Fürstenfeldbruck:Brucker sollen sich E-Mobile teilen

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Die Stadtratsfraktionen von BBV und Grünen wollen in einem gemeinsamen Antrag dem Carsharing zum Durchbruch verhelfen. Fürstenfeldbruck soll die Gründung eines Vereins und den Einsatz elektrisch betriebener Fahrzeuge fördern

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Nutzen statt besitzen. Das ist die Zauberformel, die hinter dem Carsharing-Konzept steht. Es soll der Schlüssel zu einer effizienteren Autonutzung sein und auch zu einer bewussteren Verkehrsmittelwahl und damit auch ein probates Mittel gegen innerstädtische Staus und Parkplatzmangel. Die Stadtratsfraktionen von BBV und Grünen wollen diesem Gedanken nun auch in der Kreisstadt zum Durchbruch verhelfen. In einem gemeinsamen Antrag an Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) plädieren die Klimaschutzreferentin Alexa Zierl und BBV-Fraktionssprecher Klaus Quinten für eine aktivere Rolle der Stadt. Die soll nicht nur das Konzept des "Autoteilens" fördern, sondern zudem auch noch den Einsatz von Elektrofahrzeugen.

E-Mobile einzusetzen, erscheint dabei durchaus folgerichtig. Denn der Charme des Carsharings liegt darin, dass mehrere, also mindestens zwei Fahrzeuge an einem öffentlich zugänglichen Standort bereit gestellt werden. Oftmals ist dies ein Kleinwagen und ein Kombi, mit dem auch etwas größere Lasten transportiert werden könnten. Steht ein zweites Fahrzeug mit herkömmlichem Antrieb zur Verfügung, das somit über eine unbegrenzte Reichweite verfügt, dann könnte, so die Theorie, die Bereitschaft steigen, bei absehbar kleinerem Aktionsradius je nach Bedarf auch in einen reinen Stromer einzusteigen - zumal dessen "Treibstoffkosten" deutlich niedriger anzusetzen sind als Benzin, Diesel, Erd- oder auch Autogas.

In ihrem Schreiben an Pleil erinnern Zierl und Quinten an einen Beschluss des Stadtrats aus dem Jahr 2012, der im Zuge des "Aktionsplans für nachhaltige Energie" gefasst worden war. Bruck wollte sich an Maßnahmen des Landkreis-Klimaschutzkonzepts zum Carsharing beteiligen. Weil der Landkreis noch nicht in die Gänge gekommen ist, soll Bruck es nun eben in die eigene Hand nehmen. So soll die Stadt prüfen, wie sie "kostengünstig und kurzfristig", unter Umständen in Kooperation mit den Stadtwerken und mit Hilfe öffentlicher Zuschüsse, die Gründung eines Vereins fördern oder sogar eigene Dienstfahrzeuge einbinden kann. Denkbar ist auch eine Förderung von Carsharing beispielsweise durch die Ausweisung kostenloser Parkplätze, die möglicherweise auch noch über einen Stromanschluss verfügen. Zierl und Quinten könnten sich durchaus vorstellen, auch Fahrräder mit Elektromotor-Unterstützung, die sogenannten Pedelecs, in das Konzept einzubinden. Im Bahnhofsumfeld sehen sie einen geeigneten Standort.

Solche Standorte gibt es bereits in benachbarten Städten und Gemeinden wie Germering, Puchheim, Gröbenzell und Dachau. Der Münchner Anbieter Stattauto bietet in der Regel nahe dem S-Bahnhof jeweils einen Kleinwagen und einen Kombi an. Die Erfahrungen sind unterschiedlich. In sieben von 21 Gemeinden des "Musterlandkreises" Ebersberg hat sich Carsharing 23 Jahre nach der Einführung längst etabliert. Tausend Fahrer und damit ein Prozent der Führerscheininhaber im Landkreis Ebersberg teilen sich 45 Fahrzeuge. Anderes Bild in Dachau: Dort führt Carsharing ein von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenes Schattendasein. Vieles spricht dafür, dass die kritische Schwelle sich nur erreichen lässt, wenn es eine treibende Kraft gibt wie Klaus Breindl. Der bundesweit bekannte Carsharing-Pionier aus Vaterstetten ist Sprecher des Vereins Auto-Teiler, in dem sich engagierte Mitstreiter um ihn scharen, die von ihrer Idee überzeugt sind und bereit, das Konzept ständig nachzujustieren.

Langfristig wollen BBV und Grüne genau dort hin, wo Vaterstetten bereits angekommen ist. Auch, weil sie es als Gebot der Vernunft sehen und sich auf Studien berufen können. Diese belegen, dass 40 Prozent der Autos wochentags gar nicht bewegt werden, am Wochenende bleiben sogar 60 Prozent auf dem Parkplatz. Ein gemeinsam genutztes Auto kann erfahrungsgemäß bis zu zehn "normale" Autos überflüssig machen. Eingespart wird damit auch die Energie, die in die Herstellung dieser Autos gesteckt wird. Laut Klaus Breindl führt auch die mittlerweile freilich recht kleine mentale Hürde des Reservierens dazu, dass häufiger gleich ganz aufs Auto verzichtet und beispielsweise auf Bus, Bahn oder Fahrrad umgestiegen wird.

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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