Fürstenfeldbruck:CSU will keinen Fundräder-Verleih

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Brucker Stadtratsfraktion bevorzugt ein regionsweites, professionelles Konzept

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Es war eines der bestaunten, unkonventionellen Projekte des früheren Oberbürgermeisters Klaus Pleil (BBV): Fundräder sollten nicht verschrottet oder versteigert werden, sondern verkehrstüchtig gemacht und an vielen Ecken der Stadt zur Entleihe bereitgestellt werden - kostenlos, ohne bürokratische Hürden, ohne Registrierung. Nachdem das vor zwei Jahren vom Stadtrat beschlossene Pleil'sche Radverleihsystem immer wieder auf die lange Bank geschoben wurde und sich auf absehbare Zeit wegen der unbesetzten Stelle des Verkehrsplaners auch nichts ändern dürfte, meldet sich nun die CSU zu Wort und will das Projekt gleich ganz ersetzen.

CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde bezeichnet es als "untauglich" für Fürstenfeldbruck und würde lieber auf ein "überörtliches Fahrradverleihsystem als Teil von Mobilitätszentralen" setzen als auf einen solchen "Flickenteppich von Insellösungen". Vor allem wirft für die Christsozialen die Verwendung von Fundrädern zu viele ungeklärte Fragen auf, wie etwa die, wer Reparaturen ausführt und wer die verstreuten Räder wieder einsammelt (zu klären wäre, ob der Bauhof das leisten kann) und wer für mögliche Unfälle und Schäden haftet. Kontraproduktiv ist es nach Überzeugung Lohdes auch, den Radverleih an der Stadtgrenze enden zu lassen. Die Stadt müsse stattdessen mit ihren Angeboten "dem multimodalen Verkehrsverhalten der Bürger entsprechen".

Am Brucker Bahnhof könne eine derartige Mobilitätsstation entstehen. Das bekannte Angebot von Bahn, MVV und Busunternehmern sollte nach dem Willen der CSU ergänzt werden durch Carsharing, Elektro-Ladestationen für Autos und Fahrräder und eben auch Fahrradverleihstationen - die zum Umsteigen aufs Fahrrad animieren könnten.

Martin Kellerer, der für die CSU am Runden Tisch Radverkehr teilnimmt, verweist auf den "Aufbau multimodaler Schnittstellen", mit denen sich die zuständige Abteilung im Fürstenfeldbrucker Landratsamt beschäftige. Mit einem überörtlichen System könnten die Nutzer, am Brucker Bahnhof angekommen, ein Fahrrad oder E-Bike ausleihen, zum Biergarten nach Schöngeising fahren und dieses dann am Bahnhof in Schöngeising wieder abgeben. Auch die Verbindung nach München und die Zusammenarbeit mit den Münchner Verkehrsgesellschaft schaffe Synergien. Im Zuge der Initiative "Mobilität 4.0" könne der Fahrgast in einem weiteren Schritt Dienstleistungen quasi aus "einer Hand" erhalten und mit Hilfe einer Mobilitätskarte dann nicht nur Bahn und Bus, sondern auch Leihräder und Leih-Lastenräder an verschiedenen Bahnhöfen nutzen.

Im kommenden Frühjahr soll sich auf Antrag der Fürstenfeldbrucker CSU-Fraktion der Stadtrat eingehend mit dem "besseren Fahrradverleihsystem" beschäftigen, so Lohde, der einen entsprechenden Antrag bereits gestellt hat. Die Stadtverwaltung soll das nun vorgeschlagene Verleihsystem auf den Prüfstand stellen, die voraussichtlichen Kosten kalkulieren und das Konzept sodann mit dem Fahrradverleihsystem mit dem Pleil'schen Fundfahrrädern vergleichen.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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