Fürstenfeldbruck:Bücher sind cool

Lesezeit: 2 min

Der Freitag ist Vorlesetag, mit vielen Aktionen im Landkreis

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck

Ein Buch kann man noch richtig in die Hand nehmen, findet Rosmarie Ehm. Nicht wie die vielen digitalen Spielzeuge, "das verrauscht alles so schnell". Das Lesen und das Gefühl, ein echtes Buch in der Hand zu halten, will Ehm fördern. Sie ist Leiterin der Grundschule Süd in Puchheim. Für den kommenden Freitag, 17. November, hat Ehm den Landtagsabgeordneten Herbert Kränzlein eingeladen. Er soll den Kindern einer vierten Klasse etwas vorlesen. Welches Buch genau, das stehe zwar noch nicht fest, aber die Schüler seien nach ihren Interessen gefragt worden. Ein Buch zum Thema Fußball oder Freundschaft soll es werden.

Den Tag hat Ehm nicht zufällig gewählt. So wie an ihrer Schule, wird am Freitag an vielen Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten in ganz Deutschland gelesen, denn es ist bundesweiter Vorlesetag, der auf eine Initiative der Zeitung "Die Zeit", der Stiftung Lesen und der Deutschen Bahn Stiftung zurückgeht. Im Landkreis Fürstenfeldbruck beteiligen sich zahlreiche Institutionen mit unterschiedlichen Aktionen.

Am Max-Born-Gymnasium in Germering hat Deutschlehrerin Kristina Giesinger viele Schüler aus Klassen der fünften bis elften Jahrgänge motivieren können, an die Germeringer Grundschulen zu gehen, um dort den noch viel kleineren Schülern Geschichten aus Kinderbüchern vorzulesen. Es hätten sich mehr als 50 Schüler freiwillig bei ihr gemeldet, berichtet Giesinger. Zu zweit oder zu dritt gehen die Gymnasiasten in Klassen der Theresen-Grundschule oder der Kleinfeldschule. Am liebsten gingen sie dorthin, wo sie selbst als Grundschüler waren, sagt Giesinger. Vermutlich, um zu zeigen, was sie schon gelernt hätten. "Sie sind dann die Großen", sagt die Deutschlehrerin. Gelesen würden "Dauerbrenner" wie "Der kleine Wassermann" von Otfried Preußler. Aber auch neuere Autoren wie Andreas Steinhöfel mit seiner beliebten Reihe über Rico und Oskar stehe auf der Leseliste, so Giesinger. Das Vorlesen an diesem Tag sei ein hervorragender Anlass, um das Lesen allgemein in den Fokus zu rücken, sagt die Lehrerin. Wenn dann nicht nur Erwachsene, sondern auch ältere Kinder Jüngeren vorlesen, dann entstehe möglicherweise der Gedanke: "Lesen ist cool". Die Lehrerin bemängelt, dass die Kinder leider zu oft zur verlockenden Playstation griffen und Eltern ihren Kindern zu selten noch etwas vorläsen. Deshalb freue es sie, dass am Vorlesetag die Bücher so präsent seien.

Auch die Brucker Bibliothekarin Beate Lehr betont: "Lesen ist einfach das Wichtigste". Ob in der Schule oder im Alltag, ohne Textverständnis komme man nicht weiter. Deshalb hat sie in der Stadtbibliothek in der Aumühle in Fürstenfeldbruck Kinder der vierten Klassen der Grundschule Mitte und der Richard-Higgins-Grundschule in die Bibliothek eingeladen. Acht Kollegen von ihr werden von 9 bis 12 Uhr kleinen Gruppen von insgesamt 180 Kindern aus Klassikern wie Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren oder Kindergeschichten von Edgar Allan Poe vorlesen. Parallel dazu findet im Haus eine Vorstellung des Kindertheaters Couturier aus Berlin statt.

Die Siegerin des Deutschen Lesepreises, die Literaturpädagogin Christine Dietzinger aus Adelshofen, hat sich für den Vorlesetag ebenfalls etwas überlegt. Jugendliche ihres Lese- und Theaterklubs Turmgeflüster werden mit kurzen Leseaktionen an verschiedenen Orten der Stadt auftauchen, um die zufälligen Zuhörer zu überraschen. "Wir drehen das Ganze um", sagt Dietzinger. Bei ihr lesen nicht die Erwachsenen den Kindern etwas vor, sondern die Kinder selbst, und zwar allen, die spontan vor Ort anzutreffen sind. Flashmob-artig würden die Lesenden auftauchten, zum Beispiel im Brucker Fenster. Den Anfang machen sie um 15.15 Uhr in der Stadtbibliothek. "Es wird ein Experiment", so Dietzinger.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: