Fürstenfeldbruck:Da sein im Hier und Jetzt

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Martina Schwarzmann begeistert 750 Fans im Stadtsaalhof

Von Sonja Pawlowa, Fürstenfeldbruck

Martina Schwarzmann ist ein Publikumsmagnet. Die Zuschauerzahl am Donnerstagabend war wegen der Abstände allerdings auf 750 beschränkt. Das deckt die Nachfrage im Falle der Star-Kabarettistin Martina Schwarzmann bei Weitem nicht. Daher hat Norbert Leinweber vom Veranstaltungsforum gleich einen zweiten Auftritt für den 3. September geplant. Auch dieser Termin ist ausverkauft, jedoch sind frische Zusatzplätze geschaffen worden und mit viel Glück noch zu ergattern.

Mit den Worten "Glück ghabt" begrüßte Martina Schwarzmann pünktlich um halb acht ihr Publikum. Allerdings meinte sie das Wetterglück. Ursprünglich drohte eine gewisse Regenwahrscheinlichkeit - bei einer Open-Air-Veranstaltung ein Stimmungskiller. Doch passgenau zum Auftritt beschien noch ein Rest von Abendsonne die vorherrschende gute Laune. Mit dem Festival "All you need is live" eröffnet sich für die Brucker nämlich eine weitere Möglichkeit, den Urlaub daheim zu genießen. Das Veranstaltungsforum macht keine Sommerpause, bietet mit 40 Veranstaltungstagen ein Ferienprogramm, das auch die Jugend begeistert. Live-Unterhaltung tut halt gut.

"Jetzt bin i do", singt Martina Schwarzmann. Da sein im Hier und Jetzt, das vermittelt sie perfekt. Social Media und das virtuelle Leben ganz allgemein sind nicht ihr Ding. Dementsprechend auch ihre Themen. Es geht um das normale, echte Leben. Bei der vierfachen Mutter Martina Schwarzmann bedeutet Alltag streng genommen Kinder, Küche, Clique. Kirche fehlt. Bei ihren Texten, Liedern und der Klangfärbung ihrer selbstbewussten Stimme kommt kein Zweifel auf, dass dieser Alltag keineswegs konservativ daherkommt. Es amüsiert selbst emanzipierte Frauen, wenn es um ungeputzte Fenster und vermisste Topfdeckel geht, denn Martina Schwarzmann ist im Grunde ihres Herzens ein Punk. Sie stellt klar, dass sie mit ihrer überraschenden Körpergröße von 1,84 ihrem Mann bis hin zur Brille auf der Nase ebenbürtig ist. Sie zieht Liebeslieder dem Geschlechterkampf vor und spricht völlig unverkrampft über Sex, Busen und Unterhosen.

Im Kern liegt jedoch eine positive Lebensphilosophie zugrunde. So eröffnet Martina Schwarzmann ihren Zuhörern einen anderen Blick auf das eigene Leben. Weniger Ernst, weniger Perfektionismus, mehr Toleranz, Lachen und Zufriedenheit - das vermittelt sie mit jedem Wort. Keine Frage, dem Lippenbekenntnis ist Pragmatismus vorzuziehen. Martina Schwarzmann redet nicht nur von Nachwuchsförderung, sondern lässt die junge Kabarettistin Sara Brandhuber aus Mainburg im Rahmen eines zehnminütigen "Praktikanten"-Slots auftreten. Mit solchen Gastauftritten bei ihren Shows will Schwarzmann wechselnden jungen Künstlerkollegen ein Podium bieten.

Wohltuend unaufgeregt beschreibt Schwarzmann ihre Erfahrungen mit absurden Corona-Regelauslegungen. Wie etwa bei strömendem Regen Sitzflächen desinfiziert werden, als ob die Leute Stühle abgeleckten. Beim Lied mit dem Refraintext "Jeder macht's hoid wie er moant" kommt das Publikum der Aufforderung zum Mitsingen dennoch sehr zögerlich nach. Die lange Kulturpause hat wohl einige Sänger in Bruck stimmlich einrosten lassen. Der lockeren Stimmung tut das keinen Abbruch. Martina Schwarzmann verspricht bei der Zugabe, selbst bei zukünftigen Seuchen immer wieder zu kommen, wenn die Seuche vorbei ist.

© SZ vom 28.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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