Fürstenfeldbruck:Der schwierige Weg zum kleinsten gemeinsamen Nenner

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In Fürstenfeldbruck, Gröbenzell und Grafrath wollen die Bürger die Städteplanung in die eigenen Hände nehmen. Entscheidungen stehen aus

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Sie mischen sich ein, sie streiten und gehen den Kommunalpolitikern gehörig auf die Nerven: Ganz normale Bürger wollen immer öfter bei Großplanungen mitreden und -bestimmen. Da die gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung oft nicht die Wünsche der Bürger erfüllt, werden Bürgerbegehren initiiert und, bei Erfolg desselben, wird eine Planung per Entscheid zumindest unterbrochen. Was dann folgt, sind meist Bürgerwerkstätten, Workshops, moderierte Gesprächsrunden, in denen sich dann nur noch wenige Bürger engagieren. Über mindestens drei Großprojekte sprechen Politiker und Stadtplaner seit Längerem zusammen mit Bürgern, gefunden werden soll dabei der kleinste gemeinsame Nenner, doch bei keiner dieser Runden ist bislang etwas Entscheidendes herausgekommen.

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(Foto: Johannes Simon)

Noch immer eine Parkplatzbrache im Zentrum: der Viehmarktplatz Fürstenfeldbruck.

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(Foto: Johannes Simon)

Renovieren oder abreißen sind die noch nicht realisierten Alternativen für den Klosterwirt in Grafrath.

Viehmarktplatz Fürstenfeldbruck

Groß sollte gebaut werden auf dem Fürstenfeldbrucker Viehmarktplatz, ein Geschäftshaus und eine Tiefgarage waren vorgesehen. Der Stadtrat hatte alles schon ausgetüftelt, nur nicht an die Stimmung innerhalb der Bevölkerung gedacht. Die war unter anderem nach der Bebauung an der Schöngeisinger Straße mit dem Citypoint gekippt. Einen weiteren Klotz dieser Art wollten 80 Prozent der Brucker, die sich am Bürgerentscheid beteiligten, nicht auch noch auf dem Viehmarktplatz. Doch wer nein sagt, muss auch Alternativen vorschlagen, und so entstand nach dem Bürgerentscheid 2012 ein Arbeitskreis, aus dem innerhalb eines Jahres konkrete Vorschläge hervorgingen. Letztlich blieb es beim Nein gegen eine großzügige Bebauung und gegen den Profit, der aus dieser Immobilienbestlage gezogen werden könnte, den bis zu 30 Beteiligten an dieser Bürgerwerkstatt war es lieber, Platz für den Wochenmarkt und Aufenthaltsflächen zu haben. Umgesetzt wurde davon nichts. Im vergangenen Jahr startete die Stadt einen Architektenwettbewerb, parallel können die Bürger sich online beteiligen und Vorschläge einbringen.

Bislang gibt es für die Bahnhofstraße in Gröbenzell nur Entwürfe und Modelle, wie dieses von 2012. (Foto: Günther Reger)

Bahnhofstraße Gröbenzell

Für den 22. Juni 2007 hatte sich der damalige Bürgermeister Dieter Rubenbauer viel vorgenommen. Bei einer Sonderbürgerversammlung wollte er den Gröbenzellern seine Vorstellungen vom Umbau der westlichen Bahnhofstraße erklären. Variante für Variante stellte er vor, sprach vom Einvernehmen mit den Anliegern - bis ihm ein älterer Mann im Rollstuhl vehement widersprach und den Eindruck erweckte, über den Tisch gezogen worden zu sein. Die Bürgerversammlung beschloss, dass der Gemeinderat einen Architektenwettbewerb starten solle, dass ein Kreisel gebaut werden müsse, dass kein Laden größer als 400 Quadratmeter sein dürfe und dass Betreutes Wohnen gebaut werden solle. Zur Untermauerung dieser Forderungen wurde in den folgenden Monaten ein Bürgerbegehren initiiert, das im November 2008 in den ersten Bürgerentscheid der Gemeinde mündete. Die neue Planung Rubenbauers war für die Katz'. Die Gemeinde organisierte Workshops, versuchte die Gröbenzeller zu Wort kommen zu lassen, gab eine Marktstudie in Auftrag. Die überraschend aussagekräftigen Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs wurden nicht weiterverfolgt.

Klosterwirt Grafrath

An einem ähnlich traurigen Kapitel schreibt seit Jahren die Gemeinde Grafrath. Die Pläne für die Neuplanung oder den Erhalt des Altbestands auf dem Klosterwirtsgelände sind ins Stocken geraten. Es kam 2013 zum Bürgerentscheid, drei darauf folgende Arbeitskreise erbrachten gute Vorschläge, eine zukunftsfähige Planung aber steht aus.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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