Fürstenfeldbruck:Deichenstegtrasse entzweit den Ferienausschuss

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Marktplatz-Umfahrung soll in Bebauungsplan "Alter Sportplatz" eingetragen werden. Für OB Pleil ist das nur eine Formsache

Von Peter BierL, Fürstenfeldbruck

Das Thema Umgehungsstraße ist in Bruck immer für einen Streit gut. Momentan gibt es keine konkreten Pläne, aber der Ferienausschuss beschloss, die umstrittene Deichenstegtrasse in den Bebauungsplan für den alten Sportplatz des früheren Graf-Rasso-Gymnasiums einzutragen. Das sei nur ein Strich auf dem Papier, versicherte Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) und Christian Stangl (Grüne) sprach von einem Placebo für Emmering, während CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde über eine Umorientierung der Trassengegner feixte. Der Bund Naturschutz kritisiert hingegen die Bebauung, weil diese auf einem Sockel von 1,70 Meter alles überragen würde.

Im April hatte der Stadtrat den Bebauungsplan schon einmal beschlossen. Der sieht auf dem südwestlichen Teil des Fußballplatzes vier dreigeschossige Häuser mit insgesamt 50 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen vor. Damals stritten die Stadträte, weil der Bauherr Wüstenrot eine etwas kleinere Tiefgarage mit 63 statt 83 Stellplätzen bauen möchte. Dafür wird nach der Stellplatzverordnung ein Ablöse von 184 000 Euro fällig.

Der Ferienausschuss am Dienstag wiederholte die Prozedur, weil die Gemeinde Emmering verhindern möchte, dass die Deichenstegtrasse zugebaut wird. Im Bebauungsplan soll die Strecke eingetragen werden. Die Bürgermeister haben darüber schon verhandelt und Pleil will seinem Emmeringer Kollegen entgegenkommen, zumal der Brucker OB darin bloß eine Formalie sieht. Zunächst versuchte Ulrich Schmetz (SPD) vergebens das Thema per Geschäftsordnungsantrag von der Tagesordnung zu bringen.

Die Angelegenheit sei zu wichtig, als dass der Ferienausschuss "vorbei an Stadtrat und Fachausschüssen" entscheiden könne. Obendrein seien alle Einwände gegen den Bebauungsplan zusammen abzuwägen, argumentierte Schmetz. Pleil begründete die Eile damit, dass Emmering andernfalls vor Gericht ziehen und den Bau für zwei Jahre blockieren könnte. Dann könnte die Stadt das Grundstück nicht sofort an Wüstenrot verkaufen und 35 Sozialwohnungen würden nicht gebaut, entgegnete der OB. "Wir brauchen das Geld, weil wir etwas für unsere Obdachlosen tun müssen. Einige Leute stehen auf der Straße, die wir im Winter unterbringen müssen", sagte Pleil. "Das ist Augenauswischerei", rügte Schmetz. Die neuen Wohnungen würden doch bis zum Winter niemals fertig.

CSU-Fraktionschef Lohde freute sich, dass die "ehemals vehementesten Gegner" der Deichenstegtrasse diesen Korridor nun freihalten wollten. Klaus Quinten (BBV) widersprach: Es gebe keine Umorientierung bei der BBV, diese habe sich immer schon für eine solche Umgehungsstraße ausgesprochen, vorausgesetzt, die Bundesregierung finanziere einen kompletten Tunnel ab dem Münchner Berg. Lohde hielt ihm entgegen, dass der Bund andernorts durchaus solche Projekte bezahle.

Stadtbaumeister Martin Kornacher erklärte, dass es lediglich darum gehe, einen Teilbereich frei zu halten. Dieser könne auch für eine Ortsstraße oder Bahngleise zum Fliegerhorst genutzt werden. Obendrein handele es sich um einen Strich auf dem Papier ohne Rechtswirkung. "Mich stört der Strich zwar, aber er ändert ja nichts an der Realität", begründete Stangl, früher Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Deichenstegtrasse, seine Zustimmung.

Lediglich Jens Streifeneder (BBV) und die SPD stimmten schließlich dagegen. "Ich bin strikt dagegen, die Emmeringer sollen ihre hausgemachten Verkehrsprobleme woanders lösen", argumentierte Streifeneder. Walter Schwarz (SPD) warnte davor, durch einen solchen Strich "falsche Vorstellungen zu wecken".

Kein Thema waren im Ferienausschuss die Bedenken vom Bund Naturschutz, der vor einer weiteren Verdichtung östlich des Stadtzentrums warnt. Dadurch werde die einzige größere Grünfläche für die Naherholung zerstört. Schon jetzt seien der Park am Marthabräuweiher und das Emmeringer Hölzl an den Wochenenden überlastet. Außerdem kritisiert der Bund Naturschutz das Paradox einer oberirdischen Tiefgarage. Dadurch entstehe ein "Hoch-Plateau" von 1,72 Metern, auf dem dreistöckige Wohnhäuser stünden. Diese würden massiv in Erscheinung treten, den Park überragen und ihn auch noch optisch einengen. Für den Bund Naturschutz wäre dies eine weitere Bausünde in Bruck.

Obendrein sei dies eine Ungleichbehandlung und ein Präzedenzfall, heißt es in der Stellungnahme. Weil das Grundwasser in der Nähe der Amper sehr hoch steht, hätten umliegende Häuser teuere wasserdichte Wannen für ihre Keller bauen müssen, rügen die Umweltschützer. Ohne Tiefgarage ginge es nicht und die könne man in dem Gelände nur so bauen, erklärte der Stadtbaumeister dazu der SZ am Mittwoch. "Sonst ist der Aufwand zu groß und es rentiert sich nicht, dort zu bauen."

Der Bund Naturschutz regte an, wenigstens nur den westlichen Teil des alten Sportplatzes zu bebauen. Das wiederum widerspricht der Forderung aus Emmering, diesen Bereich für eine Trasse freizuhalten. Tatsächlich strich der Ferienausschuss zwei Baukörper, die bisher im Plan eingezeichnet waren.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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