Fürstenfeldbruck:"Bitte nur Scheine"

Lesezeit: 2 min

Das Markenzeichen von Horst Evers sind seine roten Hemden - und die abstrusen Geschichten. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Horst Evers liest in Fürstenfelder Literaturreihe

Interview von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Für Horst Evers ist, zum Beispiel, ein Lebensmittelskandal erst dann ein Skandal, wenn neben Pferdefleisch in der Lasagne auch der Sattel gefunden würde. Evers denkt da konsequent weiter, wo andere aufhören würden, spinnt den Gedanken zu Ende. Er selbst bezeichnet sich als "Geschichtenerzähler", aber wie der Autor und Kabarettist aus Berlin seine ins Abstruse und Absurde mündenden Geschichten vorträgt, ist sehr hörens-, aber vor allem sehenswert.

Am Mittwoch, 27. April, wird Horst Evers im Rahmen der renommierten Reihe "Literatur in Fürstenfeld" vortragen, was ihm neben einer treuen Leserschaft und einem Stammpublikum auch diverse Kabarettpreise eingebracht hat. Zuletzt hat Evers den Roman "Alles außer irdisch" veröffentlicht, die Geschichte des Goiko Schulz, der die Welt zu retten versucht, nachdem ein riesiges außerirdisches Raumschiff auf den Großflughafen Berlin gekracht ist - ausgerechnet bei der Eröffnungsfeier. Eine Woche vor seinem Auftritt im Veranstaltungsforum Fürstenfeld gab Horst Evers dieses Interview.

SZ: In Fürstenfeldbruck lautet das Thema ihres Auftritts "Lesung aus allen Büchern". Wie viele Wochen, denken Sie, werden Sie dafür benötigen?

Horst Evers: Ich lese ja nicht alle Geschichten aus allen Büchern. Tatsächlich wird der Schwerpunkt natürlich auf neuen Geschichten liegen, die aber hier und da von passenden älteren unterstützt werden.

Ihr Erkennungszeichen ist ein rotes Hemd. Das Herrenoberbekleidungsgeschäft ihres Vertrauens muss gut an Ihnen verdienen. Wie viele rote Hemden nehmen Sie auf eine Lesereise mit?

Da ich alleine auf der Bühne bin, reichen hier zwei Hemden für insgesamt vier Auftritte. Wenn sich Kollegen während der Vorstellung in meiner unmittelbaren Nähe aufhalten nehme ich auch schon mal mehr Hemden mit. So sozialverträglich bin ich dann doch.

Was hat man Ihnen noch nie auf die Bühne geworfen, was hätten Sie gerne mal?

Geld. Aber nur Scheine oder Wertpapiere.

Alle scheinen sich jetzt mit Böhmermann zu solidarisieren und Kapital daraus zu schlagen. Sie auch? Ist ein Protestsong, -gedicht oder gar -roman in Aussicht?

Da ich in Berlin zwei wöchentliche Radiokolumnen bestreite, habe ich natürlich auch zwei Geschichten mit Böhmermann-Bezug geschrieben. Ich glaube aber nicht, dass ich die in Fürstenfeldbruck lesen werde. Bis dahin wird ja gewiss schon wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Normalerweise halte ich mich ohnehin von solchen Hybris-Themen fern. Nur im Böhmermann-Fall betraf es ja die Branche an sich.

Sie arbeiten sich in Ihren Programmen seit Jahren am Großflughafen BER ab, und es drängt sich der Eindruck auf, als ob Sie die Fertigstellung dadurch ganz bewusst verzögern. Kommen Existenzängste auf, wenn mal auf dem Flugplatz geflogen wird?

Wenn es etwas gibt, wovor in Berlin wirklich niemand Angst hat, dann dass mal was fertig werden und funktionieren könnte. Diese Sorge ist uns fremd.

Mit welchen Gefühlen und Erinnerungen möchten Sie Fürstenfeldbruck wieder verlassen?

Mensch, das war ja noch schöner, als alle immer gesagt haben, dass es ist.

Horst Evers, Veranstaltungsforum Fürstenfeld, Mittwoch, 27. April, von 20 Uhr an, Karten ab 18 Euro.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: