Fürstenfeldbruck:Der erste Abt

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Ganz rechts im Bild findet sich Balduin Helm, der erste Abt des Klosters Fürstenfeld. Das Original wurde in Hagenau am Bodensee gefunden. (Foto: Florian Haamann/OH)

Arbeitskreis "Kloster Fürstenfeld" macht wichtige Entdeckung

Von Johanna Kiermaier, Fürstenfeldbruck

Einen sensationellen Fund hat der Arbeitskreis "Kloster Fürstenfeld" gemacht. So konnte durch eine Reihe glücklicher Zufälle erstmals der Abt Balduin Helm auf einem Gemälde identifiziert werden. "Für uns alle ist das ein großer Erfolg", sagt Johannes Hoffmann vom Arbeitskreis. Denn Helm war nicht irgendein Abt von Fürstenfeld. Vielmehr war er der erste Abt des Klosters, der bereits während der Bebauung des Geländes verantwortlich war. Bislang sei es ein Rätsel gewesen, wie er ausgesehen habe, sagt Hoffmann.

Allerdings beschreibt schon Gerhard Führer, der letzte Abt von Fürstenfeld, in seiner Chronik ein Portrait Helms. "Daher wussten wir, dass mal ein Bild von Balduin Helm existiert hat", sagt Hoffmann. Klöster im 17. und 18. Jahrhundert porträtierten üblicherweise ihre Klostervorsteher mit einem speziellen Erkennungsmerkmal. Mit der Säkularisation 1803 sind die meisten Gemälde abhanden gekommen. In Fürstenfeld gebe es außer dem Text von Führer wenig Erkenntnis über das Aussehen der anderen Äbte, so Hoffmann. Schon ein Jahr nach Beginn der Amtszeit Helms wurde 1691 der Grundstein für die Kirche gelegt. Jedoch habe er Feinde im Konvent gehabt und sei 1705 durch eine Intrige abgesetzt worden, erklärt Hoffmann.

Erst durch die zufällige Verkettung einiger Ereignisse konnte Helm nun identifiziert werden. Weit entfernt vom Kloster Fürstenfeld entdeckte Pater Konrad Barth bereits in den Achtzigerjahren eine bemalte Leinwand in einem Speicher in Hagnau am Bodensee. "Man muss es eigentlich als Wandteppich bezeichnen, der total ausgefranst war", beschreibt Hoffmann. Trotz des schlechten Zustands konnte man auf dem zwei auf drei Meter großen Bild eine geistliche Szene erkennen. Der Pater setzte sich dafür ein, dass die Leinwand für 10 000 Mark restauriert wird. Bei einem Besuch der Klosterkirche Fürstenfeld traf Barth nun im vergangenen Jahr auf Hoffmann, der dort regelmäßig als Aufseher arbeitet. Im Gespräch der beiden stelle sich heraus, dass Barth den Fürstenfelder Abt auf dem gefundenen Bild vermutete. "Die Nachricht war für den Arbeitskreis wahnsinnig aufregend", erzählt Hoffmann.

Aufgrund des schlechten Zustands konnte das "Hagnauer Gemälde" nicht vollständig restauriert werden. Nach jahrelanger Recherche konnte es jedoch als Abbild der Abtweihe von Emanuel Scholz von Raitenhaslach und Abund I. Arleth von Fürstenzell identifiziert werden. Fünf der zwölf Männer auf dem Bild tragen eine sogenannte Mitra, eine Bischofsmütze, und müssen daher hohe geistliche Würdenträger sein. Fünf Wappen am oberen Gemälderand weisen zudem auf die Herkunft der anderen Personen hin, die der sakralen Handlung beiwohnen. "Durch die massive Beschädigung der Leinwand am oberen Rand konnten die Wappen aber nicht originalgetreu restauriert werden", erklärt Hoffmann. Nur drei der Würdenträger wurden auf diese Weise identifiziert.

Eine Historikern untersuchte dann ein Protokoll des Ereignisses und stellte fest, dass Balduin Helm von Fürstenfeld und Engelbert Fischer von Aldersbach dem Zeremoniell beiwohnten. Dieser Hinweis macht das Gemälde so relevant für die Geschichte des Klosters Fürstenfeld. Da von beiden Äbten keine anderen Abbildungen existieren, konnten sie auch nicht durch den Vergleich mit anderen Portraits identifiziert werden. Aufschluss gab erst ein Gespräch mit Peter Pfister, der Direktor des Erzbischöflichen Archivs in München und Mitglied des Brucker Historischen Vereins ist. Durch den liturgischen Ablauf einer Abtweihe müssen sich die teilnehmenden Äbte der Rangordnung nach aufstellen. Weil der Aldersbacher Abt zum Zeitpunkt des Ereignisses bereits länger als Helm im Amt war, musste er näher an der Weihehandlung stehen. Somit konnte der rechts stehende Würdenträger, der im Profil abgebildet ist, schließlich als Abt Balduin Helm von Fürstenfeld identifiziert werden, weil er als dienstjüngster Abt der Runde am weitesten entfernt vom Geschehen musste.

"Ohne Balduin Helm gäbe es nicht die Klosteranlage, wie wir sie kennen. Wir wissen nun, wie dieser Mann ausgesehen hat. Die Bedeutung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden", sagt Hoffmann. Die Motivation des Arbeitskreises ist, neue Erkenntnisse über die Klostergeschichte zu finden oder Restaurierungsprojekte im Klosterarreal zu leiten. Auch wenn es keine Erkenntnis über den Künstler Gemäldes gibt, sei der Fall für den Arbeitskreis nun abgeschlossen, erklärt Hoffmann. Das Original bleibt weiterhin im Chor der Pfarrgemeinde Sankt Johannes Baptist am Bodensee. Damit der Abt seinen Platz auch in Fürstenfeld wieder einnehmen kann, wurde der Ausschnitt des Gemäldes fotografiert, der Balduin Helm zeigt. Die Fotografie wurde dem Arbeitskreis überreicht und hängt nun in der Sakristei der Klosterkirche.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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