Fürstenfeldbruck:Das Geschäft des Jahres

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In Helga Cichons (rechts) Buchhandlung Lichtblick sind die Wochen bis Heiligabend besonders wichtig. (Foto: Günther Reger)

Einzelhändler im Landkreis rechnen in der Adventszeit mit Einnahmen, die ihre Existenzgrundlage bedeuten

Von Maren Jensen

FürstenfeldbruckEin Klick genügt und schon hat jeder Internet-User unendliche Auswahlmöglichkeiten an Geschenkideen. Diverse Plattformen locken mit individualisierbaren und einzigartigen Objekten, schnell ist das passende Geschenk gefunden und bestellt. Die Umsätze des Online-Handels steigen kontinuierlich, besonders zur Weihnachtszeit laufen die Geschäfte auf Hochtouren. Doch der zunehmende Trend entwickelt sich immer mehr zum Nachteil für den Einzelhandel, denn für einige Branchen ist das Weihnachtsgeschäft lebensnotwendig, um die Minus-Zahlen der vergangenen Monate auszubessern. Speziell die Buch- und Spielwarenhändler, Juweliere und Parfümerien sind betroffen.

Hoffnung. Dieses Wort ist ein ständiger Begleiter der Weihnachtszeit im Geschäft von Helga Cichon. In ihrer Buchhandlung "Lichtblick" sind die Wochen bis Heiligabend besonders wichtig. Ständig sitzt der Buchhändlerin der Online-Handel im Nacken, sehnsuchtsvoll blickt sie das ganze Jahr über in den Kalender und zählt die Tage bis Weihnachten. "Das Weihnachtsgeschäft ist für uns enorm wichtig. Es ist unsere Existenzgrundlage", sagt sie.

In dem gemütlichen Geschäft an der Ludwigsstraße werden längst nicht mehr nur Bücher verkauft. Auch Edelsteine, Weihnachtsdekoration und ätherische Öle befinden sich in dem vielfältigen Sortiment. "Wir müssen jetzt fest zuschlagen und aufrüsten", sagt Cichon. "Wir kämpfen um jeden Kunden". Liebevoll dekoriert sie das Schaufenster, grüne Tannenzweige und glitzernde Christbaumkugeln ziehen die Blicke der vorbeilaufenden Passanten auf sich. Einige halten kurz an, um sich den Laden anzusehen, andere laufen schnell daran vorbei. In den letzten Jahren hat die Kundschaft stark abgenommen. Bei jedem Türklingeln hofft die Händlerin auf einen Kunden, der sich noch nicht von dem Online-Geschäft hat blenden lassen.

Neben Cichon sorgen sich noch viele andere Buchhändler um ihr Geschäft. Dazu zählt etwa "Der Buchladen" in Olching, der sich intensiv auf die Weihnachtszeit vorbereitet hat. "Wir haben viele Bücher mit bekannten und wichtigen Titeln gekauft. Wir wollen unseren Kunden alles bieten", sagt Buchhändler Hans Liedl. Rund zwei Drittel des Jahresgeschäftes werden in der Branche zur Weihnachtszeit umgesetzt. "In den letzten beiden Wochen vor Weihnachten kaufen die Kunden sehr massiv ein. Dafür sorgen wir mit viel Personal und den besten Schriftstellern vor", so Liedl.

Ebenfalls stark betroffen sind die Parfümerien. Zwar gehen noch viele Menschen ins Geschäft um einen neuen Duft auszuprobieren, gekauft wird dieser allerdings anschließend im Internet. "Manche Kunden sagen uns das direkt ins Gesicht. Das erschüttert uns zwar, trotzdem müssen wir freundlich bleiben", sagt Parfumberaterin Katharina Weigner von der Firma "Nöth". Deshalb bereitete sie sich mit ihrem Team ganz gezielt auf die nächsten Wochen vor. "Wir verschenken beispielsweise Fünf-Euro-Gutscheine zur Weihnachtszeit und decken uns mit ausreichend Personal und neuesten Düften ein", sagt sie. "Mit den Dumping-Preisen im Internet kann allerdings kein Einzelhandel mithalten", sagt Einzelhandelskauffrau Ines Kühn von der Parfümerie Wiedemann. "Trotzdem geben wir unser Bestes."

Das Beste zu geben, versuchen auch die Juweliere und Spielzeughändler im Landkreis. Auch sie stehen vor Weihnachten unter einem enormen Druck. "Ich denke, wir versuchen das, was jeder andere Einzelhandel auch versucht: Wir decken uns mit genug Ware ein und hoffen, dass sie jemand kauft", sagt Spielwaren-Verkäuferin Svenja Heidner von der Firma Reindl. Dem stimmt auch Heidi Jagenlaub von Panomi Schmuck und Geschenke zu. "In unser Geschäft kommen sowieso nur die Menschen, die eine Auszeit wollen und Zeit haben. Wir sind sehr stolz auf unsere Kunden", sagt Jagenlaub. Das Geschäft setze auf Fairness und handgemachten Schmuck. "Wer fair kauft, bekommt auch faire Produkte".

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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