Fürstenfeldbruck:Busfahren liegt im Trend

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Geschätztes Verkehrsmittel: Beim Busverkehr sieht der Landkreis noch Wachstumspotenzial. (Foto: Johannes Simon)

Mit dem kontinuierlichen Ausbau des Liniennetzes konnte der Landkreis Fürstenfeldbruck seit 1995 die Zahl der gefahrenen Kilometer verfünffachen. Allein in diesem Jahr werden die Regionallinien etwa acht Millionen Fahrgäste befördern.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Seit 1995, also seit inzwischen 21 Jahren, verfügt das Landratsamt Fürstenfeldbruck über eine eigene Stelle für den Öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV). Seither hat sich die Zahl der in einem Jahr von Bussen zurückgelegten Fahrstrecke im Landkreis verfünffacht. Waren es 1995 noch 1,4 Millionen Kilometer, legen die Busse des MVV in diesem Jahr fast genau sieben Millionen Kilometer im Landkreis zurück. Die Zahl der Fahrgäste stieg nicht ganz so stark an, sie verdoppelte sich in dieser Zeit in etwa von etwas weniger als 4,5 Millionen auf nunmehr 8 Millionen im Jahr. Einen ähnlich kontinuierlichen Ausbau des Linienbusnetzes gibt es in den sieben MVV-Verbundlandkreisen rund um die Landeshauptstadt sonst nur noch im Landkreis München.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Zahl der MVV-Regionalbuslinien im Landkreis Fürstenfeldbruck verdoppelt. Hier wird es bis zum Ende dieses Jahres insgesamt 47 Buslinien geben. Im Dezember geht die neue Linie 832 in Betrieb, auf der drei mittelgroße Fahrzeuge im 40-Minuten-Takt zwischen Olching, Gröbenzell und Puchheim pendeln werden. 1995 waren es nur 23 Linien. Die Struktur des Landkreises spricht für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs mit Bussen. Immerhin ist er der zweitdichtest besiedelte Landkreis in Bayern mit einer hohe Bevölkerungszahl und einem großen städtischen Ballungsraum im Osten. Die regelmäßigen langen Staus in den Hauptverkehrszeiten auf den Straßen, also der tägliche Verkehrskollaps, ist ein Indiz dafür, dass der Individualverkehr seine Grenzen längst erreicht hat. Zudem begünstigen die drei S-Bahnlinien der S 3, S 4 und S 8 mit 16 Bahnhöfen sowie zwei Regionalzugbahnhöfen im westlichen Teil des Landkreises den Regionalbusverkehr wegen dessen Zubringerfunktion.

Da die drei S-Bahnlinien sternförmig verlaufen und eine Ringlinie fehlt, sind zwischen den Bahnstrecken wiederum Tangentialverbindungen mit Bussen erforderlich. Wer deshalb nun annimmt, dass die Hauptfunktion der Busse im Landkreis darin besteht, Pendler zu den drei Bahnlinien und nach der Arbeit wieder nach Hause zu bringen, täuscht sich gewaltig. Nur etwas mehr als ein Drittel der Busfahrgäste steigen vom Linienbus in eine S-Bahn oder einen Regionalzug um. Hierzu kann Hermann Seifert, der ÖPNV-Experte des Landratsamts, allerdings nur mit dem Ergebnis der Fahrgastzählung des MVV aus dem Jahr 2013 aufwarten. Die Ergebnisse der Zählung dieses Jahres liegen noch nicht vor. Demnach fuhren 2013 im Landkreis insgesamt 6,6 Millionen Menschen mit einem Bus, inzwischen sind es 1,4 Millionen mehr. Aber nur für 2,4 Millionen Fahrgäste erfüllte der Bus 2013 die Zubringerfunktion zur Bahn. Mit 4,2 Millionen der Nutzer fuhr der überwiegende Teil der Insassen ausschließlich Bus. Sei es zum Einkaufen oder für andere Erledigungen oder um einer Freizeitbetätigung nachzukommen.

Diese Statistik deckt sich übrigens in etwa mit der Verkehrsstatistik für den Landkreis. Nach dieser dienen zwei Drittel aller hier zurückgelegten Fahrten, also auch der Autofahrten, der Freizeitgestaltung sowie Einkäufen oder sonstigen Erledigungen. In diesem Bereich liegt nach den Worten von Seifert ein riesiges, noch nicht ausgeschöpftes Potenzial an Menschen, die in Zukunft ihre Autos in der Garage stehen lassen und stattdessen für Kurzstreckenfahrten auf einen Bus umsteigen könnten. Es sind diese vielen Binnenfahrten, die den Bussen das Wachstum bringen.

Bei Betriebskosten in Höhe von 15,8 Millionen Euro in diesem Jahr für alle Linien kalkulierte der Landkreis mit Einnahmen aus dem Fahrgeld in Höhe von 7,8 Millionen, 860 000 Euro Fördermitteln des Freistaats und einer Kostenbeteiligung der Kommunen für innerstädtische Linien in Höhe von 1,4 Millionen. Das Defizit liegt bei nicht ganz sechs Millionen Euro. Besonders hoch ist das Defizit neuer Linien, denn es dauert bei diesen einige Zeit, bis die Einnahmen mit einer steigenden Fahrgastzahl zunehmen.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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