Fürstenfeldbruck:Brucker Burgfrieden

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SPD-Stadtrat Ulrich Schmetz bahnt sich am Dienstagabend einen Weg durch das Spalier der protestierenden Kinder ins Rathaus. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Alt-Buchenauer Kinder können mindestens bis Dezember 2017 mit dem Schulbus fahren. Gestrichen wird dieser laut Stadtratsbeschluss nur dann, wenn in Form der neuen Linie 820 nebst Haltestellen adäquater Ersatz gesichert ist

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Schulbus, der die Alt-Buchenau mit den Schulen Nord und Mitte verbindet, verkehrt mindestens ein Jahr länger als geplant. Der Stadtrat geht mit seiner Entscheidung auf Beschwerden der Eltern ein. Der Umstieg der Kinder auf den ÖPNV zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 erfolgt zudem nur, wenn bis dahin südlich der Bahnlinie Haltestellen gebaut und eine zusätzliche Buslinie eingerichtet sind. Offen ist freilich, ob diese Linie die beiden Grundschulen anfährt.

Die Stadträte mussten am Dienstagabend auf dem Weg in den Sitzungssaal eine Gruppe von Eltern und Kindern passieren, die mit Transparenten gegen die eigentlich zum Schuljahreswechsel geplante Streichung des Schulbusses protestierten. Selten war die Zuschauertribüne so voll wie bei dieser Sitzung. TuS-Präsident Herbert Thoma fand sich da in der ersten Reihe gemeinsam mit 14 Buben und Mädchen, und Leo Leckenwalter, Ex-Gildemeister der Heimatgilde, fand erst einen Platz, als eine Mutter den Heimweg antrat. In einer ausführlichen Debatte einigte sich der Stadtrat auf den mittlerweile nachgebesserten Vorschlag der Stadtspitze. Die Eltern hatten zuvor ihre Zustimmung signalisiert. "Wir werden notgedrungen damit leben müssen", sagte Elisabeth Striewe in Vertretung der anderen Eltern. Am liebsten freilich würden die Bewohner der Alt-Buchenau gleich alles beim Alten lassen. Unterstützung kam von der CSU-Fraktion, die sich damit gegen CSU-Bürgermeister Erich Raff positionierte. Herwig Bahner erinnerte daran, dass den Eltern der Buchenauer Kinder im Gegenzug für den langen Weg zur Schule Nord vor 26 Jahren ein Schulbus fest zugesagt worden sei.

Mit eigenen Berechnungen hatten Eltern im Vorfeld der Sitzung das Kostenargument der Stadt zu entkräften versucht. Bruck hofft, durch den vom Gesetzgeber angemahnten Umstieg auf MVV-Busse jährlich 50 000 Euro einsparen zu können. Die Eltern halten dagegen: Berücksichtige man den erforderlichen Umbau der Gehwege und Bushaltestellen und die Kosten für Busbegleiter und Schulweghelfer, bleibe eine marginale Einsparung. Eine langfristige Lösung sehen die Eltern im Neubau einer fünften Grundschule oder notfalls in einer Sprengeländerung, durch die ihre Kinder die Richard-Higgins-Schule besuchen könnten. Dies hatte der Schulausschuss jüngst einstimmig abgelehnt.

Andreas Ströhle (Piraten) und Alexa Zierl (Grüne) hatten in persönlichen Gesprächen mit den Bewohnern der Alt-Buchenau den Weg geebnet zu dem erneut nachgebesserten Kompromiss, der mit 19 gegen 16 Stimmen beschlossen wurde. Zentraler Punkt ist, dass der Schulbus nicht automatisch zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 gestrichen wird, sondern erst nach Einführung der neuen Linie 820 und einem erneuten Stadtratsbeschluss. Dieser vom Landkreis bereits konkret geplante Bus soll Seefeld im Landkreis Starnberg mit Fürstenfeldbruck verbinden und über das bislang öffentlich nicht angebundene Viertel der Alt-Buchenau geführt werden. Dem Landratsamt zufolge soll er aber über Puchermühl-, Pucher-, sowie Schöngeisinger Straße geführt werden, nicht aber zu den beiden Schulen. Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) hofft, dass hier noch mit dem Landkreis verhandelt werden kann. Angehende Erstklässler des Schule-Mitte-Ganztagszweigs sollen aber bereits von September an mit dem MVV von der Alt-Buchenau in ihre Schule fahren, während Zweit- und Drittklässler weiterhin den Schulbus benutzen können.

Einzig Axel Lämmle (SPD) warb vorbehaltlos für einen Umstieg auf den ÖPNV. Das sei "keine Zumutung" und niemand müsse Angst davor haben. Eltern, Stadträte und Schulreferentin Claudia Calabrò (SPD) kritisierten die mangelhafte Vorbereitung des Themas Schülerbeförderung (Ströhle: "Bei der Bürgerbeteiligung ist einiges schiefgelaufen"), wofür sich Geißler erneut entschuldigte. Beschlossen wurde am Dienstag auch die Kündigung des Vertrags mit dem Busunternehmen im März 2017 und eine Neuausschreibung für die Zeit nach dem Schuljahreswechsel.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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