Fürstenfeldbruck:Das fliegende Auge der Feuerwehr

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Wegen der hohen Waldbrandgefahr sind wieder Luftbeobachter unterwegs. Der frühere Kreisbrandmeister Hans Lienert und Pilot Thomas Vogt suchen zwischen Fünfseenland, Bruck und Dachau nach Rauchsäulen

Von Astrid Becker, Fürstenfeldbruck

Weil die Waldbrandgefahr immer größer wird, fliegen sie schon seit Tagen ihre Runden, die Luftbeobachter in Bayern. Auch von Oberpfaffenhofen starten kleine Flieger, um sich auf die Suche nach weißen Rauchsäulen zu begeben, im Falle des Falles Einsatzkräfte zu alarmieren und sie dann zu den Brandherden zu leiten. Den Menschen, die sich von dem kleinen Flughafen auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in den Himmel begeben, haben die Route C zugewiesen bekommen. Sie führt über das Fünfseenland in die Landkreise Weilheim, Landsberg, Fürstenfeldbruck und Dachau.

An diesem Donnerstag sind der ehemalige Kreisbrandmeister von Fürstenfeldbruck, Hans Lienert, und sein Pilot Thomas Vogt von der Luftrettungsstaffel Bayern im Einsatz. Sie gehören zu acht Luftbeobachtern und 23 Piloten, die von Oberpfaffenhofen aus die Landkreise westlich von München erkunden. Es ist 16.45 Uhr, als sie mit ihrer Maschine abheben. Weil sich die Luft um diese Zeit am stärksten aufgeheizt hat - und die Brandgefahr damit am höchsten ist. Einen kleinen Viersitzer haben sie dafür auserkoren, einen einmotorigen Remorqueur mit 180 PS, der normalerweise Segelflugzeuge in die Lüfte zieht oder für Rund- und Reiseflüge eingesetzt wird. In eine Höhe von 3000 Meter schafft es dieser kleine Tiefdecker normalerweise leicht. An diesem Tag jedoch ist eine weitaus niedrigere Reisehöhe vorgegeben. Etwa 300 Meter, wie Thomas Vogt schon vor dem Start sagt. Damit Brandherde besser erkannt werden können. Hans Lienert montiert während dieser Ausführungen erst einmal sein Spezialfunkgerät im Flugzeug, das auf einer geheimen Frequenz funkt. Was dort gesprochen wird, darf der Pilot nicht hören, der sich aber ohnehin mehr dafür interessiert, was der Tower des Münchner Flughafens oder andere Meldestellen in dem Gebiet verkünden. "Crowded" ist es an diesem Tag, so ist zu vernehmen und "Take care".

Der Weg der Luftbeobachter führt am Donnerstag auch über das Kloster Fürstenfeld. Und während die Männer im Cockpit nach Rauchsäulen Ausschau halten, dürften sie den fantastischen Ausblick vermutlich doch auch ein wenig genießen. (Foto: Astrid Becker)

Tatsächlich sind viele kleine Motorflieger, Segelflugzeuge und Gleitschirmflieger an diesem Tag auf der Route unterwegs. Und dann ist da auch noch die starke Thermik, was, zumindest für den Laien, die Fliegerei recht anspruchsvoll erscheinen lässt. Für Vogt ist das aber kein Problem. Er hat als junger Mann einen Kampffliegerausbildung absolviert und bewegt sich in der Luft mindestens so sicher wie am Boden.

Es ist laut dort oben, deshalb trägt jeder der Beiden Kopfhörer nicht nur für den jeweiligen Funk, sondern auch um die Ohren vor dem Lärm zu schützen und miteinander sprechen zu können. Denn zu den Aufgaben Lienerts gehört es auch, den Piloten dorthin zu führen, wo er mögliche Rauchsäulen erkennt. Zeit für private Unterhaltungen bleibt da wenig, beide Männer blicken aufmerksam mal nach links, mal nach rechts und prüfen die Wälder, die sich unter ihnen erstrecken. Fast nur Nadelgehölze sind dort zu erblicken - die schon allein wegen ihres hohen Harzgehalts, aber auch bei Borkenkäferbefall oder auch bei Trockenheit, wie derzeit, als recht leicht entflammbar gelten.

Die Maschine gleitet mit etwa 180 Stundenkilometern durch die Luft. Die Regierung von Oberbayern hatte die Flüge angeordnet, weil die Waldbrandgefahr wegen der Hitze laut Deutschem Wetterdienst auf die höchsten Stufen, vier und fünf, geklettert war. Je nach Wetterlage wird entschieden, ob und wie lange geflogen wird. Der Leiter der Luftrettungsstaffel, Christoph Fürst, geht davon aus, dass sie auch am Samstag und vermutlich bis in die nächste Woche hinein starten werden. Für ihn ist diese Art der Kontrolle die bestmögliche und kostengünstigste. In Oberpfaffenhofen stehen mehrere Maschinen bereit, manche kosten 150 Euro die Stunde, manche auch 300 Euro. Würde ein Polizeihubschrauber die Kontrollflüge übernehmen, würden sich die Kosten leicht verzehnfachen. Denn ein Pilot wie Vogt bekommt kein Honorar für seinen Einsatz. "Er darf nur die Maschine umsonst fliegen", sagt Fürst. Für den ehrenamtlichen Luftbeobachter muss die Regierung aber den Verdienstausfall begleichen.

Im Fall von Lienert also nichts. Denn der einstige Kreisbrandmeister war Berufsschullehrer und ist im Ruhestand. 1995 hatte er sich als Luftbeobachter ausbilden lassen, er hat also jahrelange Erfahrung. Aufgrund dessen sagt er auch: "Die höchste Gefahr geht von den Menschen aus, die bei derartigen Temperaturen Feuer machen, im Wald rauchen oder Glas wegwerfen." Das wirke wie ein Brennglas. Etwa zwei Stunden später setzt die Maschine wieder auf den Boden auf. Entdeckt haben Lienert und Vogt an diesem Tag nichts. Zum Glück, wie sie sagen.

© SZ vom 04.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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