Fürstenfeldbruck:Das Vermächtnis des Ahnherren

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Zum 25-jährigen Bestehen des Museums Fürstenfeldbruck zeigt eine herausragende Ausstellung Kunst aus der Sammlung von August Aumiller. Er ist maßgeblich mit der Geschichte der Einrichtung verbunden

Von Florian J. Haamann

Mit der Erinnerung an einen der größten Kunstsammler der Stadt feiert das Museum Fürstenfeldbruck von diesem Donnerstag an sein 25-jähriges Bestehen. Dass dies mit einer Ausstellung über August Aumiller passiert, ist für die Besucher ein doppelter Gewinn. Denn zum einen umfasst Aumillers Sammlung einige der wichtigsten Exponate der Klostergeschichte und außerdem ganz hochkarätige Werke sakraler Kunst aus mehreren Jahrhunderten. Und zum anderen würde das Museum in seiner jetzigen Form ohne Aumiller nicht existieren - war er es doch, der Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich an der Gründung des ersten Brucker Museums beteiligt war. Zudem bilden die Werke, die er nicht privat, sondern für das damalige Museums gekauft hat, den Grundstock der heutigen Sammlung.

Und hätte die Gemeinde Fürstenfeldbruck in den Zwanzigerjahren besonnener gehandelt, würde das Museum heute über einen wesentlich größeren Teil der Aumiller-Sammlung verfügen. Kurz vor dessen Tod im November 1929 entbrannte ein Streit über die Zukunft des Museum, ein Abriss des Gebäudes schien wahrscheinlich. Also erklärte Aumiller in seinem Testament, dass sämtliche Leihgaben an das Museum aus seinem Privatbesitz sofort an den Emeritenfonds fallen, falls das Gebäude abgerissen wird - was dann auch geschah. Die 2000 Kunstwerke seines Privatbesitzes vermachte Aumiller direkt der Erzdiözese München und Freising, diese Stücke sind bis heute eine der Säulen des Diözesanmuseums.

Für die nun zusammengestellte Ausstellung "Leidenschaft für Heilige" über Aumillers Kunst hat die Museumsleitung nicht nur einige Exponate aus Privatbesitz erworben, sondern auch zahlreiche Leihgaben aus Freising bekommen. Doch die Ausstellung zeigt nicht einfach nur ein paar kuratorisch ausgewählte und arrangierte sakrale Kunstwerke. Vielmehr haben die Museumsleiterinnen Angelika Mundorff und Eva von Seckendorff die Ausstellung in eine Hand voll Themenbereiche unterteilt, die auch Besuchern, die sich sonst nicht für kirchliche Kunst interessieren, einiges zu erzählen haben und die immer wieder aktuelle Fragestellungen streifen.

So geht es unter dem Titel "Legitimierte Sinnlichkeit" um die Frage, wann und wie Frauen als Heilige auftauchen und welche Bedeutung sie vor allem für die künstlerische Darstellung haben. Oder wie von Seckendorff es ausdrückt: "Auch christliche Künstler haben sich gerne an schönen Frauen abgearbeitet". Neben Bildern und Skulpturen gibt es zu jedem Thema kluge Texte, die oft mehr als eine bloße Einführung sind.

Hochaktuell und politisch wird die Ausstellung, wenn sie sich mit dem Begriff des Märtyrers auseinandersetzt. Dient eben jener Begriff doch als Legitimation von religiös motivierter Gewalt. In der Ausstellung dagegen wird deutlich ausgearbeitet, dass der klassische Märtyrer genau das Gegenteil ist: Ein Menschen, der gewaltfrei für seine Religion einsteht und sogar bereit ist, dafür Folter oder den eigenen Tod zu erdulden.

Auch zwei interaktive Elemente hält die Ausstellung bereit. Anhand eines Kalenders können Besucher sehen, ob ihr eigener Name von einem Heiligen stammt oder nicht. Falls dem so ist, können sie in einem bereitliegenden Lexikon die Geschichte des Namenspatrons nachlesen. Alle anderen können ihren eigenen Namen und dessen Bedeutung auf Kärtchen schreiben. Außerdem gibt es eine Wand, an der sich Besucher einen eigenen Heiligenschein zusammenstellen können.

Während sich die wirklich sehenswerte Ausstellung mit der Kunst Aumillers beschäftigt, geht es im begleitenden Katalog um das Leben Aumillers, seine Sammelleidenschaft und seine wichtige Rolle für die Brucker Museumsgeschichte.

"Leidenschaft für Heilige", Ausstellung im Museum Fürstenfeldbruck. Zu sehen vom 24. November bis zum 24. September 2017. Der Katalog zur Ausstellung ist für 8,90 Euro erhältlich.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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