Fürstenfeldbruck:Brot vom Bäcker nebenan

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So vielfältig und kreativ wie die Produkte ist laut Innungsobermeister Werner Nau die Arbeit in der Backstube. (Foto: Christian Endt)

Die Brucker Innung setzt auf ein neues Konzept, um sich gegen die Konkurrenz der Discounter behaupten

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Einer Anleihe beim Vaterunser bedienen sich die Innungsbäcker im Landkreis. "Unser täglich Brot gib uns heute - aber aus frischen, regionalen Produkten." So lautet das diesjährige Motto, unter dem sie ihre Produkte anbieten. Das hat Obermeister Werner Nau bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend im Hotel Post in Fürstenfeldbruck bekannt gegeben. Mit dieser Strategie wollen sie sich gegen die Konkurrenz der Discounter und Ketten behaupten, die örtliche Bäcker stark unter Druck setzen. Kunden wollten regionale Produkte, sagt Nau. Und er wolle ihnen zeigen, dass sie diese bei den ortsansässigen Bäckern auch bekommen. Regional heißt für Nau, dass die Produkte örtlich produziert und verkauft werden.

Oft würden Käufer in dieser Hinsicht von den Ketten irregeführt, die ebenfalls damit werben würden, der "örtliche Bäcker" zu sein. Um dem entgegenzuwirken, müsse die Innung geschlossen als Regionalbäcker auftreten, um als solche wahrgenommen zu werden. Sie müssten zeigen: "Wir sind da, wir sind die Regionalen." Ein Schritt zu diesem Ziel ist die geplante Herstellung eines Frühling-Joghurt-Brots. Die Zutaten sollen vom Korn bis zur Milch vollständig zu ortsansässigen Bauern zurückverfolgbar sein. Mitte April soll es angeboten werden. Ebenfalls Teil der Versammlung war die Überreichung der Zertifikate an drei neue Fachverkäuferinnen und einen Gesellen. Solche Momente könnten in Zukunft jedoch seltener werden. Neben der Konkurrenz von den Discountern ist es das zweite große Problem des Bäckergewerbes, das die Anwesenden der Mitgliederversammlung beschäftigt: Es gibt zu wenig Nachwuchs. Die Betriebe im Landkreis kämpfen mit rückläufigen Zahlen bei Auszubildenden. Die 15 Mitgliederbetriebe im Landkreis bilden zur Zeit nur noch 22 Bäcker und Fachverkäuferinnen aus.

In diesem Jahr seien wieder ein paar mehr dazugekommen. Im ersten Lehrjahr befinden sich beispielsweise vier Bäcker, anstatt wie im zweiten nur noch einer. Auch die Zahl an Fachverkäuferinnen sei leicht gestiegen. Gebraucht würden allerdings viermal so viele Auszubildende. Der Bäckerberuf sei nicht mehr attraktiv, meint Werner Nau. Auch die Anzahl der Betriebe ist zurückgegangen. Vor 50 Jahren existierten noch zischen 40 und 50 Betrieben, mittlerweile verringerte sich deren Zahl auf 15. Nau bedauert das Aussterben der Bäckereien sehr. Er liebe seine Arbeit und lebe dafür, sagt er. "Es ist ein toller, schöner Beruf - und sehr abwechslungsreich." Selbst das frühe Aufstehen mache ihm nichts aus: So hätte er wenigstens noch etwas vom Tag.

Die jungen Leute ziehe es eher in Berufe, in denen sie mit Computern arbeiten und schnell viel Geld verdienen. Dabei würden sie sich aber einem hohen Job-Risiko aussetzen. Der Bäckerberuf hingegen sei "krisensicher." Viele zögen auch das Studium der Ausbildung vor. Dabei wäre das nach der Meisterprüfung, die einem Fachabitur gleichkommt, immer noch möglich. Um das Ansehen des Berufs aufzuwerten, will die Innung verstärkt bei Infotagen auftreten und Jugendlichen den Berufs näherbringen. Nau blickt positiv ins Jahr. Planung sei in dem Beruf ohnehin schwer. Das Gewerbe sei permanent Änderungen unterzogen und man könne kaum Zukunftsprognosen anstellen.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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