Fürstenfeldbruck:Der Preis der Musik

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Einwände aus Gröbenzell und Germering verhindern die Verdopplung der Pauschalen für die 70 Ensembles der Kreismusikschule. Stattdessen zahlen die Mitgliedskommunen künftig nur noch für die Schüler aus ihrem Ort, die in einem der Orchester mitspielen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Auf die Intervention von Germering und Gröbenzell hin, muss die Mitgliederversammlung der Kreismusikschule einen Beschluss zur Finanzierung der rund 70 betreuten Ensembles revidieren. Statt den Zuschuss für den Unterricht und die Betreuung der Klangkörper, wie bereits beschlossen, pauschal von fünf auf zehn Prozent des Zuschusses einer Gemeinde anzuheben, wird nun ein anderes Finanzierungsmodell favorisiert.

Laut dem Vorsitzenden der Kreismusikschule, dem Eichenauer Bürgermeister Hubert Jung, sollen die Gemeinden künftig nur noch dann ein Ensemble mitfinanzieren, wenn dort auch Schüler mitspielen, die in dieser Gemeinde leben. Zudem richtet sich die Höhe des Beitrags künftig nach der Zahl der aus der jeweiligen Mitgliedskommune stammenden Schüler. Von diesem Modell erhofft man sich mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der Kosten.

Laut Jung lag der Vergütungsanteil der zehn Mitgliedskommen für die Musikgruppen im vergangenen Jahr bei rund 117 000 Euro. Von den insgesamt 2640 Schülern spielten 450 in renommierten Klangkörpern wie den Bluestrings oder einer der weniger bekannten Volksmusikgruppen mit. 71 Lehrkräfte, von denen die meisten in Teilzeit angestellt sind, geben nicht nur Einzel- und Gruppenunterricht, sondern sie proben mit den jeweiligen Orchestern und betreuen diese zudem noch. Dieser Aufwand ist gestiegen, sonst hätte man nicht versucht, den bisherigen Pauschalzuschuss zu verdoppeln.

Die Kreismusikschule leistet hervorragende Nachwuchsarbeit, sonst wären deren Orchester nicht bei Wettbewerben so erfolgreich. Zu den bekannteren Ensembles gehören die Bluestrings und das Zupforchester "Ensemble Roggenstein". Das Puchheimer Jugendkammerorchester das so etwas wie das Aushängeschild des Landkreises im Bereich der Musikausbildung ist, wird zwar als eigener Verein geführt, in dem Orchester spielen aber viele Schüler der Kreismusikschule mit. Zudem ist aus diesem Ensemble eine Reihe von Berufsmusikern hervorgegangen. Aber dieser Erfolg ist dem Einsatz engagierter Lehrer wie dem Ehepaar Simone Burger-Michielsen und Peter Michielsen, die mit dem Jugendkammerorchester arbeiten, der Klavierlehrerin Cornelia Nonn-Jordache oder Frank Wunderer, der die Bluestrings betreut, zu verdanken.

Wie gut die Musikausbildung im Landkreis ist, belegt auch Jahr für Jahr das Abschneiden von deren Schülern bei den Wettbewerben "Jugend musiziert". So schafften es beim Regionalwettbewerb 2014 insgesamt 56 der Schüler aus dem Landkreis unter die Preisträger. Beim Landeswettbewerb erhielten 34 der Teilnehmer der Musikschule einen Preis, beim Bundeswettbewerb waren es immerhin noch zwölf. Die Musikschule verfügt über elf Streicherensembles, sieben Bläserensembles, vier Zupforchester, drei Akkordeongruppen, zehn Chöre, das ist aber nur ein Teil der Ensembles.

Das alles kostet auch Geld. So lag der Haushalt der Kreismusikschule im Jahr 2014 bei rund 2,4 Millionen Euro. Etwas mehr als die Hälfte dieser Summe mussten die Eltern im Vorjahr mit Schulgebühren in Höhe von insgesamt rund 1,3 Millionen Euro aufbringen. Für eine Wochenstunde Instrumental- oder Vokaleinzelunterricht sind im Jahr bis zu 1090 Euro zu zahlen. Billiger ist der Gruppenunterricht. Hier liegt die Preisspanne für eine Wochenstunde zwischen 341 und 729 Euro im Jahr. Zusatzangebot wie Zusatzfächer oder die Ausbildung in einem Kinderchor oder Ensemble kosten Extragebühren, die zwischen 90 und 200 Euro im Jahr liegen. Die restlichen Einnahmen der Musikschule bestehen aus Zuschüssen der Gemeinden in Höhe von 562 000Euro, des Freistaates (256 000 Euro) und des Landkreises (180 000 Euro).

Vorsitzender Jung bezweifelt, ob die von den Kritikern angestrebte Kostenverteilung wirklich zu einer Entlastung der Kommunen führen wird. Der Aufwand bleibe ja gleich, gibt er zu bedenken. Jung kommt den zehn Mitgliedskommunen Alling, Eichenau, Fürstenfeldbruck, Germering, Gröbenzell, Maisach, Olching, Puchheim und Moorenweis nicht nur bei der Aufteilung der Kosten für die Ensembles entgegen, sondern noch in einem weiteren Punkt.

Die Verabschiedung des Haushalts der Musikschule für das kommende Jahr wird auf die Beratung der kommunalen Haushalte abgestimmt. Damit soll gewährleistet werden, dass die Gemeinde- und Stadträte schon bei der Beratung ihres Etas wissen, wie hoch ihr Zuschuss an die Musikschule ausfällt. Noch etwas soll verhindert werden. Die Pauschale für die Ensembles wurde von der Summe abgezogen, die eine Gemeinde zahlte. Damit verringerte sich automatisch die gebuchte Stundenzahl um fünf Prozent, was vorher nicht immer berücksichtigt worden war. diese Änderungen müssen jedoch noch bei der nächsten Mitgliederversammlung im Herbst beschlossen werden.

Bürgermeister Jung steht übrigens bereits seit 13 Jahren an der Spitze der als Verein geführten Kreismusikschule. Als er den Vorsitz übernahm, musste er die finanziell angeschlagene Einrichtung konsolidieren. Dieser Prozess ist seit langem abgeschlossen. Zurzeit verfügt der Verein über Rücklagen, die ausreichen, um drei Monatsgehälter der Lehrkräfte zu finanzieren. Der Verein hat ein eigenes Vergütungssystem für die Lehrkräfte und es gibt eine Betriebsvereinbarung, nach der die Bezahlung regelmäßig an die tariflichen Gehaltserhöhungen im öffentlichen Dienst anzupassen ist. Das gibt den Musiklehrern Sicherheit.

Ausgeglichen werden die Tarifanpassungen über die Zuschüsse der Mitgliedsgemeinden, die von der jeweils gegebenen Stundenzahl in einem Ort abhängt, und durch die von den Eltern zu entrichtenden Gebühren.

Der Gröbenzeller Kämmerer Gregor Kamp verweist darauf, dass die Gemeinde in diesem Jahr ihr finanzielles Engagement bei der Musikschule um 15 Prozent erhöhte und anstelle eines früheren Fixbetrags nun eine bestimmte Zahl von Wochenstunden einkaufe. "Wir unterstützen alles, damit die Ensemblearbeit weiterhin erfolgreich betrieben werden kann", beteuert der Kämmerer.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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