Fürstenfeldbruck:Chefin der Lehrer

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Die 50 Jahre alte Gabriele Kraußer hat die Nachfolge von Karl-Hans Grünauer angetreten. (Foto: oh)

Die frühere Germeringer Grundschulrektorin Gabriele Kraußer ist neue Leiterin des Schulamts

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Ein Spruch von Mahatma Gandhi hat Gabriele Kraußer schon als Rektorin der Theresen-Grundschule in Germering gut geholfen. Das Motto "Wachsen kann nur, wer sich dem Unbekannten öffnet" hat sie danach als Referentin bei der Regierung von Schwaben verfolgt, von wo sie nach zwei Jahren nun in den Landkreis zurückgekommen ist. Gandhis Worte begleiten sie als neue Leiterin des staatlichen Schulamts in der Kreisstadt. Naht- und geräuschlos hat die 50-Jährige die Nachfolge von Karl-Hans Grünauer angetreten, mit der offiziellen Amtseinführung rechnet sie zwar erst im Herbst, doch schon an diesem Freitag will sie sich den Grund- und Mittelschullehrern, für die sie nun zuständig ist, bei einem informellen Tag der offenen Tür an ihrem Amtssitz vorstellen. Die Lehrkräfte werden dabei bald Vorstellungen Kraußers kennenlernen, die Schule als "Teil der gesellschaftlichen Solidargemeinschaft" verstanden haben möchte.

"An Herausforderungen wird es den Grund- und Mittelschulen nicht mangeln", sagt Gabriele Kraußer und verweist unter anderem auf die größere werdenden Anzahl von jungen Flüchtlingen, die in Übergangsklassen Deutsch lernen und in die Regelklassen kommen werden. Ihnen den gleichen Respekt entgegenzubringen wie den anderen Mitschülern, das zu vermitteln ist ein Ziel von Kraußers Arbeit. Freilich wird sie das nicht persönlich tun, aber über ihre Beratungsangebote an die Klassenlehrer. Kraußer will dabei den Fokus gar nicht so stark auf die Flüchtlingskinder richten, auch wenn sie der Meinung ist, dass die Lehrer gerade bei diesem Thema die "Ängste der Eltern wahrnehmen" sollten. Es gehe des Weiteren um das immer stärker werdende soziale Gefälle sowie um die Inklusion, also die volle Einbeziehung von Behinderten in den Regelklassen. Kraußer sieht sich bei allem in der Rolle der Beraterin. "Ich möchte helfen, den Blick zu öffnen." Doch statt etwas vorzugeben, ist es ihr wichtig, es gemeinsam zu entwickeln. "Mehr Köpfe haben mehr Ideen", sagt sie dazu.

Zuständig ist Gabriele Kraußer, die seit zehn Jahren mit dem Landsberger Schulamtsdirektor Rudolf Schönauer verheiratet ist und im Landkreis Landsberg lebt, für die Grund- und die Mittelschulen. Bei ihr geben die jeweiligen Schulleitungen den Bedarf an Stunden an, ihr Amt muss dann sehen, wie es an die Lehrer kommt, die diese Unterrichtsstunden halten. Mehr Lehrer könnte es möglicherweise in den kommenden Jahren an den Mittelschulen geben, wenn die Situation eintritt, deren Entwicklung Kraußer gerade beobachtet: der Abwärtstrend der Schülerzahlen sei gestoppt worden, die Mittelschulen seien sowohl mit ihren Ganztagsangeboten als auch dem M-Zweig mit dem Abschluss Mittlere Reife wieder attraktiv geworden. Zu den neuen Schülern zählten unter anderem auch Rückkehrer aus weiterführenden Schulen, die das Leistungsniveau nicht erreicht hätten, aber auch junge Flüchtlinge. "Die Mittelschulen bieten Möglichkeiten und gute Inhalte", ist die Schulamtsleiterin überzeugt, "es hat in der Gesellschaft ein gedanklicher Umschwung stattgefunden."

Gabriele Kraußer macht deutlich, dass sie ihr Ziel, die Schule als Teil der gesellschaftlichen Solidargemeinschaft stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, klar im Blick hat. Dass sie dazu die Lehrer an den der unter ihrer Aufsicht stehenden Schulen als Mittler benötigt, weiß sie auch. In einer Selbstbeschreibung ist von gemeinsamem Handeln die Rede, von Zusammenarbeit. Die neue Schulamtsleiterin betont in ihrem Papier auch den verantwortungsvollen Beruf des Pädagogen, den sie zu fördern angetreten ist. Als Rektorin der Theresen-Grundschule, die sie bis vor zwei Jahren leitete, hat sie gelernt, wie sie die Kollegen für ihre Sache gewinnen kann. Dabei soll ihr eine andere indische Weisheit helfen: "Führen durch dienen."

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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