Fürstenfeldbruck:Dem Jugendring fehlen Helfer

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Wegen Betreuermangels wurde im Vorjahr die Radlfreizeit abgesagt. Nun will der Kreisjugendring neue Ehrenamtliche finden - und dafür das nötige Mindestalter herabsetzen

Von Larissa Kahr, Fürstenfeldbruck

Der Kreisjugendring Fürstenfeldbruck (KJR) verzeichnet einen Rückgang bei den ehrenamtlichen Helfern. Wo zu Bestzeiten, vor zehn Jahren, noch 50 Bewerbungen auf 30 Stellen kamen, musste der KJR im vergangenen Jahr kämpfen, um 25 Stellen überhaupt zu besetzen, sagt Raimund Schiller, Leiter des Sachbereichs Freizeit und Sozialpädagoge. Die neuen Helfer seien zwingend notwendig um das Spielmobil und die Ferienfahrten aufrecht zu erhalten. Mitbedingt durch den Schwund musste 2018 bereits die "Radlfreizeit"gestrichen werden.

Der Verband reagiert mit Werbung und internen Veränderungen. 2018 wurde das Mindestalter der Betreuer der Ferienfahrten mit Übernachtung von 18 auf 16 Jahren herabgesetzt. Dadurch sei es möglich, potenzielle Helfer bereits vor der Umorientierungsphase zwischen Schule und Studium anzusprechen. Schon oft hätten interessierte Schüler sich für die Betreuung angeboten. Wegen ihres Alters hätten sie dann aber abgelehnt werden müssen. "Als sie dann erwachsen waren, sind die meisten dann fürs Studium weggezogen. Damit hat sich ihr Engagement erledigt", sagt Schiller. Drei Neuanmeldungen konnte der Verband durch die Herabsetzung des Alters bereits verzeichnen. Damit die Aufsichtspflicht gewährleistet ist, kommen auf jeden minderjährigen Helfer zwei volljährige.

Weitere Erfolge erhofft man sich durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, das bestehende Akquisitionsnetzwerk soll zudem noch effektiver genutzt werden. Neben Anzeigen auf der Seite Ehrenamtsbörse Fürstenfeldbruck setzt der Verband verstärkt auf direkte Kontakte. Die Mitglieder sollen in ihrem Bekanntenkreis potenzielle Neumitglieder ansprechen. Dadurch bestehe eine gewisse Sicherheit, geeignete Kandidaten zu bekommen. "Wir nehmen nicht jeden, Qualität geht vor. Lieber würden wir dann das Angebot verringern", sagt Schiller.

Auch Infostände in der Brucker Innenstadt und der Buchenau zählen zu den Maßnahmen, von denen sich der KJR Erfolg versprochen hat. Aber aus dieser Aktion folgten keine neuen Anmeldungen. Es sei schwierig gewesen Passanten anzusprechen, erzählt Schiller. Da half auch das schwer übersehbare Schild mit der Aufschrift "Wir wollen kein Geld von dir, wir bezahlen dich" nichts. "Viele befürchten einfach das man baggert", erzählt der Pädagoge.

Laut Schiller sei der direkte Kontakt bei der Gewinnung von Helfern zwar immer noch das beste Vorgehen, am erfolgreichsten sei man damit aber an Orten, an denen Jugendliche zu finden sind, die bereits ein gewisses Interesse und Engagement mitbringen. Die Mitglieder des KJR gehen deswegen offensiv auf Auszubildende an den Fachakademien der Sozialpädagogik zu. Allein im Großraum Fürstenfeldbruck, also in einem Umkreis von 50 Kilometern, befinden sich etwa 15 Einrichtungen, die Erzieherinnen oder Erzieher ausbilden. Oft bräuchten die Auszubildenden ein Freizeitpraktikum und seien deshalb geeignet, eine Stelle als Ferienbetreuer zu übernehmen.

Schiller glaubt das fehlende Engagement habe nichts mit einem mangelenden Bewusstsein dafür zu tun, sich zu engagieren. "Sie haben einfach mehr Verpflichtungen und da ist es schwieriger", erklärt der Pädagoge. Trotz dieses Wandels sind im KJR einige langjährige Mitglieder regelmäßig aktiv. Zu diesen zählt Hagen Ullmann, der seit 2018 ein Mitglied des ehrenamtlichen Vorstands des KJRs. Helfer ist er bereits seit 2011. Damals wurde er durch einen Flyer in seiner damaligen Schule, dem Graf Rasso Gymnasium, auf die Möglichkeiten dieses Engagements aufmerksam. Der angehende Lehrer engagiere sich regelmäßig im KJR. Ein bis zwei mal pro Jahr betreue er verschiedene Freizeiten: "Dabei hat man immer interessante Einzelfälle aber auch in der Gruppe lernt man einiges, auch für sich selbst. "Zum Beispiel den Umgang mit anderen Leuten, wie man mit Jugendlichen spricht und zudem wie man selber wahrgenommen wird."

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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