Fürstenfeldbruck:Corona beschäftigt den Handel

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"Mit einem bleuen Auge davogekommen": Peter Schmid ist Kreisvorsitzender des Handelsverbands und führt mit seiner Frau Sylvia Schmid das Geschäft "Pam Fashion & Shoes". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Vor allem Lebensmittelhändler haben davon profitiert, die Grundversorgung während der Pandemie sicherzustellen. Doch viele Geschäftsleute, die zeitweise schließen mussten, spüren die wirtschaftlichen Folgen noch immer

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Als die Toilettenrollen im Regal weniger wurden, begannen die Umsätze der Discounter und Lebensmittelhändler zu steigen. Als alle anderen Läden schließen und deren Eigentümer bald Existenzsorgen haben mussten, gingen andere Geschäfte blendend. Corona hat ganz unterschiedliche Folgen für eine ganze Branche gehabt, die sich dem Handel im Allgemeinen verschrieben, aber in sich völlig divers ist. Das sagt Peter C. Schmid, Kreisvorsitzender des Handelsverbandes Bayern (HBE), rückblickend auf die Lockdown-Zeiten. Seine Frau Sylvia und er betreiben in der Schöngeisinger Straße in Fürstenfeldbruck die beiden Läden von "Pam Fashion & Shoes" und sind selbst, wie Schmid sagt, "mit einem blauen Auge davongekommen". Das gelte aber nicht für alle Mitglieder im Kreisverband, schränkt der 65-Jährige ein.

Welche Umsatzverluste die von den Schließungen betroffenen Einzelhändler haben hinnehmen müssen, weiß der HBE-Kreisvorsitzende nicht. Aber natürlich kennt er Mitglieder in seinem Verband, die kämpfen mussten. Die großen der insgesamt etwa 50 Mitgliedsfirmen im Kreisverband allerdings nicht, denn die verkaufen Lebensmittel. Diese Händler haben in und von der Corona-Krise profitiert. Waren sie doch die systemrelevanten Betriebe, die offen bleiben mussten, damit die Versorgung mit Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs während der Lockdown-Phasen weitergehen konnte.

Während also in den Discountern und Supermärkten die vollen Einkaufswagen an die Kassen geschoben wurden, blieben Modegeschäfte wie das der Schmids und andere, nicht für den unmittelbaren täglichen Bedarf ausgerichtete Läden, geschlossen. Dass in dieser Zeit die Kunden stärker online bestellten, muss Schmid nicht extra betonen. Online sei an sich nicht schlecht, räumt er ein, aber aus Kundensicht nicht optimal. Das Angebot sei riesig und deshalb auch unüberschaubar. So komme es zu Fehlkäufen und damit zu unnötigen Retouren.

Klar, dass Schmid für den stationären Handel wirbt, vor allem weil dieser "kuratierte Angebote" machen könne. Er selbst, sagt er, möge diese Beschreibung eigentlich nicht, aber sie verdeutliche, was die Kundinnen und Kunden bei Bestellungen im Internet nämlich nicht bekämen: Beratung und Betreuung bei Auswahl und Kaufempfehlung. Denn im Unterschied zur Bestellung in einem Internetshop halte der Einzelhandel in Fürstenfeldbruck, Germering oder Olching Waren verschiedener Marken und Qualitäten vor. Für seinen Laden kann er sagen: "Wir haben Mode, die zueinander passt."

Schmid ist lange genug im Geschäft, um sagen zu können, dass viele Händler, und dazu zählt er auch seine Frau und sich, auf einen hohen Stammkundenanteil bauen können. Und weil die Schmids zwei Läden haben und in einem davon in einer Art Outlet reduzierte Ware angeboten wird, könne man Kundenwünsche leichter befriedigen. "Wir gehen dann auch mit den Kunden über die Straße ins Outlet und können ihnen dort ein preisreduziertes Paar Schuhe zur gerade ausgesuchten Kleidung anbieten." Denn eines hat sich in der Krise auch gezeigt: Wenn Ware nicht verkauft werden kann, bezahlen auch die Aufkäufer der Restartikel keine annehmbaren Preise mehr. Der wirtschaftliche Schaden sei dann groß. Schmid weiß, dass es vielen Mitbewerbern so gegangen ist.

Schmid ist aber nicht nur als Verbandsvertreter für die HBE-Mitglieder tätig, er engagiert sich auch im Stadtmarketing in Fürstenfeldbruck. Damit kann er auch vergleichen, was in anderen großen Kommunen im Landkreis vom und für den Handel getan wird. "Olching ist ein Paradebeispiel", sagt Schmid wertschätzend über den dortigen Gewerbeverband und das Stadtmarketing. Nicht nur, dass die Olchinger Kunden in ihrer Hauptstraße alle relevanten Geschäfte vorfänden, auch der Zusammenhalt und die gemeinsamen Aktionen der Einzelhändler machen ihm Eindruck. Ein wenig mehr "Harmonie und Zusammenarbeit" wie dort wünscht sich Schmid auch in Fürstenfeldbruck, wo manche gute Idee lange brauche, bis sie gemeinsam umgesetzt werde.

Bruck, das räumt der HBE-Vorsitzende ein, sei aber auch schwierig und im Landkreis eine Ausnahme, weil es zwei Zentren gebe. Eine im Westen rund um den Bahnhof Buchenau und eben die Geschäfte entlang der B 2.

Noch drei Jahre ist Schmid im Amt als Kreisvorsitzender, und bis dahin möchte er das Thema einheitliche Öffnungszeiten zugunsten der Kundinnen und Kunden in Fürstenfeldbruck umgesetzt haben. Ruhezeiten seien wichtig auch im Handel, aber über Mittag die Läden zu schließen, das müsse nicht mehr sein, sagt Schmid. Und: "Mittwochnachmittag zu schließen, ist doch längst überholt, aber das gibt es immer noch."

© SZ vom 06.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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