Fürstenfeldbruck:CSU verliert ihre Dominanz

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Nach dem Verlust des Eichenauer Rathauses regiert nur noch in einer von fünf Großgemeinden im Landkreis ein christsozialer Bürgermeister. Kreisvorsitzender Karmasin setzt auf eine bessere Nachwuchsförderung

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Für den CSU-Kreisvorsitzenden Thomas Karmasin ist der Ausgang der Bürgermeister-Stichwahl in Eichenau äußerst unerfreulich. Schließlich verliert seine Partei mit dem Sieg von Peter Münster (FDP) am Sonntag in nur drei Jahren in der dritten Großgemeinde im Landkreis das Rathaus. Bei der Kommunalwahl 2014 hatte die CSU bereits Fürstenfeldbruck und Gröbenzell an die unabhängigen Bewerber Klaus Pleil (BBV) und Martin Schäfer (UWG) abtreten müssen, abgesehen von kleineren Gemeinden wie Kottgeisering und Landsberied, in denen ebenfalls unabhängige Bürgermeister arrivierte CSU-Politiker ersetzten.

Damit regiert in der Kreisstadt und den vier Gemeinden des östlichen Landkreises mit Andreas Haas nur noch in Germering ein CSU-Bürgermeister. Der städtische Siedlungsschwerpunkt des Landkreises, in dem immerhin zwei Drittel der Bevölkerung lebt, ist damit fest in der Hand von SPD und unabhängigen Bewerbern - und die CSU weiter denn je von ihrer früheren dominierenden Rolle in der Kommunalpolitik entfernt. Das ist bitter. Weil es, was Karmasin offen einräumt, selbst für eine große Partei wie die CSU inzwischen sehr schwer geworden ist, so ein Ergebnis zu drehen und eine einmal verlorene Gemeinde zurückzugewinnen. So haben sich in mehreren Jahrzehnten die Christsozialen in Puchheim und Olching mit wechselnden Kandidaten immer wieder vergeblich bemüht, nach der Abwahl von CSU-Amtsinhabern eigene Bewerber durchzusetzen.

Zudem bleibt es meist nicht nur beim Verlust der Macht an der Rathausspitze. Gelingt es nämlich einer anderen Partei, den Bürgermeister zu stellen, zieht der Wahlsieger meist noch einen oder mehrere zusätzliche Stadt- oder Gemeinderäte mit. Das heißt, dass nicht nur der Bürgermeister fehlt, sondern in der Regel auch die Fraktion des Wahlverlierers empfindlich schrumpft. Das sind schlechte Voraussetzungen für künftige Wahlgänge.

Trotz solcher Ergebnisse wie am Sonntag in Eichenau oder vor zwei Jahren in Fürstenfeldbruck und Gröbenzell steht für Karmasin aber eines fest: "Im Landkreis gibt es nach wie vor einen breiten Zuspruch für die CSU", beteuert er. Das hätten die letzten Landtags- und Bundestagswahlen gezeigt. Allerdings lag das vor allem auch an etablierten Bewerbern wie der Bundestagsabgeordneten Gerda Hasselfeldt und dem Landtagsabgeordneten Reinhold Bocklet, die beide nicht mehr antreten werden.

Der CSU-Kreisvorsitzende sieht jedenfalls seine Partei und sich in der Pflicht, etwas zu tun. "Wir müssen uns mehr Gedanken machen, wie wir als Partei an junge Leute herankommen", stellt er selbstkritisch auf SZ-Anfrage fest. Weshalb Karmasin schon seit Jahren bestrebt ist, den Kreisverband zu erneuern und den CSU-Nachwuchs gezielt zu fördern. An jungen, ehrgeizigen Parteimitgliedern mangelt es nicht. Allerdings ist es schwieriger geworden, aussichtsreiche und im Beruf erfolgreiche Nachwuchskräfte mit Ehrenämtern bei der Stange zu halten. Das ist Karmasins Problem.

"Alle, die gut sind, gehen weg", sagt Karmasin. Diese Erfahrung musste der Kreisvorsitzende in den vergangenen Jahren immer wieder machen. Mit der Folge, dass es still geworden ist um den CSU-Kreisverband. Die alte Riege ist abgetreten und die Nachrücker der nächsten Generation haben noch nicht richtig Fuß gefasst. Und auch bei Kommunalwahlen kommt es immer mehr auf Persönlichkeiten und nicht so sehr auf die Parteibindung an. So konnte sich laut Karmasin in Eichenau Münster gegen den CSU-Mitbewerber durchsetzen, weil der Liberale als gebürtiger Eichenauer bei der "persönlichen Vernetzung" in seiner Gemeinde die Nase vorn hatte. Das müsse man anerkennen und zur Kenntnis nehmen. Damit ist der Kreisvorsitzende wieder beim Schlüssel zur Lösung des Problems: der Nachwuchsarbeit. Es geht darum, die richtigen politischen Führungspersönlichkeiten zu finden und langfristig aufzubauen.

Ob das im CSU-Kreisverband im Fall der Nachfolge von Gerda Hasselfeldt gelungen ist, wird das kommende Jahr zeigen. Hasselfeldt und andere haben Katrin Mair, die einzige Kandidatin aus dem Landkreis, seit Jahren gefördert und auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Nachfolge von Reinhold Bocklet, dessen letzte Legislaturperiode im Landkreis im Herbst 2018 ausläuft, ist noch völlig offen. Zwingende Bewerber, die nicht übergangen werden können, gibt es nicht. Zudem wurde auch niemand aufgebaut.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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