Der Eingangsbereich der Brucker Stadtbibliothek mit der Theke, an der die Bücher ausgeliehen und zurückgegeben werden, ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert unverändert. Das soll sich ändern. Dazu soll eine neue Technik eingeführt werden, die es den Benutzern ermöglicht, Bücher, Filme oder CD selber an einem Automaten auszuleihen. Die Kosten für beide Maßnahmen liegen bei mindestens knapp 220 000 Euro, rechnete die Leiterin der Bibliothek, Diana Rupprecht, jetzt den Stadträten im Kulturausschuss vor.
Die Meinungen über diese Vorschläge gingen auseinander. Während Ulrich Schmetz (SPD), Markus Droth (CSU) und Bibliotheksreferent Jens Streifeneder (BBV) den Umbau im Prinzip unterstützen, weil nach so langer Zeit eine Erneuerung notwendig sei, sperrt sich Simone Koch (CSU) strikt gegen die neue Technik. Die Teilautomatisierung der Ausleihe sei "ein erster Schritt zum Personalabbau", warnte sie. Koch stellte in Frage, ob die Umstellung überhaupt notwendig sei. "Ich möchte wissen, wie viele Menschen nicht in die Bücherei kommen, weil das System veraltet ist", fragte Koch. Die Bibliotheksleiterin erklärte, dass das Team an personelle Grenzen stoße. Die Verbuchungen würden im Schnitt etwa 20 bis 25 Prozent der Arbeitszeit ausmachen. Diese Zeit würde sie lieber für Beratung, Leseförderung und Vermittlung von Medienkompetenz an Kinder und Erwachsene verwenden. "Um mehr Zeit für wertvolle Arbeit zu haben, brauchen wir technische Hilfe bei den Routinetätigkeiten", appellierte Rupprecht.
Das Bibliotheksteam hat sich genau überlegt, dass nur die Ausleihe automatisiert werden soll, nicht aber die Rückgabe der Bücher. Auf diese Weise bleibt der direkte Kontakt mit den Besuchern erhalten. Außerdem müssten bei der Rückgabe alle Medien auf Vollständigkeit und ihren Zustand geprüft und gegebenenfalls reklamiert werden, erklärte Rupprecht. Für die automatische Ausleihe müssten drei Terminals installiert werden. Die Anschaffung der neuen Technik würde von der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen mit bis zu 35 Prozent der Kosten gefördert.
Als weitere Neuerung möchte das Büchereiteam eine Außenrückgabe, eine Art Bücherklappe, einbauen lassen, in die die Besucher ihre Medien außerhalb der Öffnungszeiten legen können. Diese Neuerung wird im Ausschuss als sinnvoll erachtet. Das Team hat drei Varianten geprüft und favorisiert die beiden günstigeren ohne ein Förderband, das die Medien schon mal vorsortiert. Schmetz dagegen meinte, wenn schon, dann sollte man gleich die Sortierung anschaffen, um Arbeit zu sparen. Klaus Quinten (BBV) schlug vor, die Bibliothek am Samstag für einige Stunden zu öffnen und dafür an Werktagen das Angebot zu reduzieren.
Während Klaus Wollenberg (FDP) die Vorlage von Rupprecht als chaotisch rügte und eine genaue Aufstellung verlangte und Schmetz die Zahlen als unklar bezeichnete, betonte Streifeneder, dass es um eine Grundsatzentscheidung gehe. Markus Droth stellte fest, der Investitions- und Renovierungsbedarf sei nach einem Vierteljahrhundert unverkennbar. Er beantragte, von der Verwaltung einen detaillierten Plan ausarbeiten zu lassen. Dazu gehöre auch, die alten Bibliotheksausweise nicht einfach durch eine eigene exklusive Bibliothekskarte zu ersetzen. "Es trägt doch jeder schon 30 solcher Karten mit sich rum", erinnerte Droth. Stattdessen sollte die Karte so gestaltet werden, dass andere Funktionen ergänzt werden können und daraus eine Fürstenfeldbruck-Karte für viele städtische Angebote entstehen kann.
Der Kulturausschuss votierte schließlich einstimmig für die Umgestaltung und schlug vor, dafür eine Viertelmillion Euro im Haushalt 2016 einzuplanen. Das Konzept soll allerdings noch konkreter ausgearbeitet und der Investitionsbedarf ermittelt werden. Die Stadträte wollen vor allem wissen, welche Kosten sowieso für eine Renovierung des Thekenbereichs anfallen würden.