Fürstenfeldbruck:Coli-Bakterien in der Amper

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Das Gesundheitsamt rät weiterhin vom Baden ab, auch wenn eine Belastung durch Ehec zurzeit eher unwahrscheinlich ist.

Wolfgang Krause und Stefan Salger

Steigt durch das Baden in der Amper das Risiko, sich mit dem gefährlichen Darmkeim Ehec zu infizieren? Das Brucker Gesundheitsamt hält eine konkrete Gefahr zurzeit zwar für eher unwahrscheinlich, weil Infektionen bislang eher im Norden der Republik gemeldet wurden. Es rät gleichwohl vom Schwimmen in dem Fluss ab. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Wasserqualität der Amper in den vergangenen Jahren kontinuierlich besser geworden ist-was die Stadt Fürstenfeldbruck dazu bewogen hat, die Einrichtung inoffizieller Badestellen im Uferbereich zu planen.

In der vergangenen Woche konnte der gefährliche Darmkeim in einem Bach im Erlenbach bei Frankfurt am Main nachgewiesen werden. Der sehr widerstandsfähige Erreger war vermutlich über eine Kläranlage ins Wasser gelangt. Auch im Landkreis Fürstenfeldbruck nutzen mehrere Kläranlagen der Anliegergemeinden die Amper als Vorfluter.

Das Brucker Gesundheitsamt warnte aber auch schon vor einem Bad in der Amper, als Ehec noch kein großes Thema war. Grund sind kurzfristig auftretende Verunreinigungen durch Coli-Bakterien. Rudolf Summer, Chef des Gesundheitsamts und oberster Amtsarzt im Landkreis, empfiehlt Eltern, kleine Kinder, die viel Wasser schlucken, nur in geeigneten Bädern oder Seen schwimmen zu lassen. Die Badeseen im Landkreis hätten alle konstant sauberes Wasser. "Und die werden jetzt auch langsam warm", sagt Summer.

Auch Gülle, die von Landwirten auf ihren Feldern ausgebracht wird, kann bei starkem Regen in den Fluss geschwemmt werden und führt dann zu einem erhöhten Eintrag der Coli-Bakterien. Die Bauern zu bewegen, auf Mist und Gülle zu verzichten und sie dafür zu entschädigen, wie es Fürstenfeldbrucks Dritter Bürgermeister Ulrich Schmetz (SPD) einmal vorgeschlagen hat, hält Summer jedoch nicht für praktikabel. "Da müsste man genau erfassen, von wo das Wasser in die Amper fließt, das wäre sehr aufwendig", meint er. Außerdem hätten zum Beispiel Schweinemastbetriebe oft gar keine andere Wahl, als die Exkremente der Tiere auf den Feldern zu entsorgen.

Die Amper ist laut Summer nicht mit der Isar vergleichbar, in der die Wasserqualität auf Betreiben der Stadt München und mit finanzieller Unterstützung des Freistaats verbessert wurde. Entlang der Isar werde über weite Strecken keine Landwirtschaft betrieben. Deshalb reiche es aus, das Abwasser von Kläranlagen am Oberlauf zu bestrahlen.

Die Jugendlichen, die jeden Sommer vom Silbersteg oder der Brücke an der Amper-Oase in den Fluss springen, lassen sich durch solche Warnungen erfahrungsgemäß den Spaß nicht verderben. Und auch BBV-Stadtrat Klaus Zieglmeier badet selbst in der Amper und hält wenig von pauschalen Warnungen. Er räumt durchaus ein, dass es zeitweise Probleme mit der Wasserqualität gibt. Folgt ein schöner Tag mit Badetemperaturen auf einige Tage mit starkem Regen, so dass die Amper Hochwasser führt, dann sei durchaus Vorsicht geboten. Fällt aber längere Zeit kein Regen, dann, so Zieglmeier, "ist die Amper ein wunderbares, sauberes Gewässer".

Auch wenn er sie inhaltlich nicht teilt, begrüßt der BBV-Stadtrat die Stellungnahme des Gesundheitsamts: "Das zeigt uns, dass wir mit unseren Gewässern nicht richtig umgehen." Denn am Ammersee habe die Amper schließlich noch Trinkwasserqualität. Über "Chlorbäder" hinaus gebe es zwar intakte Seen, aber gerade für die Jugend, die sich ohnehin zu wenig bewege, sei ein Fluss eine sehr wertvolle Ergänzung. Auch deshalb fordert Zieglmeier, das Schild "Baden verboten" am Ufer zu entfernen. Denn offiziell verboten ist das Bad in der Amper in der Tat nicht, wie auch Summer bestätigt. Die Entscheidung obliege letztlich den mündigen Bürgern und Eltern.

© SZ vom 22.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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