Fürstenfeldbruck:Brucker Bier

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Stadtführung zum untergegangenen Brauereiwesen

Von Julia Kiemer, Fürstenfeldbruck

Es ist ein ganz unterschiedliches Publikum, das sich am Brucker Leonhardsplatz eingefunden hat: Mehrere Familien mit Kindern, aber auch einige Senioren. Manche einer kennt sich schon gut aus mit dem Thema, um das es heute geht - Braumeister Alfred Greiner etwa, der extra aus Aichach angereist ist. Der Rest dagegen ist einfach kultur- und bierinteressiert. Denn darum geht es bei dieser Stadtführung. Unter dem Titel "Bier-Bruck-Brauereien" geht es im Rahmen des Volksfestprogramms durch die Stadt, vom Leonhardsplatz über den Marktplatz und den Friedhof bis zur Marthabräuhalle, direkt neben dem Festplatz.

Mit Headset und Lautsprecher ausgerüstet beginnt Gästeführerin Edith Schmied über das Bier und seine Ursprünge zu erzählen. Bayern, das Bierland Nummer eins, ist Standort der Hälfte der Brauereien in ganz Deutschland, über 40 Biersorten werden in Bayern gebraut. Für die Teilnehmer der Stadtführung sind diese Fakten bis jetzt nicht überraschend, wusste man doch über den Erfolg des bayerischen Bieres längst Bescheid. Dass das Bierbrauen seine Ursprünge in der Zeit zwischen 3000 und 4000 vor Christus hat und zufällig aus einem vergorenem Brotlaib entstanden ist, das wussten jedoch die wenigsten. Die Sumerer hatten die berauschende Wirkung des Getränks erkannt, die später auch bei Griechen und Römern beliebt war. So beliebt, dass man sogar Brauereifiguren in Gräbern fand.

Die Beliebtheit des Biers hat also eine Jahrtausende lange Tradition. Als Schmied erzählt, dass Bier durchaus gesund ist und bei Nierenleiden oder Erkältung hilft, ist man erst einmal erstaunt, einige der älteren Zuhörer stimmen Schmied jedoch nickend zu, dass warmes Bier mit Honig eine wirksames Mittel gegen Schnupfen sei. Aber nicht nur zum Trinken wurde Bier früher verwendet, auch als Löschmittel bei einem Brand oder als Kosmetikwunderwaffe Kleopatras fand Bier seinen Einsatz. "Bier ist ja viel zu schade, um es zum Löschen zu verwenden", bemerkt einer der Teilnehmer.

In Bruck wird das Brauereihandwerk seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1306 betrieben, damals von den Mönchen im Kloster Fürstenfeld. Besonders nach der Säkularisation beginnt der Siegeszug des Bieres, zu diesem Zeitpunkt gibt es einige Brauereien in Fürstenfeldbruck. 120 Jahre lang sei die Pruggmayer-Brauerei der "Platzhirsch" in Bruck gewesen. Deren Gebäude befand sich an der Stelle, wo heute die Stadtsparkasse steht. Im direkten Umfeld waren damals beispielsweise auch das Marthabräu oder das Bichlerbräu angesiedelt.

Als die Teilnehmer der Führung auf dem Platz vor der Sparkasse, dem früheren Marktplatz, stehen, ist es schwer vorstellbar, dass hier einmal die größte Brauerei Brucks stand. Wenn man jedoch genau hinsieht, kann man gegenüber noch Zunftzeichen entdecken, die an die Unternehmen erinnern. Auch der Friedhof hat Bezug zu den Brauereien. Da Brauer früher sehr vermögend und angesehen waren, wurden für sie prunkvolle Gedenkstätten errichtet, wie für Julie Mayr, der letzten Besitzerin von Marthabräu. Die Schlossbrauerei Kaltenberg ist heute die einzige Brauerei in Fürstenfeldbruck, ursprünglich gab es einmal zwölf.

In der Marthabräuhalle, die seit 1992 denkmalgeschützt ist, endet die Führung mit einigen Wirtshausgeschichten. Edith Schmied erzählt, dass Wirte früher als "Spitzbuben" galten und oft einflussreicher als die Pfarrer oder Lehrer waren. Insgesamt hat die Führung den Teilnehmern gut gefallen, einige von ihnen haben mit ihrem umfangreichen Wissen einen Beitrag zur Führung geleistet. Die Teilnehmer jedenfalls waren am Ende des Rundgangs bestens über das Brauereiwesen, auch in Bruck, informiert.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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