Fürstenfeldbruck:Blumen und Teiche

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Am Tag der offenen Gartentür präsentieren vier Bewohner des Landkreises Besuchern ihr privates Grün

Von Sabrina Küspert, Fürstenfeldbruck

In Gärtnereien und auf Gartenshows kann man sich von Themengärten inspirieren lassen. Doch sie haben einen Nachteil: Es sind bloß künstliche Ausstellungsstücke. Sie gehören niemandem und sind unbelebt. Beim "Tag der offenen Gartentür" am Sonntag, 25. Juni, werden jedoch vier Privatgärten im Landkreis öffentlich zugänglich, die sonst in der Nachbarschaft verborgen wären. Unter dem Motto: "Komm' doch in meinen Garten!", können Interessierte von 10 bis 17 Uhr dort praktische Beispiele von anderen Hobbygärtnern sehen und sich Anregungen für ihr eigenes Zuhause holen.

Diese Anlagen gehören dabei zu den besten Gärten um Fürstenfeldbruck. Alle vier wurden nämlich im vergangenen Jahr beim Wettbewerb "Der grüne und blühende Landkreis" des Brucker Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege ausgezeichnet. Bei den Privatbesitzern handelt es sich also um erfahrene Kleingärtner. Diese teilen darum auch gerne ihre Erfahrungen mit den Besuchern, erzählen von ihren Plänen, Erfolgen und Rückschlägen bei der Gartengestaltung.

Der "Tag der offenen Gartentür" ist also ein sehr persönliches Angebot, das bereits zum neunten Mal im Landkreis stattfindet. Trotzdem nehmen aber immer andere Privatgärten teil. Als Veranstalter bemühen sich der Bezirksverband der Gartenbauvereine und die Kreisfachberatung also um ein abwechslungsreiches Angebot. Über den Tag verteilt werden dabei etwa 300 bis 400 Besucher pro Garten erwartet. Jedes grüne Reich bietet dabei eine Besonderheit: von sehr gepflegten Anlagen über Natursteinflächen, Teich, Wasserfall und Kräuterbeet bis hin zu einem wild gewachsenen Garten.

Englischer Rasen

Bestimmendes Element: Irene und Gerd Hegener vor ihrem Teich. (Foto: Günther Reger)

Garteln verbindet Nachbarschaften. Zumindest beim Ehepaar Hegener in Germering ist das der Fall. "Es gibt keinen Zaun zu unseren Nachbarn. Unsere Gärten bilden eine wunderschöne, große Einheit", sagt Irene Hegener. Zwar trennen Farne, Rosenbüsche, Magnolien und Rhododendron die beiden Bereiche optisch von einander ab. Es gibt aber einen offenen Durchgang zum anderen Grundstück. Dessen Besitzer ließen sich gestalterisch von Hegeners Garten inspirieren. Umgekehrt verdanken sie den Nachbarn jedoch die vollen Weinreben um ihre Terrasse.

Im Bereich davor erstreckt sich ein langer Grünstreifen. Dieser scheint zuerst nicht bemerkenswert. Tatsächlich aber ist es ein perfekter englischer Rasen. Von Anfang an habe ihr Mann Gerd kein Unkraut stehen lassen, erinnert sich Irene Hegener. Nicht nur mit dem Rasenmäher, sondern sogar mit der Schere pflege er den Abschnitt auch heute noch regelmäßig. Mit der gleichen Sorgfalt wurde vor 27 Jahren auch der Teich angelegt, der das bestimmende Element im Garten ist. Von ihm führt ein kleiner Bachlauf über Natursteine wieder zurück zum Ursprung. Die Grenzen der Wasseranlage ziert eine bunte Bepflanzung mit Stauden, Sommerblumen und Ziergehölzen. Diese farbenfrohe Vielfalt schätzt das Ehepaar im Ruhestand: "Wir leben einfach im Paradies. Schöner kann man es nicht haben."

Fischteich zum Baden

Für Mensch und Fisch: Klaus Beck an seinem Teich. (Foto: Günther Reger)

Legt man einen Teich an, muss man sich eigentlich entscheiden, ob dieser naturbelassen mit Fischen oder zum Schwimmen mit klarem Wasser gestaltet werden soll. Familie Beck aus Althegnenberg hat sich davon jedoch nicht beirren lassen. "Bei uns gibt es jetzt eine Besonderheit. Wir haben einen beschwimmbaren Fischteich", erzählt Klaus Beck begeistert. Mit 19 Metern Länge ist der Teich das vorherrschende Merkmal des Gartens. Gespeist wird er von einem Wasserfall, der sich in einem Bachlauf fortsetzt. Das gesamte Teichgebiet wird dabei von Steingartenpflanzen wie Trockenstauden, freiwachsenden Sträuchern und Edelweiß eingerahmt.

Um das Landhaus herum finden sich aber auch noch andere Gestaltungsmerkmale, wie Beck erklärt: "Meine Frau dekoriert einfach gern im Shabby Chic." Das ist ein Einrichtungsstil mit sichtbar gebrauchten Gegenständen. So hätten sie eine ganz besondere Begrenzung bekommen. Zum Nachbargrundstück hin steht nämlich ein Bau aus roten Abbruchziegeln und einem gusseisernen Fenster. Das Besondere daran: Er sieht wie eine Ruine aus.

Gemeinsam mit seiner Frau hat der 52-Jährige in den vergangenen neun Jahren diesen ländlichen Hausgarten angelegt. Und auch jetzt noch wird die meiste Zeit dafür am Wochenende investiert. "Für uns war eben ein großer, schön gestalteter Garten schon immer ein Muss."

Wild und naturnah

Jahr für Jahr ein Blütenmeer: Willem van Rooijen vor einer Ramblerrose. (Foto: Günther Reger)

Betritt man den Garten von Willem van Rooijen, wird man zuerst durch einen prächtigen Laubengang zum Haus hingeführt. Auf zehn Metern Länge ranken sich an den Holzsäulen rosa und veilchenblaue Ramblerrosen empor, die ein dichtes Blütendach bilden. Den Rest des Gartens verdunkeln dagegen große Obstbäume, Lärchen und Erlen. Und selbst Nachtkerzen, die andere Gartenbesitzer oft als Unkraut entfernen, dürfen bei Rooijen wachsen. "Ich mag es einfach, wenn mein Garten ein bisschen wild und naturnah ist", sagt der gebürtige Niederländer. Zwar sei der Garten 1978, als er sein Haus in Grafrath kaufte, noch lichtdurchflutet gewesen. Doch dann hätten die Bäume Zeit gehabt zu wachsen und Schattenpflanzen konnten sich ansiedeln. "Jetzt gibt es bei mir eben Jahr für Jahr ein wunderschönes Blütenmeer aus bunten Stauden und rosa-violettem Phlox zu sehen."

Die Begeisterung fürs Garteln entstand schon in der Kindheit in den Niederlanden, als er dem Vater bei der Landwirtschaft half. Und seitdem der 69-Jährige in Rente ist, kann er sich noch intensiver mit seinem Garten beschäftigen. Sein Spezialgebiet sind dabei die Ramblerrosen, die auf dem gesamten 1000 Quadratmeter großen Grundstück präsent sind: "Ich habe so viel über diese wildrosenartigen Blumen gelesen. Da möchte ich auch am Sonntag Interessierten gerne etwas darüber erzählen."

Lebensraum für Tiere

Arbeit für jeden Nachmittag: Roland Köstler bei der Blumenpflege. (Foto: Günther Reger)

Bis zwei Teiche für Bergmolche und Goldfische angelegt sowie Gewächshäuser und Hochbeete gebaut waren und ein Steingarten zwischen zahlreichen Blumen entstehen konnte, musste die Familie Köstler überhaupt erst einmal einen Garten schaffen. Zuerst war auf dem ehemaligen Gewerbegrund in Alling-Germannsberg nämlich nur eine Wiese, der Rest war geteert und gepflastert. Gemeinsam hat die Familie dann den Asphalt rausgeschnitten, Parkplätze und Garagen entfernt. "Und jetzt gibt es bei uns über 100 verschiedene Pflanzen. Viel mehr als man zählen kann", beschreibt Roland Köstler seinen etwa 1000 Quadratmeter großen Garten.

Auf dem Grundstück direkt am Waldrand blühen zum Beispiel violetter Sommerflieder, rote und gelbe Seerosen, Lavendel und Kletterrosen. Sogar Weintrauben, aus denen Köstler jedes Jahr etwa 40 Liter Roséwein macht, ranken sich neben Hochbeeten mit Gurken, Paprika und Bohnen empor. Und als wäre das nicht schon vielfältig genug, ist der Garten auch noch Lebensraum zahlreicher Tiere. Eidechsen, Frösche, Meisen und sogar Fledermäuse haben sich dort angesiedelt.

Die unterschiedlichen Flächen brauchen natürlich auch viel Pflege. "Jeden Tag a bisserl was", ist dabei Köstlers Devise. Ab drei Uhr nachmittags gartelt der 57-Jährige nämlich immer. Da freut es ihn natürlich jetzt, Besuchern aus dem ganzen Landkreis seinen Garten zu zeigen.

"Tag der offenen Gartentür", Sonntag, 25. Juni, 10 bis 17 Uhr in vier Gärten im Landkreis. Hegener, Wotanstraße 1, Germering; Beck, Stockwiesenweg 6, Althegnenberg; Van Rooijen, Rassosiedlung 3, Grafrath; Köstler, Germannsberg 10, Alling-Germannsberg.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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