern, sondern hoffe, dass sich bei den Zuschauern der gleiche Effekt einstellt", so Jescheck.

Authentisch wird die Inszenierung durch die Erfahrungen, die einige der Schauspieler einbringen. So spielt der 79-jährige Walter Cordier, einen gleichaltrigen Bewohner des Heims. "Das geht natürlich sehr nahe, weil er Dinge spielt, die ihn selbst betreffen oder noch betreffen werden", erzählt Jescheck. Veronika Tscharke, die eine der Pflegerinnen spielt, arbeitet im echten Leben auf einer Palliativstation. Von ihren Erfahrungen dort profitiert die komplette Besetzung.

Eine herzerweichende Geschichte erzählt das Stück "Nur ein Tag". Ein Wildschwein und ein Fuchs erleben die Geburt einer Eintagsfliege. Weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, flüchten sie. Aber die Fliege holt sie ein. In ihrer Not erzählen sie, dass es der Fuchs ist, der nur noch einen Tag zu leben hat. Also hat die Fliege die Idee, dass er an diesem Tag alles Schöne erleben müsse. Doch auch der Tag geht zu Ende und die drei müssen sich der Wahrheit stellen.

Premiere von "King Kongs Töchter", 26. November, 20 Uhr. Weitere Termine: 27. November, 2. und 4. Dezember. "Nur ein Tag" ist an diesem Samstag bereits von 16 Uhr an erstmals zu sehen.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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