Fürstenfeldbruck:Bingo!

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Jeden Monat veranstaltet die Awo im Josefstift einen echten Klassiker, bei dem dieses Mal sogar ein Jackpot geknackt wird

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

"Zweite Reihe, 56, 78, 13. Ruhe da hinten!" Die Stimme der Ansagerin klingt klar durch den Raum. Mit strengem Blick mustert sie die Störenfriede. Dann geht es weiter. "77, 67." Bis schließlich jemand aus einer der hinteren Ecken des Raumes im Josefstift ruft: "Bingo!"

Der Bingo-Nachmittag ist bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Fürstenfeldbruck bereits eine fest etablierte Veranstaltung in jedem Monat. So etabliert, dass sich die Mitglieder an die Einführung schon gar nicht mehr erinnern können. "Das gab es schon, als ich gekommen bin. Also zehn Jahre mindestens", erklärt Organisator Hans Lintner. Es sei eine der beliebtesten Veranstaltungen der Awo. An diesem sonnigen Freitagnachmittag ist der Saal besonders gut gefüllt. Um die 40 Menschen sitzen aufmerksam über ihre Karten gebeugt und verfolgen mit höchster Konzentration die Ziehung der Zahlen. Hin und wieder ertönt ein erfreuter Ausruf, wenn die richtige Zahl gezogen wurde und man wieder ein Kästchen ankreuzen konnte. Vor allem im letzten Spiel steigt die Spannung an. Denn in dieser finalen Runde geht es um den Jackpot des Vereins, der jedes Jahr vor Weihnachten ausgeschüttet wird. Nur derjenige, der als erstes alle Zahlen auf seiner Karte ankreuzen kann, darf die 80 Euro mit nach Hause nehmen. Bei jeder neuen Ziehung geht ein Raunen durch den Raum, durchmischt von enttäuschten Seufzern. Und schließlich, nach nicht einmal zehn Minuten, ertönt schließlich das entscheidende, triumphierende: "Bingo!" Es folgt aufgeregtes, zum Teil resigniertes Murmeln. "Tja, schon wieder nichts," stöhnt eine Frau im Publikum. Bingo sei eben reine Glückssache.

Selbst langjährige und passionierte Spieler haben dabei keinen wirklichen Vorteil, meint Lintner. Tricks oder Kniffe gibt es bei dem Spiel nicht. "Entweder deine Zahlen werden gezogen oder nicht." Es gebe allerdings mehrere Möglichkeiten zu gewinnen. Jeder Spieler kann zu Beginn beliebig viele Stapel zu je fünf Bingokarten in einer jeweils anderen Farbe erstehen. Auf jeder Karte befinden sich drei Zahlenreihen mit jeweils fünf Zahlen von eins bis 90. In jeder Farbkategorie werden dann drei Runden, sogenannte Reihen, gespielt. Derjenige der, je nach Runde, zuerst eine, zwei oder drei Zahlenreihen auf einer Karte ankreuzen konnte, hat die jeweilige Reihe gewonnen. Dann erhält man einen Preis in Höhe von drei, fünf oder acht Euro. Man könne seine Chance nur erhöhen, wenn man sich mehr Kartenstapel kauft und damit mehr Möglichkeiten hat, eine Reihe zu vervollständigen, meint Lintner. "Die meisten kaufen drei, manche aber auch fünf." Da sei es nicht immer ganz leicht, die Ziehung auf allen Karten gleichzeitig zu verfolgen. "Das erfordert höchste Konzentration. Deshalb ist Ruhe während des Spiels sehr wichtig. Die Dame, die die Zahlen ausruft, ist da sehr gewissenhaft." Tatsächlich: Kaum hebt Gemurmel an, ertönt eine Glocke, gefolgt von einem energischen "Ruhe bitte!". Eine Aufforderung, die in den meisten Fällen auch sofort befolgt wird.

Sehr oft müssen die mahnenden Worte ohnehin nicht gesprochen werden. Die Spannung und Konzentration im Raum reichen aus, um die Spieler schweigen zu lassen. "Der Gewinn macht das Ganze sehr aufregend. Auch wenn es nur fünf Euro sind," erklärt eine Spielerin.

Einer Frau ist das Glück an diesem Tag besonders hold. Sie gewann ein ganzes Spiel, konnte in jeder Runde als erste das entscheidende Wort ausrufen. Und das auf einer Karte. "Das ist ganz selten", meint Lintner. "Dass man nacheinander eine Reihe auf einer Karte vervollständigt, also mit einer Karte die drei, fünf und acht Euro gewinnt, kommt so gut wie nie vor." Bei ihr scheint das jedoch nicht so unwahrscheinlich zu sein. "Ich glaube, es gab noch nie einen Monat, bei dem sie nichts gewonnen hat", meint jemand aus der Runde. "Sie sagen, jetzt lassen sie mich bald nicht mehr mitspielen", meint die Gewinnerin mit einem Lächeln. "Dabei ist es einfach nur Glück!"

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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