Fürstenfeldbruck:Das Tierwohl im Blick

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Gemeinschaftsarbeit: Schüler des Gymnasiums malen zusammen das Bild einer Kuh aus. (Foto: Günther Reger)

Graf-Rasso-Gymnasium erkundet Haltungsbedingungen von Kühen

Von Lena von Holt

Fürstenfeldbruck Am liebsten würde die elfjährige Nele, die im Urlaub oft einen Bauernhof besucht, alle Kühe auf der Wiese stehen sehen. "Stattdessen lebt der Großteil der Milchkühe in Bayern in Laufställen, viele werden im Stall sogar angebunden", erklärt Nele. Dass der Bauer, der seine Kühe so hält, auch wirtschaftlichen Faktoren unterworfen ist, weiß die Fünftklässlerin: "Ich kann den Bauern auch verstehen, der würde sonst Pleite gehen." Deshalb seien auch die Kunden in der Verantwortung, Produkte bewusst auszuwählen, ergänzt Nina Ostermeier, Lehrerin am Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck. Schließlich würden die Konsumenten die durch ihren Kauf die Nachfrage der Produkte bestimmen und könnten so langfristig beeinflussen, unter welchen Haltungsbedingungen Nutztiere leben.

Unter dem Motto "Tierwohl - eine Frage der Haltung" beschäftigten sich die Fünftklässler über einen Zeitraum von drei Monaten mit Themen rund um die Kuh. Das Projekt ist Bestandteil eines Wettbewerbes des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung. Im Klassenraum sind die Schüler fleißig am werkeln. Mit Filzstift und Bastelschere ausgestattet, bereiten sie die Plakate für die Ausstellung vor. In Gruppen aufgeteilt, haben sie sich in den vergangenen Wochen um verschiedene Themen gekümmert. Eine Gruppe hat sich mit der Zucht von sogenannten Hochleistungskühen beschäftigt. Fast jede Milchkuh sei mittlerweile hochgezüchtet - auch die Bio-Kuh. Statt den üblichen acht Litern kann sie dadurch ganze 50 Liter Milch pro Tag geben. Auf Kosten ihrer Gesundheit. Während eine "normale" Kuh bis zu zwanzig Jahre alt wird, beträgt das Lebensalter dieser Hochleistungskuh nur fünf Jahre.

Neben einem Ausflug auf den Bio-Bauernhof, war die Klasse auch gemeinsam einkaufen. Einmal beim Discounter und einmal im Bioladen. "Bio war doppelt so teuer", sagt Ostermeier. Bewusste Ernährung sei leider immer noch eine Frage des Geldes. Selbst würde die 38-Jährige auch hin und wieder Bio kaufen, auf Dauer sei das für eine fünfköpfige Familie jedoch zu kostspielig. Oft würden aber schon kleine Schritte genügen, findet die Lehrerin.

Bio ist nicht immer gleich besser, stellt die Klasse am Ende ihrer Projektwochen fest. Die Marke Demeter zum Beispiel habe viel strengere Vorgaben als das übliche Biosiegel, erklärt Ostermeier. So verbietet es seinen Betrieben, junge Kühe ohne Betäubung zu enthornen. Dieses Verfahren soll verhindern, dass Kühe, die im Stall leben, sich gegenseitig verletzen. In der Kritik steht die Enthornung als Methode, weil dadurch Blutgefäße abgetötet werden. Die meisten Schüler hätten vorher nicht gewusst, unter welche Bedingungen die Kühe leben, erzählt Ostermeier. Aber dass Bio nicht zwingend bedeutet, dass die Kuh auch glücklich ist, hätte auch sie nicht gedacht. "Meine Eltern wussten das alles auch gar nicht so genau", sagt Felix aus Fürstenfeldbruck, der Zuhause von dem Projekt erzählt hat. Seine Eltern würden teilweise schon Bio-Produkte kaufen. "Aber so genau weiß man ja nie, wie es den Tieren geht", meint der Elfjährige. Es sei denn, man kauft direkt beim Bauern von nebenan ein.

Für Montag, 7. März, wenn ab 17 Uhr in der Aula des Gymnasiums die Ergebnisse des Projektes zu sehen sind, hat sich die Klasse noch einiges ausgedacht. Unter anderem soll eine Blindverkostung auf Kuhmilchalternativen aufmerksam machen. Mit der Ausstellung will die Klasse erreichen, dass möglichst viele Menschen ihre Botschaft hören: Jeder kann etwas tun, um die Haltungsbedingungen von Nutztieren zu verändern. Dazu zähle, mit offenen Augen einkaufen zu gehen. Und vielleicht doch das nächste Mal beim Bauern neben an zu kaufen.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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