Der erste Expressbus im Landkreis verkehrt seit vergangenem Dezember zwischen Fürstenfeldbruck und Germering. Nun folgen weitere Meilensteine. Am Donnerstag ist der Kreistag die nächste Stufe zum Ausbau des Bussystems angegangen. Einstimmig wurde beschlossen, erstmals für zwei gemeindeübergreifende Strecken den 15-Minuten-Takt einzuführen. Diese beiden Tangentiallinien verbinden die S 4 und die S 3 im Osten und im Zentrum des Landkreises. Der kürzere Takt soll gewährleistet, dass es für die Umsteiger selbst bei Verspätungen zu keinen längeren Wartezeiten mehr auf den nächsten Zug oder Bus kommt. Das System wird damit stabiler und für Pendler attraktiver. Zudem sprachen sich die Kreisräte ebenso einstimmig für die Einführung der neuen Buslinie 832 aus. Mit dieser Linie, die von Olching über Gröbenzell nach Puchheim führt, wird mit der Anbindung des Gröbenzeller Nordens der letzte weiße Fleck im Bussystem des Landkreises erschlossen.
Bis die Beschlüsse umgesetzt werden können, müssen sich die Fahrgäste allerdings noch eineinhalb Jahre gedulden. Die Verbesserungen werden erst mit dem Winterfahrplan 2016 eingeführt. Zuvor ist die Vergabe der Linien europaweit auszuschreiben. Für die Gemeinde Gröbenzell geht mit der Linie 832 ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Ermöglicht hat die Anbindung der nördlich der Bahngleise gelegenen Ortsteile erst die Kooperation der Gartenstadt mit den Städten Olching und Puchheim sowie mit dem Landkreis.
Die vier Partner werden sich das Defizit von rund 370 000 Euro teilen. Olching und Gröbenzell tragen je 30 Prozent, also jeweils rund 100 000 Euro, Puchheim zehn Prozent oder etwa 37 000 Euro, um bei der Fahrplangestaltung und den Haltestellen mitreden zu können. Für den Landkreis könnte sich das für eine Probephase von vier Jahren beschlossene Vorhaben kostenneutral finanzieren lassen. Im Gegenzug wird nämlich der Verkehr der Verstärkerlinie 831 zwischen Lochhausen, Gröbenzell und Puchheim eingestellt. Für Olchinger Schüler, die ins Schulzentrum nach Puchheim müssen, sind zudem keine Sonderfahrten mehr erforderlich, wenn sie Busse der Linie 831 nutzen können. Die Verstärkerlinie geht in der neuen Buslinie auf, die im 30-Minuten-Takt pendeln wird. Eingesetzt werden neun Meter lange sogenannte Midibusse, die auch für engere Wohnstraßen im Gröbenzeller Norden geeignet sind.
Mit dem Einstieg in den 15-Minuten-Takt wird ein Systemmangel behoben. Verbindet ein Bus nämlich zwei S-Bahnäste tangential, war es bisher nicht möglich, diesen mit dem Fahrplan beider S-Bahnen abzustimmen. Man orientierte sich also an nur einer S-Bahn. Zudem mussten die Insassen bei einer Verspätung des Busses oder bei einer außer Takt geratenen S-Bahn lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Dieses Problem war immer wieder bemängelt worden. Mit dem 15-Minuten-Takt sollen sich die Wartezeiten für Umsteiger, unabhängig davon, ob die Fahrpläne nun eingehalten werden oder nicht, auf ein erträgliches Maß von nur noch einigen Minuten reduzieren.
Der Einstieg in den 15-Minuten-Takt erfolgt auf den beiden Linien 873 und 830. Der Regionalbus 873 verbindet die beiden S-Bahnhöfe Fürstenfeldbruck und Maisach über das Industriegebiet Hasenheide. Das neue Konzept sieht in einigen Jahren nach dem Abzug der Luftwaffe die spätere Anbindung des auf dem Fliegerhorstes entstehenden neuen Brucker Stadtteils vor. Bisher pendeln die Busse der Linie 873 nur in unregelmäßigen Abständen von mal 12, mal 20, 31, 40 oder 60 Minuten. Der Zeitdruck ist so groß, dass selbst bei pünktlich verkehrenden Zügen und Bussen teilweise nur drei Minuten zum Umsteigen bleiben. Selbst bei geringfügigen Verspätungen gibt es also keinen Zeitpuffer mehr.
Die Linie 830 führt vom Bahnhof Puchheim (S 4) zum Bahnhof Lochhausen (S 3). Weil Lochhausen näher am Zentrum von München liegt, sind die Fahrtzeiten der Busse bisher mit dem Fahrplan der S 3 abgestimmt worden. Pendler, die in Puchheim in die S-Bahn umsteigen, hatten das Nachsehen. Das war wiederholt kritisiert worden. Mit dem neuen 15-Minuten-Takt wird die Anbindung der Linie 830 an die S 4 in Puchheim verbessert. Zudem soll der 15-Minuten-Takt noch einen Nebeneffekt haben: Die MVV-Busse werden für Ortsfahrten in Puchheim, Lochhausen und Gröbenzell attraktiver, heißt es. Der 15-Minuten-Takt der zwei Linien kostet den Landkreis ohne Mehreinnahmen und Fördermittel rund 500 000 Euro.