Fürstenfeldbruck:Bühne für lokale Leuchttürme

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Die Münchner Metropolregion prüft die Ausrichtung einer Internationalen Bauausstellung. Die Mehrheit im Planungsausschuss der Kreisstadt erhofft sich von einer Beteiligung Lösungsansätze für die Verkehrsprobleme

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Kreisstadt soll die Beteiligung an einer Internationalen Bauausstellung (IBA) im Großraum München prüfen, die sich von 2022 bis 2032 den "Räumen der Mobilität" widmen könnte. Politiker knüpfen daran die Hoffnung, Bruck präsentieren zu können, aber auch Unterstützung und Impulse bei der Planung großer Projekte wie Fliegerhorst oder Lände zu erhalten. Im Fachausschuss am Mittwoch stimmte die CSU freilich geschlossen gegen ein solches Engagement. Sie warnt vor einer personellen und finanziellen Überforderung der Kreisstadt. Andere Fraktionen räumen Klärungsbedarf ein, wollen "die große Chance" aber nicht ungenutzt verstreichen lassen. Am Dienstag soll der Stadtrat eine Grundsatzentscheidung treffen.

Bauamtsmitarbeiterin Theresa Schnitzenbaumer, die im Auftrag des Oberbürgermeisters eine Präsentation vorlegte, sieht in der IBA "ein international einzigartiges Instrument der Planungs-, Stadt- und Regionalpolitik." Anhand konkreter Einzelfälle würden in teils experimenteller Form Lösungen für drängende Fragen gesucht. Noch steht nicht fest, ob es eine solche Bauausstellung in der Münchner Metropolregion überhaupt geben wird - auch wenn die Landeshauptstadt bereits großes Interesse signalisiert und eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht hat. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hofft, mit der Region unbürokratisch und im engen Schulterschluss Leuchtturmprojekte auf den Weg bringen zu können. Vor allem der Nahverkehr und die Bedürfnisse der Pendler stünden bei der IBA im Blickpunkt. Exemplarisch könnte gezeigt werden, "wie sich die weiter zunehmenden und immer vielfältigeren Mobilitätsbedürfnisse in einer wachsenden Stadtregion innovativ gestalten lassen". Kommunen, Verbände, Baugruppen oder private Bauherren müssten sich bei der Organisationsgesellschaft, die bis Januar 2022 zu gründen wäre, mit Ideen bewerben. Ausgewählt würde anhand vorher definierter Kriterien.

Neben der Landeshauptstadt haben bereits die Landkreise Dachau und Freising Interesse an einer gemeinsamen IBA bekundet. Sie dürften sich von einer Bauausstellung auch eine "Innenwirkung" erhoffen: in Form innovativer Problemlösungen, mit Hife privater Investitionen und öffentlicher Zuschüsse. Als positives Beispiel genannt wird etwa die IBA Hamburg (2006 bis 2013), die sich unter dem Leitbild "Sprung über die Elbe" mit der Anbindung von Stadtinseln und der Ausarbeitung städtebaulicher Konzepte beschäftigt hat. Diese werden bis heute schrittweise und mit Hilfe von Zuschüssen in dreistelliger Millionenhöhe umgesetzt.

Welche Bereiche auf dem Stadtgebiet in Frage kämen, ist völlig offen. Die Wortmeldungen auf Bürgerversammlungen und ein Blick auf den täglichen Verkehr auf Brucker Straßen sind Beleg genug, dass es genügend "Spielwiesen" gibt: etwa die Verkehrsführung durch die Innenstadt oder die Bereiche rund um Fliegerhorst und Lände, in denen Wohnungen und Kleingewerbe bei reduziertem Autoverkehr untergebracht werden sollen. "Eine IBA ist vor allem das, was wir draus machen", heißt es.

So sieht das auch Stadtbaurat Martin Kornacher, der zwar die begrenzten personellen Kapazitäten im Bauamt durchaus sieht, nach Abwägung von Risiken und Chancen aber für eine Beteiligung plädiert. Der Sichtweise schlossen sich neben Zweitem Bürgermeister Christian Stangl ("Wir sollten auf dieser Welle reiten") und Thomas Brückner (beide Grüne) auch Alexa Zierl (ÖDP) an sowie Christian Götz (BBV): "Wir wären blöd, wenn wir uns da nicht ranhängen würden." CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde findet, dass eine IBA eher etwas für den Landkreis wäre. Er warnte vor "Luftschlössern". Und Finanzreferent Klaus Wollenberg glaubt, dass sich die Stadt eine weitere millionenschweren Ausstellung schlicht nicht leisten kann: "Wir übernehmen uns".

© SZ vom 25.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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